30.03. | Paul Temple und der Fall Marquis |
03.03. | Die weiße Mafia |
16.02. | Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen |
11.02. | Im Dutzend zur Hölle |
28.01. | Die Engel von St. Pauli |
21.01. | Die Todeskralle des grausamen Wolfes |
06.01. | Die Mörderklinik |
12.12. | Paul Temple: Jagd auf Z |
27.11. | Die drei Supermänner räumen auf |
30.10. | Die Heuchler |
10.10. | X 312 … Flug zur Hölle... |
03.10. | Das Todeslied des Shaolin |
15.09. | Der Koloss von Konga |
26.08. | Das Omen des Bösen |
11.08. | Menschen im Hotel |
06.08. | Mädchen: Mit Gewalt |
kurzrezension
09.11. | Return of the Warrior |
30.05. | Iron Sky - Director's Cut (blu-ray) |
21.05. | Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“ |
22.04. | True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray) |
- geschnittene Version
Blutfontänen gehören schon seit längerem zum stilistischen Handwerkszeug des japanischen Kinos. Die aktuell immer noch anhaltende Welle absurder Splatterfilme à la „Machine Girl“ („Kataude mashin gâru“, Regie: Noboru Iguchi, Japan, USA 2008) oder „Robogeisha“ (Regie: Noboru Iguchi, Japan 2009) nutzt das bekannte Stilmittel und verbindet es mit weiteren Splattereffekten sowie Geschichten jenseits des Gewöhnlichen. Wenn ein solcher Film dann um eines seiner wesentlichen Ausstellungsstücke beraubt herausgebracht wird, indem die Splattereffekte fehlen, dann stellt sich die Frage, was noch übrig bleibt.
Die junge Yuki lebt mit ihrem im Rollstuhl sitzenden Vater, einem Priester, in einem futuristischen Tokyo. Die genaue Zeit bleibt unklar, spielt aber auch keine Rolle. Ganz in schwarz mit Tüllstoff verziert macht sich Yuki in einem niedlichen Kleid auf ihre Mission. Sie will an den Mördern ihrer Mutter Rache nehmen. Dazu verwendet sie einen ebenfalls schwarzen, mit Tüllrand versehenen Schirm, in dessen Spitze sich eine ausfahrbare Klinge befindet. Später wird sie auch noch auf ein Modell zurückgreifen, das schießen kann. Nacheinander sucht sie die Mörder auf, mit denen sie sich ein erbittertes Duell liefert.
Die schematische Handlung des Films ist nicht sein Grundproblem, sie wird erst durch zwei weitere Umstände zu einem entscheidenden Faktor. Einerseits wurde der Film in Deutschland nur um dreieinhalb Minuten geschnitten herausgebracht, wodurch jede Goreeinlage verschwunden ist, und andererseits gelingt es dem Film kaum, Yukis Gegnern etwas inhaltlich Relevantes abzugewinnen. Das Fehlen der blutigen Stilmittel ist problematisch, weil sie jeweils den Höhepunkt eines jeden Kampfes bilden, den Yuki mit einem der Mörder führt. Die Eruption der Gewalt ist Ausdruck ihres aufgestauten Rachegefühls, das spritzende Blut so etwas wie eine Erleichterung für Yukis Gefühlslage. Sie lebt für diese Mission, weil sie sonst keine Gefühle mehr kennt. Die gesamte emotionale Verbitterung der Hauptfigur mit den tragischen Zügen, die sich in ihrer Verkümmerung auf das eine Ziel offenbaren, fehlt deswegen in dem Film. Die Splattereinlagen sind eben nicht nur einfach Gewalt, sondern sie haben auch eine dramaturgische Funktion, die nun der Schere zum Opfer gefallen ist. Der vorhandene Torso besteht also nur noch aus der Action, die keine intensive Bedeutung mehr entfacht.
„Gothic & Lolita Psycho“ leidet aber nicht alleine an der deutschen Zensur, sondern auch an den weitgehend farblos gestalteten Opfern Yukis. Ihre Motivation für den Mord sowie ihre
jeweiligen Charaktereigenschaften bleiben unbeleuchtet. Erst am Ende werden wenigsten die Hintergründe der Tat als Überraschung präsentiert, aber da ist es für den Film bereits zu spät. Denn den Kämpfen fehlt eine inhaltliche Einordnung. Der Film vermeidet es, griffig herauszuarbeiten, an wem Rache geübt wird, weil er sich kaum für die Figuren und deren Lebensumstände interessiert. Sie sind einfach nur da und müssen als der Lehrer, das Schulmädchen oder die Clubbesitzerin auf der Bildfläche auftauchen, damit Yuki jemanden hat, den sie töten kann. So schafft es Regisseur Gô Ohara problemlos, das Schematische der Dramaturgie in den Vordergrund zu rücken, wo es doch sinnvoll gewesen wäre, die wenig originelle Handlung durch andere, packende Elemente aus dem Blickfeld zu rücken. Das ist vor allem deswegen ausgesprochen schade, weil es kleine Ansätze gibt, um dem Film mehr Wucht zu verleihen.
Das zugegeben extrem alberne Furzen des Lehrers vor drei giggelnden Schülerinnen, denen er gerade seine speziellen Kräfte vorführen möchte, um sie zu beeindrucken, ist aber dennoch eine zarte Andeutung in Richtung stärkerer Charakterisierung. Denn hier könnte so etwas wie die Erotisierung von Schulmädchen sowie die Problematik eines innerschulischen Machtverhältnisses eine Rolle spielen. Das würde dem Gegner Yukis eine Substanz verleihen, welche das Ziel ihrer Rache griffig erscheinen ließe. Der Film bietet über die Auswahl der Racheopfer das Potential, eine grelle Abrechnung mit bestimmten Lebensbereichen durchzuführen. In der Gestaltung eines Schulmädchens mit einer glitzersteinbesetzten Augenklappe sowie grotesken Pistolen, auf denen sich eine Art Bajonett befindet, ist ein solcher Ansatz ebenfalls vorhanden. Wenn die cartoonartig verzerrte Figur mitten im Kampf einen Anruf bekommt und sich der Schaft ihrer Waffe als Klapphandy entpuppt, dann greift der Film zur grellen Satire. Solche Momente sind aber viel zu selten, so dass „Gothic & Lolita Psycho“ letztlich nicht in Erinnerung bleibt. Der monoton grimmige Gesichtsausdruck Rina Akiyamas passt zwar zu ihrer inneren Verkümmerung, er kann den Film aber nicht alleine tragen.
Bildqualität
Gegen das Bild der Bluray gibt es kaum etwas einzuwenden, da die Schärfe jenseits der mit Weichzeichner gestalteten Rückblenden auf klare Konturen und einen ansprechenden Detailreichtum zurückgreifen kann. Die kräftigen Farben überzeugen ebenso. Der Schwarzwert könnte allerdings etwas kräftiger sein. Insgesamt ist die Bildqualität aber für einen Film dieser Art gelungen.
Tonqualität
Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren verfügen über eine ganz nette räumliche Präsenz, ohne besonders druckvoll zu klingen. Die hinteren Lautsprecher werden mit in das akustische Geschehen einbezogen, aber die eingeschränkte Dynamik verhindert, dass die Tonspuren ihre Kraft voll entfalten könne. Die Dialoge sind hingegen gut verständlich und sauber abgemischt.
Extras
Der etwa 26-minütige Beitrag „Action of Gothic Lolita“ zeigt Aufnahmen von den Proben zu den Action-Szenen, die durch Storyboard-Einblendungen sowie die Filmszenen illustriert werden. Auf eine Übersetzung der japanischen Schrifteinblendungen hat man verzichtet. Ein hübscher Beitrag.
Die etwa 19-minütige Dokumentation „Virtual Trip“ zeigt die Hauptdarstellerin in ihrem Filmkostüm, in dem sie an irgendwelchen japanischen Orten unterwegs ist. Da sie ständig mit jemandem hinter der Kamera spricht und auch hier auf deutsche Untertitel verzichtet wurde, wollte das Label den Beitrag wohl den japanisch sprechenden Bevölkerungsteilen in Deutschland vorbehalten. In dieser Form hätte „Virtual Trip“ auch einfach weggelassen werden können. Man sollte sich schon überlegen, wann es sinnvoll ist, Bonusmaterial zu veröffentlichen und wann nicht.
Ein Trailer zum Film ist auf der Bluray ebenfalls enthalten.
Fazit
„Gothic und Lolita Psycho“ leidet unter der zumeist einfallslosen Gestaltung der Racheopfer, welche die Hauptfigur auf ihrem Feldzug niedermetzelt, und unter den zahlreichen Schnitten, die für die deutsche Blurayveröffentlichung durchgeführt werden mussten. In der vorliegenden Fassung lohnt sich der Film leider nicht, deutliche Schwächen bleiben aber auch bestehen, wenn man sich die Splatterszenen wieder hinzudenkt. Technisch ist die Bluray sehr ordentlich.
Stefan Dabrock
06.07.2011
Originaltitel | Gosurori shokeinin (Japan 2010) |
Länge | 85 Minuten (24p) |
Studio | I-on new media |
Regie | Gô Ohara |
Darsteller | Rina Akiyama, Misaki Momose, Minami Tsukui, Satoshi Hakuzen, Fumie Nakajima, Yukihide Benny, Asami, Yurei Yanagi, Ruito Aoyagi, u.a. |
Format | 1:1,78 (16:9) |
Ton | DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Japanisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Virtual Trip, Action of Gothic Lolita, Trailer |
Preis | ca. 17 EUR |
Bewertung | uninspiriert, technisch sehr ordentlich |