Des Widerspenstigen Zähmung

Der weiße Teufel von Arkansas

Der weiße Teufel von ArkansasAudie Murphy, der ewige Gute des amerikanischen B-Western, verkörperte in „Der weiße Teufel von Arkansas“ vor seinem darstellerischen Meisterstück als undurchsichtiger Revolverheld John Gant in „Auf der Kugel stand kein Name“ („No Name on the Bullet, 1959) einmal mehr den Banditen, der sich wandelt. Im Gegensatz zu Jack Arnolds präziser Sezierungsarbeit menschlicher Schwächen, die „Auf der Kugel stand kein Name“ zu einem desillusionierenden Kleinstadtpanorama verdichtet, bearbeitete Jesse Hibbs bei „Der weiße Teufel von Arkansas“ den positiven Aufbruchsmythos des wilden Westens, der auch gefallene Menschen wieder in die Gemeinschaft integrieren konnte. Murphy spielt darin den Revolverhelden Joe Maybe, der auf der Flucht seinen Verfolger, einen Ordnungshüter, erschießt. In dem kleinen Städtchen Little Rock wird Maybe daraufhin mit dem toten Marshall Noonan verwechselt, als ihm der erbeutete Stern in die sandige Straße fällt. Wieder willen muss Maybe als Noonan für Recht und Ordnung sorgen, obwohl er eigentlich die Bank überfallen will. Zunächst nutzt er auch seine ungewohnte Position innerhalb der Stadtgesellschaft, um wichtige Informationen über das Geldinstitut zu beschaffen. Als seine ehemalige Geliebte Tessa in der Stadt erscheint, die Maybe als seine Ehefrau vorstellt, glaubt er, die richtige Partnerin für den Coup gefunden zu haben. Doch sie wartet nur auf ihren jetzigen Partner, den Bankräuber Teeler, der ebenfalls einen Überfall in Little Rock plant. Je länger Maybe die Rolle des Marshall Noonan spielt, desto stärker findet er an der abgesicherten Existenz gefallen.

Jesse Hibbs' Inszenierung der klassischen Westerngeschichte über die ordnende Kraft einer intakten Gesellschaft überzeugt durch die perfekte Abstimmung aus Humor und Drama. Maybes erste Schritte als Marshall Noonan tragen höchst amüsante Züge, wenn der Revolverheld zum Eingreifen als Ordnungshüter angestoßen werden muss, weil er sich seiner neuen Rolle noch gar nicht bewusst ist. Immer wieder muss Maybe improvisieren sowie Der weiße Teufel von Arkansas darstellerisches Geschick an den Tag legen, um seine Tarnung nicht zu verraten. Das gilt vor allem für die Beziehung zum städtischen Richter Kyle, den Walter Matthau als ebenso kauzigen wie gewitzten Mann mit strategischem Geschickt verkörpert. Als väterlicher Freund wird Kyle nicht Müde, Maybe Ratschläge zu erteilen, um im Umgang mit den Bösewichten am Leben zu bleiben. Daraus ergibt sich eine Absurdität – schließlich ist Maybe selbst ein Bösewicht -, die angesichts des gewitzten Auftretens Richter Kyles eine zusätzliche Steigerung erfährt. Denn von Anfang an bleibt offen, ob Kyle Maybe nicht sofort durchschaut hat. Sein selbstbewusstes, überlegenes Auftreten gegenüber Maybe, den er dem Anschein nach für einen erfahrenen, legendären Ordnungshüter hält, legt eine solche Vermutung nahe. Unter den einschnürenden Einflüssen der Stadtgesellschaft verliert Maybe, dessen Name für sich spricht, langsam aber sicher seine Outlawnatur. Der sanfte Druck eines erfolgreichen Gesellschaftsmodells, das bieder sein mag, aber dank ökonomischer Sicherheiten sowie hier zur Schau gestellter Harmonie durchaus seine angenehmen Seiten hat, zähmt den gefallenen Mitbürger. Hibbs beschwört den Gründungsmythos einer Nation, deren Gesellschaft über starke Selbstheilungskräfte verfügt. Gleichzeitig steht die Tür zu einem Leben in der Gesellschaft auch denen offen, die bereit sind ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen. Beides ist zentraler Bestandteil des amerikanischen Westernselbstverständnisses.

Bildqualität

Der weiße Teufel von ArkansasDie Bildqualität des 50 Jahre alten Films ist erstaunlich gut. Lässt man die naturgemäß auftretende leichte Körnigkeit beiseite, fällt sofort die gute Schärfe auf, die nur in den Details leichte Schwächen zeigt. Die kräftigen, leicht bräunlichen Farbtöne überzeugen ebenso, wie der gute Kontrast für ein plastisches Bild sorgt. Rauschmuster halten sich in engen Grenzen, so dass die DVD angesichts des Filmalters sehr überzeugend ist.

Tonqualität

Die beiden Mono-Tonspuren zeigen die üblichen Qualitäten. Der Originalton wirkt stärker innerhalb der Szenerie verankert, hat aber gegenüber der deutschen Synchronisation eine dumpfere Klangfarbe. Der deutsche Ton wirkt ein wenig künstlich und weist leichte Verzerrungen bei den Höhen auf. Die Dialoge sind in beiden Fassungen gut verständlich.

Extras

Das Bonusmaterial Besteht aus dem Trailer, einer Bildergalerie sowie einem 4-seitigem Booklet mit Informationen über den Film.

Fazit

„Der weiße Teufel von Arkansas“ erzählt die klassische Westerngeschichte des Banditen, der sich zum Guten wandelt. Dabei legt Regisseur Jesse Hibbs großen Wert auf die humorvollen Aspekte, welche den Film von anderen Werken mit ähnlichen Geschichten abhebt. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Ride a crooked Trail (USA 1958)
Länge 84 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Jesse Hibbs
Darsteller Audie Murphy, Gia Scala, Walter Matthau, Henry Silva, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Trailer, Bildergalerie, 4-seitiges Booklet
Preis ca. 10 EUR
Bewertung gut, technisch gut