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rezensionen

30.03. Paul Temple und der Fall Marquis
03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

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Der gefährlichste Mann der Welt

Der gefährlichste Mann der Welt

„Brisante Erkenntnisse aus dem Reich der Mitte: Die Chinesen arbeiten an einer Wachstumsformel, mit welcher sie die Macht in der dritten Welt an sich reißen wollen. Die US-Regierung schickt den Nobelpreisträger Hathaway nach China: Er soll die Formel bekommen, koste es was es wolle. Was Hathaway zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß: In seinen Kopf haben die Amerikaner eine Minibombe eingepflanzt. Sollte er scheitern, wird er sofort getötet“ (Koch Media).

Diesmal sind es die Chinesen, gegen die der amerikanischen Staat vorgehen will. Denn das Enzym, an dem die Chinesen gearbeitet haben, ist in der Lage, Pflanzen an den unmöglichsten Orten wachsen zu lassen. Wer es besitzt, hat die Macht über Nahrungsmittel, ein unschätzbares Gut. Dabei kann sich Regisseur J. Lee Thompson vor allem auf seinen Hauptdarsteller Gregory Peck verlassen, der auch in den wenig dramatischen Szenen eine derart lässige Ausstrahlung besitzt, dass seine Leistung den gemächlichen Handlungsfortgang nach der Einführung überspielt. Das Treffen Hatahways mit einem chinesischen Abgesandten in einem Etablissement in Hongkong hat zwar dank der wunderbaren Ausstattung einen visuellen Charme, aber weder der exotisch anmutende Ort noch das Treffen selbst fügen der Dramaturgie etwas entscheidendes hinzu. Die Demonstration der Gegensätze, über die der chinesische Abgesandte spricht, läuft ins Leere, weil der Drehbuchautor vergessen hat, einen Zusammenhang zum Enzym herzustellen. Aber immerhin führt der Handlungsteil zu einer an die James Bond Filme erinnernden Szene, wenn in Hathways Hotelbett eine unbekleidete Frau den Wissenschaftler nach dessen Rückkehr erwartet. Anders als der Geheimagent der britischen Krone lehnt Hathaway das eindeutige Angebot jedoch ab, so dass die Episode wie eine ironische Reminiszenz an das Gebaren Bonds wirkt, der einen Klischeestandard gesetzt hat, welcher jedoch nicht für alle Helden passt.

In China ist der handlungstechnische Leerlauf schließlich vorbei, denn jetzt geht es für Hathaway direkt darum, die Formel für das Enzym an sich zu bringen und außer Landes zu schaffen. Neben der gelungenen Spannungsinszenierung, die mit der Gefahr in der Höhle des Löwen arbeitet, in der sich Hathaway befindet, spielen auch moralische Fragen eine Rolle. Hathaways Ansicht, dass wissenschaftliche Errungenschaften der ganzen Welt und nicht einem einzelnen Staat gehören, steht dabei zwischen allen Stühlen. In einer faszinierenden Diskussion mit Mao wird deutlich, dass die chinesische Seite zu der Fragestellung eine ganz andere Meinung hat, dasselbe gilt jedoch auch für Hathaways Auftraggeber. Deswegen befindet sich der Wissenschaftler in einer lebensbedrohlichen Situation, die durch die Minibombe in seinem Kopf weiter gesteigert wird. Sie hängt als Damoklesschwert über jeder Szene des Films, so dass die Lässigkeit immer auch ihren Gegenpart besitzt. Beides ergibt zusammen eine Agentenatmosphäre widersprüchlicher Dramatik, die den Reiz des Films ausmacht, nachdem er erst einmal in Fahrt gekommen ist.

Bildqualität

Bei der Bildqualität der DVD herrscht ein solides Niveau vor. Die Konturenschärfe kommt natürlich nicht an heutige Werke heran, kann sich aber sehen lassen. Der Detailreichtum ist allerdings nicht so stark ausgeprägt wie bei so manch anderem Film aus der Zeit. Die Farben sind zumeist kräftig, wenn sie mal etwas schwächer ausfallen, dann weil das dem visuellen Konzept entspricht, mit dem das China der damaligen Zeit charakterisiert werden soll. Verschmutzungen und Defekte sind selten. Das Hintergrundrauschen stört nicht.

Tonqualität

Die 2.0-Mono-Tonspuren wurden etwas zurückhaltend abgemischt. So hätte die Musik in den dramatischen Szenen ruhig etwas mehr Klangfülle vertragen können, störende Verzerrungen gibt es aber nicht. Die Dialoge sind verständlich.

Extras

Im Audiokommentar ordnen der Filmkritiker Lee Pfeiffer und der Journalist Eddie Friedfeld den Film in das Subgenre des Agententhrillers ein. Dabei präsentieren sie eine Fülle an Vergleichen zu anderen Filmen des Subgenres, bewerten die politische Haltung des Films beziehungsweise die gesellschaftliche Stimmung zur Entstehungszeit und gehen auf zahlreiche Motive des Films ein. Schauspieler und Kameraarbeit sowie die Dramaturgie werden ebenfalls kenntnisreich kommentiert. Ein sehr guter Audiokommentar.
Die Super-8-Fassung, Alternative Szenen, eine Bildergalerie und ein Trailer zum Film sind auf der DVD ebenfalls ethalten.

Stefan Dabrock

30.05.2011

   
Originaltitel The Chairman (USA 1969)
Länge 95 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie J. Lee Thompson
Darsteller Gregory Peck, Anne Heywood, Arthur Hill, Alan Dobie, Conrad Yama, Zienia Merton, Ori Levy, Eric Young, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch, Italienisch
Untertitel Italienisch
Extras Audiokommentar mit Filmkritiker Lee Pfeiffer und Journalist Eddie Friedfeld, Super-8-Fassung, Alternative Szenen, Bildergalerie, Trailer
Preis ca. 14 EUR
Bewertung guter Durchschnitt, technisch solide