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rezensionen

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03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
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03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
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06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Raum ohne Hoffnung

I saw the Devil

I saw the Devil

Gut gegen Böse, so lautet oftmals die bewährte Formel im Genre-Film. Regisseur Ji-Woon Kim, der zuvor den unglaublich flachen „The Good, the Bad and the Weird“ realisierte, hält sich mit einem solchen Ansatz nicht auf. Das Gute ist in „I saw the Devil“ bestenfalls als Echo spürbar, als Reflexion dessen, was auch da sein könnte, wenn es nicht unter der Gravitation der Triebhaftigkeit auseinandergerissen würde.
Der Geheimagent Soo-hyeon Kim telefoniert mit seiner Ehefrau, die wegen einer Autopanne auf den Abschleppdienst wartet. Als ihr Mörder auftaucht, hat sie keine Chance, denn die Fensterscheiben ihres Wagens sind für Serienkiller Kyung-Chul kein Hindernis. Nachdem ihr Leichnam aufgefunden worden ist und Soo-hyeon Kim Gewissheit hat, nimmt er sich zwei Wochen Urlaub, um die Angelegenheit nach seinen Maßstäben zu regeln. Der Vater seiner toten Frau ist der örtliche Polizeichef, so dass er an die Akten einiger Verdächtiger herankommt. Nachdem Kim den Mörder seiner Frau aufgespürt hat, beginnt er ein Rachespiel der düsteren Sorte. Aber sein Opfer, der Serienkiller, ist nicht gewillt, sich kampflos in sein Schicksal zu ergeben.

Streng genommen ist es völlig falsch „I saw the Devil“ als Vertreter des Rachekinos zu charakterisieren, denn die Rache verfolgt immer auch das Ziel der Vergeltung. Ihr wohnt der Sinn inne, ein erlittenes Unrecht auszugleichen. Dieses Ziel gibt es in „I saw the Devil“ nicht. Von Beginn an, als die Ehefrau des Geheimagenten tot aufgefunden wird, hat die Triebhaftigkeit auch das Regiment über den Agenten übernommen. Die kontrollierte Attitüde, mit der er sich Utensilien besorgt, um seinen Plan durchzuführen, darf nicht darüber hinwegtäuschen, das unter der Oberfläche scheinbarer Rationalität ein unkontrollierter Vulkan brodelt. Das, was er durchführt, ist nicht auf einen klaren Abschluss ausgerichtet. Es ist vielmehr ein Spiel mit dem eigenen Sadismus, der durch die Tat Kyung-Chuls geweckt wurde. Deswegen hört der Agent auch nicht auf und geht nicht nach festgelegten Punkten vor, sondern improvisiert mit den Gegebenheiten des Ortes, an dem er den Serienkiller stellt. Er lässt ihn wieder frei, um ihn erneut zu jagen, ohne dass nachvollziehbar wäre, wann alles enden soll. Eine klarer Endpunkt aber wäre die Bedingung für Rache, denn ohne Endpunkt fehlt es am Ausgleich des Unrechts, weil ein Ausgleich irgendwann auch abgeschlossen ist. Stattdessen existiert nur ein fortwährender Sadismus, der auf fruchtbaren Boden trifft, denn der Serienkiller ist bei dem Thema ganz in seinem Metier. Der unstillbare Trieb beherrscht auch Kyung-Chul, der bei seinen Frauenmorden mit eiskalt-kontrollierter Art vorgeht. Geheimagent und Serienkiller duellieren sich in einem Raum ohne Hoffnung, in dem nur Dunkelheit herrscht.

Regisseur Ji-Woon Kim gelingt die künstlerische Meisterleistung, die ungewöhnlichen I saw the Devil zweieinhalb Stunden seines Serienkillerepos zu füllen, ohne in die Falle der Stagnation zu tappen, obwohl bei den beiden Hauptfiguren keine nennenswerte Charakterentwicklung stattfindet. Denn sie agieren bereits von Anfang an als Botschafter der Düsternis. Die Dynamik entsteht durch das geschickte Ausloten der charakterlichen Untiefen in Verbindung mit einer brillanten visuellen Gestaltung. Die Figuren entwickeln sich zwar nicht im Verlauf der Handlung, aber sie werden immer detaillierter vorgestellt. Kyung-chul betritt als bösartiger Killer die Bühne des Films, um später auch noch andere Facetten zu offenbaren. Er agiert teilweise mit einer banalen Normalität, die ihn wie einen gewöhnlichen Jedermann erscheinen lässt, wenn er als Schulbusfahrer auftritt. Seine Empörung über das seiner Meinung nach „kranke“ Verhalten des Geheimagenten, der ihm übel mitspielt, wirkt so erstaunt fassungslos, dass man mit ihm fast Mitleid bekommen kann. Trotz aller Brutalität gelingt es Ji-Woon Kim, Kyung-Chul als Menschen dazustellen. Darin liegt eine der Stärken des Films, denn dadurch erscheint das Geschehen umso erschreckender, weil der Abgrund, den der Film offenbart, ganz nah ist.

Das gilt auch für den Geheimagenten dessen „Bewegung“ aber in anderer Richtung verläuft. Während seine Motive am Anfang, bevor man das ganze Ausmaß seine Tuns erfasst, moralisch fragwürdig, aber emotional nachvollziehbar erscheinen, ändert sich das im Verlauf des Films. Ihm wird ein Teil dessen genommen, was dem Klischee nach menschlich ist. Die innere Leere, die ihn aufgrund des Verlustes seiner Frau erfasst hat, wird in seinem sadistischen Spiel deutlich. Ohne klar erkennbares Ziel tragen seine Handlungen die Handschrift des Bösen. Ihre Verselbständigung reflektiert den Verlust des Respekts vor dem Leben, der den Geheimagenten erfasst hat. Die Auslotung der erschreckenden Erkenntnis, dass der Weg dahin nicht weit ist, gehört ebenfalls zu den großen Stärken des Films.

Indem sich beide Figuren mit radikaler Konsequenz aus dem gesellschaftlich akzeptierten Leben entfernt haben, wurde ein eigener Raum geschaffen. Hier agieren sie ohne Rücksicht auf Verluste, wobei sie nicht völlig allein sind. Denn wie in einem morbiden Märchen gibt es auch Nebenfiguren, die als Ausprägung vorhandener Dämonen eine Rolle einnehmen. Die psychische Deformation Kyung-chuls findet darin ihren Niederschlag. Dabei erzeugt Ji-Woon Kim eine bedrückend-schauerliche Atmosphäre, indem er zusammen mit seinem Kameramann Mogae Lee wunderschöne Bilder erschaffen hat. Der elegante Schneefall bei Nacht, die elegische Bankszenerie nach der Beerdigung oder das ästhetisch ausgeleuchtete Haus im Dunkel des Waldes, sie alle besitzen eine morbide Schönheit voller Verführungskraft. Die Gewalt ist nicht nur abstoßend, sie verfügt über eine bizarre Strahlkraft, der man sich immer wieder aufs neue entziehen muss, um nicht auch den Raum zu betreten, in dem Kyung-chul und der Geheimagent ihr Duell ausfechten.

Bildqualität

Die Bluray leistet sich keine nennenswerten Schwächen. Die Konturen sehen klar aus und die Details werden sehr gut herausgearbeitet, so dass die ausgefeilten Bilder ausgezeichnet zur Geltung kommen. Die Farben überzeugen mit kräftigen Tönen, der sehr gute Kontrast sorgt für ein differenziertes Bild. Trotz eines tiefen Schwarzwertes werden keine Details in dunklen Passagen verschluckt. Eine überzeugende Bluray.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren verfügen über eine ausgewogene Abmischung, welche die Dialoge klar herausarbeitet, ohne dass sie durch Nebengeräusche übertönt werden. Für die räumliche Atmosphäre ist im wesentlichen die Musik zuständig. Das akustische Geschehen spielt sich aber hauptsächlich auf den vorderen Lautsprechern ab. Insgesamt ein recht guter Ton.

Extras

I saw the Devil

Das Making Of ist ein etwa 18minütiger Zusammenschnitt uninteressanten B-Roll-Materials, das immerhin deutsch untertitelt ist, so dass man den Blödeleien am Set sowie den Regieanweisungen folgen kann.
Von den 3 Interviews ist lediglich das etwa 12minütige Gespräch mit Regisseur Ji-Woon Kim sehenswert, weil Kim ein paar Anmerkungen zum Motiv des Duells sowie zu seinen Darstellern macht, die über eine reine Beschreibung hinausgehen.
Die beiden Darsteller Min-sik Choi und Byung-hun Lee haben in ihren jeweils etwa dreieinhalbminütigen Interviews, die zudem noch aus verschiedenem Material zusammengeschnitten wurden, wenig zu sagen. Bei ihnen dominiert die Inhaltsangabe. Am bemerkenswertesten ist noch Byung-hun Lees Ansicht, dass die Zuschauer bei Ansicht des Films ihren Alltagsstress vergessen könnten.
TV Spots und der Trailer zum Film sind auf der Bluray ebenfalls enthalten.

Fazit

„I saw the Devil“ eröffnet einen Raum ohne Hoffnung, in dem die beiden Hauptfiguren jenseits gesellschaftlicher Schranken und Moralvorstellungen agieren. Aus dem Zusammenspiel mit der visuellen Schönheit der Bilder ergibt sich ein düsteres Serienkillerepos, das erschreckende Spannungsverhältnisse bereithält. Technisch ist die Bluray sehr gut. Der Film ist in zwei verschiedenen Varianten erhältlich, einmal als FSK 18 Fassung und in einer Spio/JK Fassung, die länger ist.

Stefan Dabrock

13.05.2011

   
Originaltitel Akmareul boatda (Südkorea 2010)
Länge 142 Minuten (24p)
Studio Splendid
Regie Ji-Woon Kim
Darsteller Byung-hun Lee, Min-sik Choi, Gook-hwan Jeon, Ho-jin Jeon, San-ha Oh, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Koreanisch
Untertitel Deutsch, Niederländisch
Extras Making Of, Interviews, TV-Teaser, Trailer
Preis ca. 23 EUR
Bewertung sehr gut, technisch sehr gut