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30.03. | Paul Temple und der Fall Marquis |
03.03. | Die weiße Mafia |
16.02. | Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen |
11.02. | Im Dutzend zur Hölle |
28.01. | Die Engel von St. Pauli |
21.01. | Die Todeskralle des grausamen Wolfes |
06.01. | Die Mörderklinik |
12.12. | Paul Temple: Jagd auf Z |
27.11. | Die drei Supermänner räumen auf |
30.10. | Die Heuchler |
10.10. | X 312 … Flug zur Hölle... |
03.10. | Das Todeslied des Shaolin |
15.09. | Der Koloss von Konga |
26.08. | Das Omen des Bösen |
11.08. | Menschen im Hotel |
06.08. | Mädchen: Mit Gewalt |
kurzrezension
09.11. | Return of the Warrior |
30.05. | Iron Sky - Director's Cut (blu-ray) |
21.05. | Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“ |
22.04. | True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray) |
Das Provokationspotential der Filme Walerian Borowczyks entfaltet sich aus heutiger Sicht kaum, zu kalkuliert sind die Themen Frau und Tier gewählt, zu einfach die Gegner, wenn er beispielsweise den Klerus nur als Spielball dekonstruiert, sich aber intellektuell mit ihm nicht auseinandersetzt. Auf diesen Ebenen strahlen Filme wie „La Bête – Die Bestie“ (Frankreich 1975) oder eben auch „Unmoralische Engel“ nur noch Banalität aus. Interessant könnte ein Film wie „Unmoralische Engel“ deswegen vor allem auf der Ebene seiner visuell-sinnlichen Gestaltung sowie der Konzentration auf selbstbestimmte Frauenfiguren sein. In drei Episoden entwirft Borowczyk filmische Miniaturen mit erotischem Einschlag.
Die erste spielt im Rom zur Zeit des Malers Raffael. Die Bäckerstochter Margherita lässt sich sowohl auf amouröse Spiele mit Rafael sowie dessen Bankier Bini ein, weil sie es auf deren Geld abgesehen hat. Das Kapital soll es ihr ermöglichen, eine Beziehung mit ihrer eigentlichen Liebe, dem Schäfer Tomaso nachzugehen.
In der zweiten Episode um 1900 sorgen die Eltern der jungfräulichen Marceline auf rabiate Weise dafür, dass ihre Tochter die zärtliche Beziehung zu ihrem weißen Kaninchen Pusteblume aufgeben muss. Die daraufhin aufkeimenden Hassgefühle setzt Marceline in eine ebenso rabiate Gegenreaktion um.
Die letzte in der Gegenwart spielende Episode beschäftigt sich mit der Entführung der Galeristenfrau Marie. Während sich ihr Entführer als Sex-Gangster entpuppt, übernimmt Maries Dobermann schließlich die Rolle des tapferen Retters, indem er die Spur seines geliebten Frauchens aufnimmt.
Der thematische Zusammenhang zwischen den drei Erzählungen besteht in der selbstbewussten Attitüde, mit der die drei zentralen Frauenfiguren über den Fortgang ihres weiteren Lebens bestimmen. Die Qualität fällt jedoch höchst unterschiedlich aus. Die erste und mit etwa 48 Minuten auch längste Episode ist zugleich die schwächste des Films. Borowczyk gelingt es nicht, die Beziehung zwischen Margherita und Raffael sowie die Beziehung zwischen
Margherita und Bankier Bini dramaturgisch zuzuspitzen, weil er an nahezu keiner Stelle deutlich macht, dass Margherita ihre eigenen Ziele verfolgt. Lediglich die Bettszene mit Bini verfügt über eine offenbarende Qualität, da ist zwischen der jungen Frau und dem Bankier aber schon alles gelaufen.
Im Ergebnis ist die selbstbewusste Attitüde Margheritas, mit welcher der Film als Pointe abschließt, nichts weiter als eine Behauptung, die in den vorangegangenen Szenen nur extrem punktuell aufblitzt. Die Episode besitzt deswegen die dramaturgischen Qualitäten eines schwachen Comedy-Sketches, der elend dahinplätschert, bis am Ende schließlich der erlösende Witz präsentiert wird. Bei Borowczyk führt das zu Bildern amouröser Zweisamkeit zwischen dem Maler und der Frau, kleinen Drolligkeiten, wenn sich der Bankier im Labyrinth einer speziellen Konstruktion verirrt, die dafür sorgen soll, dass Raffaels Werk vor der Fertigstellung von niemandem gesehen wird, und Bilden, die den Klerus bei Auftragsverhandlungen oder sonstigen Geschäften zeigen. Natürlich sind auch diese Szenen frei interpretierbar, wenn man sie beispielsweise als Andeutungen zum Verhältnis zwischen kirchlicher Macht und Kunst versteht, aber Borowczyk führt seine Andeutungen nicht zusammen, sondern lässt sie wie dröge Monolithe im Raum herumstehen. Das Nebeneinander seiner Bilder ist die entscheidende Enttäuschung der Episode, deren Weichzeichneroptik über die dramaturgische Langeweile hinweg schließlich auch zu einem aufdringlichen Störfaktor wird.
Die zweite Episode verfügt da über eine ganz andere Qualität. Der friedliche, wenn auch für manche sicher befremdliche Umgang Marcelines mit ihrem weißen Kaninchen bildet von Anfang an einen starken Gegenpol zur autoritären Art der Eltern. Borowczyk kombiniert auf geschickte Weise sexuelles Erwachen mit dem Generationenkonflikt, so dass er eine eindringliche Grundstimmung zur Verfügung hat. Die Atmosphäre der stets spürbaren Spannung zwischen den Figuren harmonisiert das Verhältnis zwischen Marceline und ihrem Kaninchen. Sie bilden eine sinnliche, obszön wirkende Oase der Freiheit innerhalb der sonst vorhandenen Verkrampfung. Die Weichzeichneroptik funktioniert deswegen als wohlwollender Kommentar angesichts einer weiblichen Figur, die gegen die Konventionen ihre Vorstellung ausleben möchte. Unabhängig von der eigenen Position zu der Thematik entwickelt die Episode deswegen eine innere Kraft, weil sie wiederstreitende Emotionen mit einer geradezu kitschig wirkenden Optik kontrastiert. Aus dem Widerstreit entwickelt sich eine Zuspitzung der Ereignisse, welche die Dynamik emotionaler Zustände erfahrbar macht. Verletzung und Glück, sexuelle Lust und Tod gehen eine unaufdringliche Allianz ein, die sich auf den ruhigen, reduzierten Erzählstil verlassen kann. Im Gegensatz zur ersten Episode hat Borowczyk hier einen klaren Kontrast zur Verfügung, den sein Inszenierungsstil benötigt.
Die dritte Episode erweist sich schließlich als völlige Groteske, die aufgrund ihrer Absurdität kaum noch ernst zu nehmen ist. Die Erzählung selbst ergibt überhaupt keinen Sinn, weil Borowczyk das ganze Geschehen nur als symbolische Szenenabfolge konstruiert hat. Schon die Entführung der Frau mit Hilfe eines überdimensionalen, am Boden ausgeschnittenen Pappkartons ist auf einer rationalen Ebene völliger Unfug. Zusammen mit ihrem Entführer muss die Frau im Karton steckend über die Straße trippeln, bis ein bereit stehender LKW erreicht ist. Das erinnert sehr an Legionäre aus den Asterix-Comis, die sich als Büsche getarnt im Wald anschleichen wollen. Im weiteren Verlauf schickt der Entführer sein Opfer auf die Straße, damit die Frau ihrem Mann per Telefon die Lösegeldforderung übermitteln kann. Dabei richtet der Gangster zwar eine Gewehr auf die Frau, aber die Sicht ist durch vorbeifahrende Autos ständig behindert. Ein Umstand den auch die Entführte bemerken müsste. Fluchtversuche gibt es aber nicht. Angesichts einer solchen Missachtung der Oberflächenerzählung – wäre Borowczyk konsequent, hätte er ganz auf eine Geschichte zugunsten rein assoziativer Bilder verzichtet – und der Tatsache, dass die Groteske letztlich nur auf die schlichte Schlussfolgerung hinaus läuft, dass Hunde die besseren Männer sind, lohnt eine weitere Auseinandersetzung mit Film gewordenen Quatsch nicht.
Bildqualität
Das saubere Bild der DVD verfügt über eine gute Schärfe mit klaren Konturen und Details soweit es die zeitweilig verwendete Weichzeichneroptik zulässt. Die kräftigen Farben überzeugen ebenso wie der ausgewogene Kontrast. Störende Rauschmuster sind nicht vorhanden.
Tonqualität
Die 2.0-Mono-Tonspuren verfügen zwar über verständliche, nicht sonderlich verzerrt Dialoge, weisen aber ein deutliches Hintergrundrauschen auf. Die Musikwiedergabe leistet sich leider ein paar Verzerrungen, wenn ein gewisses Schrebbeln hörbar ist, sonst gibt es keine Schwächen.
Extras
Das Bonusmaterial besteht aus einer Bildergalerie und dem Trailer.
Fazit
Der Episodenfilm „Unmoralische Engel“ kann bei drei Miniaturen leider nur mit einer starken Episode aufwarten, welche die emotionale Kraft sowie die sinnlichen und triebhaften Aspekte zusammenführt. Ansonsten dominiert Banalität oder lächerliche Groteske. Technisch ist die DVD beim Bild gut, beim Ton in Ordnung.
Stefan Dabrock
22.05.2010
Originaltitel | Les héroïnes du mal (Frankreich 1979) |
Länge | 109 Minuten (Pal) |
Studio | Donau Film |
Regie | Walerian Borowczyk |
Darsteller | Marina Pierro, Gaëlle Legrand, Pascale Christophe, François Guétary, Jean-Claude Dreyfus, u.a. |
Format | 1:1,66 (16:9) |
Ton | DD 2.0 Mono Deutsch, Französisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Bildergalerie, Trailer |
Preis | ca. 17 EUR |
Bewertung | unausgewogen, technisch recht gut |