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rezensionen

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kurzrezension

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blu-ray

Die zerborstene Landstraße der Kunst

Slipstream Dream

Slipstream Dream

Der Drehbuchautor Felix Bonhoeffer befindet sich in einem Zustand unklarer Geisteshaltung, weil in seiner Wahrnehmung Drehbuchschöpfung, Filmteam, sein Privatleben und sonstige Eindrucke zu einer Kollage verschmelzen. Dabei ist es besonders bemerkenswert, dass er selbst durch das Sammelsurium stolpert, ohne besonders irritiert zu sein. Die logischen Brüche scheinen für ihn eine Art Selbstverständlichkeit zu sein, so dass die Mischung aus klassischem Gangster-Szenario, Filmteam und privaten Bekannten hingenommen wird.
Anthony Hopkins, der als Drehbuchautor, Regisseur, Komponist und Darsteller „Slipstream Dream“ seinen Stempel aufdrückt, versucht den Geisteszustand des Felix Bonhoeffer mit einer wüsten Stilmixtur visuell zu bannen. Dabei greift Hopkins auf Jump-Cuts, farbliche Verfremdungseffekte, ständigem Vor- und Zurückspulen einzelner Szenen, Wiederholungen und groteske Einfälle zurück, wie das Auftauchen zweier Figuren in der Festplatte des Rechners, auf dem Bonhoeffer gerade sein Drehbuch schreibt. Historische Bilder Hitlers tauchen im Bildersturm ebenfalls auf.

Der Vorteil seines Films ist die visuell ausgefeilte Kameraarbeit, die wunderschöne Bilder der Bar-, Wüsten- oder Nachtszenarien präsentiert. Der Nachteil seines Films ist der fehlende Zusammenhang innerhalb seines Bildersturms, der sich auch auf assoziativer Ebene kaum einstellen will. Die Montage wirkt schlicht beliebig. Natürlich kann man sich auf den interpretatorischen Weg begeben und das Nebeneinander der verschiedenen Ebenen als Slipstream Dream geniale Auseinandersetzung mit der wüsten Phantasie eines aus den Fugen geratenen Geistes feiern. Man kann dies weiter ausformulieren, indem man psychologische Maßstäbe ansetzt, um so die Bilder zu dechiffrieren. Das alles ist möglich, Hopkins hektischer Schnitt lädt dazu aber nicht ein. Das liegt nicht etwa daran, dass der Film im Sinne eines eigenbrödlerischen, aber brillanten Künstlers sperrig ist, sondern daran, dass die fertigen Schnittfolgen keinen Fluss haben. Sie wirken einfach nur aggressiv hysterisch - eine durchaus berechtigte Darstellung eines aus den Fugen geratenen Geistes, die aber besser in den Bildern als nur mit Hilfe des Schnittes zum Ausdruck kommen sollte. Denn die Bilder selbst tragen so etwas kaum in sich. Ihre Schönheit strahlt eher eine bizarre Friedlichkeit aus, wie sie irritierenden, hypnotischen Traumwelten zu eigen ist, die immer wieder Absurditäten als Normalität präsentieren. Hier zerbricht das künstlerische Konzept in seine Einzelteile, weil es keine schlüssige Verbindung gibt. Das ist ausgesprochen schade, denn die Ansätze zu einem herausragenden Kunstwerk sind erkennbar, alleine die Umsetzung ist mehr gewollt als gekonnt.

Bildqualität

Das Bild der Bluray ist sehr gut. Die Konturen sind ebenso scharf wie der Detailreichtum überzeugt. Hinzu kommt eine klare Farbzeichnung, welche die intensiven, tiefen Farbtöne ebenso gut wiedergibt wie inszenatorisch gewollte extreme Kontraste. So sehen machen Szenen deutlich überstrahlt aus. Das ist aber kein Mangel der Bluray, sondern Teil des visuellen Konzeptes. Nennenswertes Rauschen ist nicht zu sehen.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren nutzen die Bandbreite der vorderen Lautsprecher sehr gut, indem die Toneffekte mit guter Dynamik verteilt werden. Die hinteren Lautsprecher kommen eher selten zum Einsatz. Die Dialoge sind klar und verständlich. Insgesamt ein guter Ton, der angesichts der Machart des Films keine besondere, räumliche Kulisse besitzt.

Extras

Slipstream Dream

Im Audiokommentar äußert sich Anthony Hopkins sehr klar über die konzeptionelle Gestaltung des Films, ohne sich auf Interpretationen festzulegen. Er legt stattdessen Wert auf die Entwicklung des Projektes und Verknüpfungen einzelner Filmszenen zu eigenen Erlebnissen. Hopkins gibt Hinweise, bleibt aber letztlich offen, da er seine Äußerungen zum symbolischen Gehalt mancher Bilder sofort wieder relativiert. Ein guter Kommentar.
Das 15minütige Making Of besteht aus der üblichen Mischung diverser Interviewschnipsel und Filmausschnitten. Qualitäten entwickelt es nur selten bei einigen Aussagen von Athony Hopkins (Regie), wenn er sich zum gestalterischen Konzept des Films äußert. Die interessanten Inhalte sind aber auch im Audiokommentar enthalten, so dass das Making Of letztlich überflüssig ist.
Die 12minütige Rolle der Deleted Scenes enthält kein nennenswertes Material. Das liegt zu einem großen Teil auch daran, dass das Konzept des Films auf seiner Montage beruht, isolierte Szenen können deswegen keinerlei Wirkung entfalten.
Eine Bildergalerie, der Trailer sowie Texttafelfilmo- und biographien zu ein paar Darstellern sind auf der Bluray ebenfalls enthalten.

Fazit

„Slipstream Dream“ ist ein wilde, experimentelle Kollage über den aus den Fugen geratenen Geist eines Drehbuchautors, der jedoch an der inkonsistenten Verknüpfung aus visueller Erzählweise und Schnitt zerbricht. Technisch ist die Bluray gut.

Stefan Dabrock

05.09.2010

   
Originaltitel Slipstream (USA 2007)
Länge 96 Minuten (24p)
Studio Koch Media
Regie Anthony Hopkins
Darsteller Anthony Hopkins, Stella Arroyave, Christian Slater, Jeffrey Tambor, Michael Clarke Duncan, Gavin Grazer, Kevin McCarthy, Camryn Manheim, John Turturro, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Audiokommentar von Anthony Hopkins (Regie), Making Of, Deleted Scenes, Bildergalerie, Trailer, Bio- und Filmographien
Preis ca. 13 EUR
Bewertung gescheitert, technisch gut