Herzlose
Drogendealer
Pusher
siehe auch: Pusher
2 und Pusher
3

Auch
wenn das DVD-Cover mit seinem dummen Hinweis, Nicolas Winding Refn
sei der Tarantino Dänemarks, den Glauben nährt, "Pusher"
könne auch nur irgendwie in eine Reihe mit den misslungenen dänischen
Versuchen witziger Gewaltgangsterkomödien (beispielsweise "In
China essen sie Hunde") gestellt werden, besitzt der Film eine
gänzlich andere, düstere Atmosphäre. Und das ist gut
so. "Pusher" folgt eine Woche lang dem Kleindealer Frank,
der einem Kopenhagener Gangsterboss eine Menge Geld schuldet. Als
ihm ein Schwede, mit dem er vor ein paar Jahren zusammen im Knast
gesessen hat, einen guten Preis anbietet, falls er innerhalb kürzester
Zeit 200 Gramm Stoff besorgen kann, glaubt Frank einen Weg gefunden
zu haben, seine Schulden begleichen zu können. Also kauft er
auf Pump von demselben Gangsterboss, dem er bereits Geld schuldet,
den Stoff. Doch der Deal geht schief, weil die Drogenfahndung plötzlich
auftaucht. Frank schüttet in seiner Not das Rauschgift in einen
See. Auf diese Weise gelingt es ihm zwar, der Polizei zu entkommen,
aber jetzt sind seine Schulden noch größer. Wenn er nicht
innerhalb kürzester Zeit das Geld auftreibt, wird er von seinem
Leben Abschied nehmen müssen.
Nicolas Winding Refn macht aus seinem relativ niedrigen Budget eine
Tugend und nimmt die rohe Kraft der Strasse in sein Erstlingswerk
auf. Dabei vermeidet er geschickt, den Handkameraeinsatz offensiv
in den Vordergrund zu rücken. Seine bewegliche, dokumentarische
Kamera ist schlicht beim Geschehen dabei, sie lässt sich nicht
auf hektische Mätzchen ein. Auf diese Weise erhält die Chronik
der Bitterkeit eine bedrückende Atmosphäre, die sich neben
den plötzlichen Gewaltausbrüchen vor allem in den persönlichen
Beziehungen niederschlägt. Wenn sich die Menschen nicht gerade
untereinander betrügen und mit Niedertracht begegnen, dann sind
sie durch Apathie gekennzeichnet. Vor allem die Beziehung Franks zu
seiner Freundin, einer Nachtklubstripperin, wirkt wie das emotionslose
Nebeneinander zweier Menschen, denen die Gefühle eingefroren
sind. Drogen erweisen sich als billiger Ersatz für echtes Erleben.
Das Glück findet in dieser Wüste kein Wasser mehr, die rettende
Oase ist nicht in Sicht.
Bildqualität

Die
Vorlage weist keine Verschmutzungen oder Bildpunkte auf. Da das Budget
des Films relativ niedrig war, kommt er natürlich nicht ohne
Rauschen aus. Beim Transfer wurde auf den massiven Einsatz von Rauschfiltern
verzichtet, was durchaus positiv zu bewerten ist, da dadurch häufig
entstehende digitale Spuren sicher keine Bildverbesserung, gewesen
wäre. Stattdessen besitzt "Pusher" immer noch seinen
ungeschminkten Look. Auch die Schärfe schwankt zwischen gut und
etwas matschig. Die Farbwiedergabe ist sehr gut gelungen, manche Szenen
sind leider etwas zu dunkel (Im Audiokommentar erläutert der
Regisseur, dass nur mit natürlichem Licht gearbeitet wurde, um
eine höchstmögliche Kameraflexibilität innerhalb einer
Szene zu besitzen), so dass ein paar Details verschluckt werden. Das
liegt jedoch eher an den Drehbedingungen und weniger am Transfer.
Tonqualität
Der
dänische und deutsche 5.1-Ton vermittelt nur selten eine räumliche
Atmosphäre. Das meiste spielt sich eben in den vorderen Boxen
ab. Dabei sind die Dialoge klar und verständlich, störendes
Rauschen gibt es nicht. Wenn Drogendealer Frank dann mal einen Nachtklub
besucht, bekommen auch die hinteren Boxen ein wenig Arbeit. Alles
in allem ist der Ton überzeugend.
Extras

Entscheidendes
Bonusmaterial ist der Audiokommentar von William Lustig und Nicolas
Winding Refn (Regie). Die beiden unterhalten sich sehr lebhaft über
den Film selbst und diskutieren dabei unter anderem über verschiedene
Regietechniken, um bestimmte Wirkungen zu erzielen, oder analysieren
die Charakterbeziehungen. Zwischendurch lässt Nicolas Winding
Refn immer wieder ein paar hübsche Anekdoten über den Dreh
einfließen. Ein sehr guter Audiokommentar.
Zusätzlich enthält die DVD noch ein dreißigminütiges
Making Of. Der Trailer rundet das Bonusmaterial ab.
Fazit
Nicolas
Winding Refns Erstlingswerk "Pusher" ist eine düstere
Gangstergeschichte geworden, in deren Zentrum die völlige Unfähigkeit
zu emotionaler Entfaltung seitens der Hauptfigur steht. Technisch
ist die DVD ordentlich und vor allem der Audiokommentar sehr hörenswert.
Stefan Dabrock
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Originaltitel |
Pusher
(DK 1996) |
Länge |
105
Minuten (Pal) |
Studio |
Galileo
Medien |
Regie |
Nicolas
Winding Refn |
Darsteller |
Kim
Bodina, Mads Mikkelsen, Zlatko Buric, Laura Drasbæk, u.a. |
Format |
1:1,66 |
Ton |
DD
5.1 Deutsch, Dänisch |
Untertitel |
Deutsch |
Extras |
Audiokommentar
von William Lustig und Nicolas Winding Refn (Regie), u.m. |
Preis |
ca.
20 EUR |
Bewertung |
Film
gut, Extras gut |
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