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Twilight-Classics Nr. 1: alle Filme
Vor der guten Western-Vampir-Komödie „Sundown – Rückzug der Vampire“ drehte Anthony Hickox seine Hommage an das breite Spektrum des Grusel- und Horrorgenres. Darin nimmt eine Gruppe Teenager die Einladung eines extrem höflichen, aber seltsam wirkenden Besitzers eines Wachsfigurenkabinetts für eine private Vorstellung um Mitternacht an. Die ungewöhnliche Zeit hätte vielleicht misstrauisch machen können, aber die jungen Leute sind in einem Alter, in dem man natürlich nicht als Feigling dastehen möchte. Nachdem ihnen ein Kleinwüchsiger mit verzerrt klingender Stimme den Weg gewiesen hat, betrachten sie einzeln die täuschend echten Nachbildungen klassischer Horrorsituationen. Vampire, Werwölfe und etwas überraschend auch Marquis de Sade grinsen die staunenden Teenager an, die nacheinander schließlich in die Realität der angeblichen Wachsfigurenszenen hineingezogen werden. Die eben noch reglosen Gestalten erweisen sich nach dem Übertritt bedauerlicherweise als quicklebendig. Denn der Besitzer des Kabinetts verfolgt mit seinen Kreaturen einen teuflischen Plan. Der Kampf gegen die zahlreichen Monster, der innerhalb der Parallelrealität und außerhalb von ihr geführt werden muss, hat begonnen.
„Waxwork“ muss so etwas wie ein Jugendtraum von Anthony Hickox gewesen sein. Er nutzt die geschickt aufgebaute Grundsituation um das Wachsfigurenkabinett für eine liebevolle Huldigung an zahllose „Helden“ des Grusel- und Horrorgenre. Graf Dracula, ein Werwolf, die
Mumie, Romeros Zombies und viele weitere Figuren aus dem historischen Genreschatz bevölkern die einzelnen Szenerien, die anfangs sehr episodisch erzählt werden, wenn die Erlebnisse jedes einzelnen Teenagers in seiner Parallelrealität nacheinander geschnitten sind. Dabei gelingen ihm kleine Spannungsminiaturen, die mit dem Überraschungseffekt spielen, dem die Teenager ausgesetzt sind. Die plötzliche Gefahr, die mit tödlicher Kraft auf die jungen Leute zurollt, wird ihnen erst mit einer gewissen Verzögerung bewusst. Aus der humorvollen Absurdität, ganz unvermittelt Teil der eben noch beobachteten Figurenansammlung zu sein, und der zielstrebigen Bedrohung, welche die Monster ausstrahlen, entsteht eine wundervolle Mischung aus Humor und Horror. Gleichzeitig reflektiert Hickox ganz unverhohlen das sexuelle Erwachen der Teenager, indem es einer der Jungs mit einem durch seine Wildheit Potenz ausstrahlenden Werwolf und eines der Mädchen mit der verführerischen Kraft eines Vampirs zu tun hat. Die darin steckenden Klischees nutzt Hickox für ein Betrachtung der unterschiedlichen Sexualität der Geschlechter, die er später um einen weiteren, vergleichsweise abseitigen Aspekt erweitert.
Im weiteren Verlauf des Films löst sich die episodische Struktur immer stärker auf, um zu einem in sich geschlossenen Netz zusammen geknüpft zu werden, das sich aus den einzelnen Handlungsfäden ergibt. Dadurch verdichtet Hickcox seine wüste Ansammlung verschiedener Motive zu einer sehr gut ineinandergreifenden Dramaturgie, die zwar noch nicht ganz die Klasse seines zweiten Films „Sundown – Rückzug der Vampire“ besitzt, aber die Qualitäten des Regisseurs sehr gut zum Ausdruck bringt. Hickox Stärke ist es, das Zitat für seine Erzählung nutzbar zu machen, ohne im primitiven Kopieren stecken zu bleiben. Das ist ihm bei „Waxwork“ bereits gut gelungen. Da stört auch die günstige Machart nichts, die beispielsweise dazu führt, dass die Wachsfiguren aus Budgetgründen durch echte Menschen verkörpert werden, welche sich wirklich bemühen still zu stehen, es aber nicht ganz schaffen. Der Charme des Films wird dadurch eher noch gesteigert.
Bildqualität
Das saubere Bild der DVD besitzt eine im Rahmen der Möglichkeiten gut Schärfe. Die Konturen sind weitgehend klar, der Detailreichtum ist eingeschränkt. Das Bild wirkt etwas weich. Leichte Unschärfen gehen auf das Konto der Produktionsbedingungen des Films. Die Farben sind etwas reduziert, werden aber gut wiedergegeben. Der ausgewogene Kontrast hat nur bei dunklen Szenen leichte Schwierigkeiten, alle Details abzubilden. Das Hintergrundrauschen stört nicht, sonstige Rauschmuster sind nicht im nennenswerten Umfang vorhanden.
Tonqualität
Der englische Dolby-Surround-Ton nutzt seine Möglichkeiten für eine hübsche, räumliche Abmischung, die einzelne Toneffekte sehr gut verteilt, wenn auch manches ein wenig zu offensichtlich links oder rechts verortet ist. Das wirkt an ein paar Stellen etwas künstlich. Insgesamt überzeugt der Ton aber, da auch die Dialoge klar und verständlich sind. Der deutsche 2.0-Ton ist ebenso verständlich und nutzt die vorderen Lautsprecher recht gut, bleibt aber natürlich hinter dem englischen Originalton zurück.
Extras
Das Bonusmaterial besteht aus dem Trailer.
Fazit
„Waxwork“ ist eine hübsche Hommage an das Grusel- und Horrorgenre, das seine anfangs episodische Struktur zugunsten einer dichteren Dramaturgie verlässt. Humor und Hommage stehen dabei stets im Dienste der Erzählung. Technisch ist die DVD angesichts der Produktionsbedingungen des Films gut.
Stefan Dabrock
27.02.2010
Originaltitel | Waxwork (USA 1988) |
Länge | 93 Minuten (Pal) |
Studio | epiX |
Regie | Anthony Hickox |
Darsteller | Zach Galligan, Deborah Foreman, Michelle Johnson, David Warner, Eric Brown, Clare Carey, Dana Ashbrook, John Rhys-Davies, Miles O'Keeffe, Patrick Macnee, u.a. |
Format | 1:1,33 (4:3) |
Ton | DD 2.0 Deutsch, Dolby Surround Englisch |
Untertitel | - |
Extras | - |
Preis | ca. 9 EUR |
Bewertung | gut, technisch angesichts der Produktionsbedingungen gut |