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rezensionen

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03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

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Revue der Konflikte

Carmen kehrt heim

Japanische Meisterregisseure Nr. 7: alle Filme

Carmen kehrt heim

Teil Sieben der DVD-Reihe „Japanische Meisterregisseure“ wartet mit einem neuen Regisseur auf. Keisuke Kinoshita, dessen Gesamtwerk eine faszinierende Bandbreite unterschiedlicher Stile zwischen Melodram, Komödie und Historienspektakel aufweist, hat sechs Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die musikalische Komödie „Carmen kehrt heim“ inszeniert. Die Tochter eines traditionell veranlagten Landwirtes kündigt nach jahrelanger Abwesenheit ihren Besuch im heimatlichen Bergdorf unterhalb der Asama-Vulkans an. Um der provinziellen Enge zu entkommen, ist die junge Frau, die jetzt den Künstlernamen Lily Carmen trägt, einst nach Tokio abgehauen. Das Schicksal hat ihr aber nicht den ganz großen Erfolg gegönnt, da sie lediglich in einem Stripclub tanzt. In ihrem Brief gibt sich Carmen aber als große Künstlerin aus, so dass das Dorf hellauf begeistert ist, eine so berühmte Tochter der Heimat Willkommen heißen zu können. Carmens Vater hat seiner Tochter jedoch noch nicht verziehen, dass sie damals abgehauen ist. Er kann für ihren Besuch keine Begeisterung empfinden.

Mit ihren für damalige Dorfverhältnisse freizügigen und sehr bunten Kleidern fallen Carmen und ihre Freundin Akemi, die Carmen begleitet, in der bäuerlichen Gesellschaft so auf wie zwei Papageien in einem Krähenschwarm. Sobald die beiden Frauen irgendwo auftauchen, gilt ihnen die Aufmerksamkeit der Dorfbewohner. Während Carmen den Starrummel genießt, langweilt sich ihre Freundin recht bald in der ereignislosen Idylle. Regisseur Kinoshita stellt trotz des Aufeinanderpralls von Moderne und Tradition die Bedeutung der Heimatverbundenheit heraus. Carmen mag zwar vor der Enge der dörflichen Gesellschaft geflohen sein, ein emotionaler Bezug zur Heimat ist aber immer noch vorhanden. Die Bewunderung der Menschen aus ihrer Carmen kehrt heim Vergangenheit, deren konservative Haltung sie nicht teilt, ist eine Genugtuung für sie. Ein anderer Aspekt sind die Qualitäten der friedlichen Atmosphäre, die das Dorfleben ausstrahlt. Carmen kann sich der Romantik einer Kutschfahrt oder der schönen Landschaft nicht entziehen. Deswegen genießt sie den Aufenthalt unterhalb des Asama-Vulkans, während ihre Freundin leicht zickig wird und die Dorfbewohner auch absichtlich neckt. Lockere Musikeinlagen im Revuestil unterstreichen Carmens fröhliche Stimmung bei ihrem Besuch. Sie verdecken aber nicht die mit zurückhaltendem Humor dargebotenen Konflikte zwischen den beiden Lebensstilen. Die Begeisterung vieler Dorfbewohner angesichts der weiblichen Reize, die sie in der Aufmachung sonst nicht zu Gesicht bekommen, geht zum einen mit mangelndem Respekt einher, wenn sie die Frauen zwischendurch immer wieder auch verlachen, zum anderen regt sich in Teilen der Bevölkerung Widerstand gegenüber ihrem Auftreten. Hier beweist der Film seine größte Stärke, wenn er Veränderung des Lebensstils reflektiert. Die Kleidung, das Auftreten und die Offenheit der beiden Frauen speist sich aus einem kulturellen Einfluss der Siegermacht Amerika. Die konservative Dorfgesellschaft hingegen trägt pure japanische Züge. Der Aufeinanderprall beider Welten ist also auch ein Aufeinanderprall ausländischer kultureller Einflüsse mit japanischen Denkweisen. Die letztlich versöhnliche Art, die beide Seiten im Umgang miteinander an den Tag legen, zeugt von Kinoshitas Wunsch, Identität und Offenheit in Einklang bringen zu können.

Bildqualität

Carmen kehrt heim

Das Bild der DVD weist immer wieder analoge Defekte auf, die das Alter des Films verraten. Während der gesamten Laufzeit ist ein ständiges Helligkeitsflackern präsent. Die Schärfe ist demgegenüber sehr ordentlich, da sie mit relativ klaren Konturen und einem zufriedenstellenden Detailreichtum aufwarten kann. Die bunten Farben sind etwas ausgebleicht, geben den Stil aber noch gut wieder. Der ausgewogene Kontrast sorgt für ein differenziertes Bild. Aufgrund des Filmalters weist die DVD die bisher schwächste Bildqualität der DVD-Reihe auf.

Tonqualität

Der japanische 2.0-Mono-Ton – eine deutsch Synchronisation existiert nicht – klingt dumpf und weist Verzerrungen auf. Vor allem die Musik besitzt immer wieder schrebbelige Passagen, die recht auffallend sind. Hier hat der Zahn der Zeit seine Spuren hinterlassen, so dass nur eine aufwendige Restaurierung bessere Ergebnisse hervorgebracht hätte. Insgesamt kann man mit dem Ton angesichts des Filmalters leben.

Extras

Das Bonusmaterial besteht wie bei den vorherigen Veröffentlichungen aus demselben 20seitigen Booklet, das sich der kompletten Reihe widmet, indem die einzelnen Regisseure Nagisa Ôshima, Yoshitarô Nomura, Keisuke Kinoshita und Yasujirô Ozu sowie die Filme vorgestellt werden, deren Veröffentlichung noch geplant ist.
Daneben enthält die DVD noch Trailer zu den Reihenfilmen „Sing a Song of Sex“, „Die Nacht des Mörders“, „Nacht und Nebel in Japan“ sowie „Carmen kehrt heim“.

Fazit

„Carmen kehrt heim“ reflektiert im lockeren, bunten Revuestil den Aufeinanderprall von Moderne und Tradition, über die Heimatverbundenheit und die Konflikte, die mit dem amerikanischen Einfluss auf den Lebensstil verbunden sind. Technisch weist die DVD aufgrund des Filmalters Schwächen auf.

Stefan Dabrock

04.08.2010

   
Originaltitel Karumen kokyo ni kaeru (Japan 1951)
Länge 83 Minuten (Pal)
Studio Polyfilm
Regie Keisuke Kinoshita
Darsteller Hideko Takamine, Shûji Sano, Chishû Ryû, Kuniko Ikawa, Takeshi Sakamoto, Bontarô Miake, Keiji Sada, Toshiko Kobayashi, Kôji Mitsui, u.a.
Format 1:1,33 (4:3)
Ton DD 2.0 Mono Japanisch
Untertitel Deutsch
Extras 20seitiges Booklet
Preis ca. 24 EUR
Bewertung hübsch, technisch aufgrund des Filmalters mit Schwächen