Kleinstädte in Aufruhr

Jack Arnold Western Collection (3DVDs)

Jack Arnold Western CollectionNeben „Duell mit dem Teufel“ („The Man from Bitter Ridge“, 1955) und „Boss Nigger“ („Boss Nigger“, 1975) drehte Jack Arnold drei weitere Western, die Koch Media in einer ansprechend gestalteten DVD-Box veröffentlicht hat.

Auf der Spur des Todes“ („Red Sundown“, 1956) erzählt die Geschichte des Revolverhelden Alec Longmire, der nur durch einen riskanten Trick und die Opferbereitschaft seines angeschossenen Begleiters den tödlichen Kugeln der Verfolger entkommt. Vor der finalen Auseinandersetzung hat er seinem Begleiter noch versprochen, den Revolver an den Nagel zu hängen, wenn er am Leben bleibt. Als er durch eine kleine Westernstadt kommt, wird er seinem Schwur jedoch untreu, denn er Sheriff sucht einen Gehilfen. Longmire nimmt das Angebot an, so dass er seine Waffe zwar nicht mehr als Revolverheld einsetzt, aber keineswegs der Gewalt aus dem Weg geht. Denn die Stadt wird durch Auseinandersetzungen zwischen einigen kleinen Viehzüchtern und einem Großgrundbesitzer erschüttert, der einige Auf der Spur des TodesWeiden mit Stacheldraht einzäunen will. Longmire und der Sheriff müssen für Ruhe sorgen. Der Western ist stets eine Genre gewesen, in dem die Freiheit als Wert gefeiert wurde. Offene Prärien und weite Horizonte luden die Westernhelden ein, die nahezu unbegrenzte Bewegungsfreiheit zu nutzen. Doch zunehmende Bevölkerungszahl in den aufstrebenden kleinen Städten und steigenden Profiten änderten sich die Verhältnisse. Oft musste die Freiheit den Interessen mächtiger Bürger untergeordnet werden. „Auf der Spur des Todes“ stürzt seinen Helden Alec Longmire, für den die Freiheit des Westens prägend war, in ein tragisches Dilemma. Aufgrund seiner Entwicklung vom schießwütigen Draufgänger zum Gesetzeshüter fördert er indirekt die Ausbreitung des Stacheldrahts, da das Gesetz eher auf der Seite des Großgrundbesitzers ist. Jack Arnold inszeniert den Film mit ökonomischen Mitteln, die einen Showdown der tragischen Ereignisse erzeugen. Die dichte Machart verleiht dem Werk eine rastlose Energie, welche den Konflikt zwischen der ruhigen Weite der Prärie und ihrem zunehmenden Verschwinden wiederspiegelt.

Des Teufels Lohn“ („Man in the Shadow“, 1957) spielt in den 50er Jahren. Eine texanische Kleinstadt ist von der nahe gelegenen Ranch des Großgrundbesitzers Renchler wirtschaftlich abhängig. Deswegen kann der Viehbaron auf seinem Grund und Boden mit diktatorischer Härte Schalten und Des Teufels LohnWalten. Als ein mexikanischer Wanderarbeiter jedoch beim örtlichen Sheriff meldet, dass sein junger Kollege auf der Ranch ermordet wurde, nimmt der Gesetzeshüter gegen alle erbitterten Widerstände die Ermittlungen auf. Nicht nur Renchler und seine Untergebenen, sondern auch die Vertreter der Stadt versuchen, den Sheriff mit allen Mitteln daran zu hindern, Licht ins Dunkel zu bringen. Die Angst vor dem Ruin treibt sie um. Denn wenn sich Renchler von der Stadt abwendet, ist ihr wirtschaftliches Ende vorgezeichnet. Mit der Präzision eines exzellenten Chirurgen legt Jack Arnold die Kleinstadtverhältnisse offen. Die Angst vor dem Verlust der Existenzgrundlage, latente sowie offene Fremdenfeindlichkeit und fehlende Zivilcourage verbinden sich zu einem unappetitlichen Geflecht, in dem das Menschenleben eines mexikanischen Wanderarbeiters wenig zählt. Dabei legt Arnold nicht nur den verbreiteten Fremdenhass offen, er analysiert auch die fatale Logik der Macht. Renchler hat sich durch seine starke wirtschaftliche Potenz eine Position erarbeitet, die es ihm erlaubt, in einem rechtsstaatlichen System, ein faschistisches Regime aufzubauen. Hinter dem Eingangstor der Ranch herrschen seine Gesetze, die mit denen des Staates nicht übereinstimmen. Orson Welles legt diesen Despoten mit schnoddriger Selbstherrlichkeit an. Dabei besäuft er sich so sehr an seiner Macht, das er einen Fehler nach dem anderen begeht.

In „Auf der Kugel stand kein Name“ („No Name on teh Bullet“, 1959) reitet Audie Murphy als Revolverheld John Gant nach Lordsburg. Gant eilt das Gerücht voraus, dass er als bezahlter Killer seine Zielperson so lange reizt, bis diese zuerst zieht. So kann sich Gant stets auf Notwehr berufen. Die Kunde vom Eintreffen Gants macht in dem kleinen Städtchen schnell die Runde, so dass unter den Bewohnern große Unruhe ausbricht. Auf der Kugel stand kein NameDenn niemand weiß, auf wen es Gant abgesehen hat. Audie Murphy spielte in seinen meisten Western den positiven Helden, der sich gegen üble Burschen zu Wehr setzen musste. Hier ist er entgegen seinem Image als undurchsichtiger Pistolenschütze besetzt. Murphy füllt diese Rolle mit gespenstischer Intensität aus. Dabei erfüllt er die Funktion eines Katalysators, denn allein durch sein Eintreffen brechen verborgene Feinschaften in der Bevölkerung auf. Das schlechte Gewissen der scheinbar braven Bürger lässt sie vermuten, dass der Killer auf sie angesetzt wurde. Bestechungsversuche gegenüber Gant und Mordanschläge auf die angenommenen Auftraggeber Gants sind die Folge. Die geordnete Fassade der Wohlanständigkeit bricht innerhalb kürzester Zeit völlig in sich zusammen. Arnolds Film seziert die Gesellschaft der aufstrebenden Westernstadt, um eine allgemeine Betrachtung der menschlichen Psyche anzustellen, die in typischen Verhaltensmustern eskaliert. Lediglich Gant, als auslösender Todesengel, und der ihm gegenüberstehende Doktor schweben über den direkten Ereignissen. Sie bilden als Überbringer des Todes und Lebensretter zwei konkurrierende Pole einer Weltsicht, in welcher der Mensch zwischen radikalem Egoismus und gemeinschaftlichem Zusammenleben schwankt.

Bildqualität

Die Bildqualität der drei Filme ist nicht vollständig einheitlich. „Auf der Spur des Todes“ weist leichte Verschmutzungen und Defekte auf, die sich zwar nicht in den Vordergrund spielen, aber stärker als bei den beiden anderen Filmen vorhanden sind. Die Schärfe ist angenehm, so dass das Bild ein wenig weich erscheint. Das leichte Hintergrundrauschen bleibt unauffällig, während der unruhige Bildstand deutlicher sichtbar ist. Die Farben sind zumeist kräftig, nur in einigen wenigen Szenen fallen sie ab. Der ausgewogene Kontrast sorgt für ein plastisches Bild. Leichtes Blockrauschen ist zu sehen. „Des Teufels Lohn“ macht vor dem Hintergrund des Filmalters einen exzellenten Eindruck. In schönstem Schwarzweiß überzeugt das saubere Bild mit einer sehr guten Schärfe. Der ausgezeichnete Kontrast unterstützt die ausdrucksstarken Bilder. Das Hintergrundrauschen fällt schwächer aus, als bei „Auf der Spur des Todes“. Nur selten tritt ganz leichtes Blockrauschen in Erscheinung. „Auf der Kugel stand kein Name“ präsentiert sich ebenfalls mit wenig Defekten und weist nur selten Verschmutzungen auf. Die Schärfe liegt zwischen den beiden vorangegangenen Filmen, so dass sie angesichts des Filmalters auf einem respektablem Niveau landet. Die Farben sind etwas ausgebleicht. Der ausgewogene Kontrast sorgt für ein plastisches Bild. Das minimale Hintergrundrauschen stört ebensowenig wie die selten auftretenden Artefakte.

Tonqualität

Die Tonqualität der drei Filme ähnelt. In allen Fällen sind die Dialoge klar und verständlich, wobei der englische Ton stets organischer in die Szenerie eingebettet ist, während die Synchronisation künstlicher klingt. Der deutsch Ton neigt in allen drei Fällen zu leichten Verzerrungen, was bei „Des Teufels Lohn“ am stärksten ausgeprägt ist. Hier fällt auch das Hintergrundrauschen bei beiden Tonspuren stärker auf, als bei den beiden anderen Filmen, wirklich störend ist es aber nicht.

Extras

Das Bonusmaterial besteht bei jeder der drei DVDs aus einer Folge „Jack Arnold erzählt“ (etwa elf Minuten, vierzehn Minuten und dreizehn Minuten), einer Bildergalerie und dem Trailer. Dabei gibt es leichte Überschneidungen untereinander, da das damals produzierte Material offensichtlich in Nuancen mehrfach verwendet wurde, und zu der „Jack Arnold Monster Collection“. Interessant sind die Beiträge allemal, erzählt Jack Arnold doch recht ungeschminkt, was er von der Entwicklung in der Filmindustrie hält, und berichtet Wissenswertes über seine Filme, die Produktionsweise sowie einzelne Darsteller wie Grant Williams, der in „Auf der Spur des Todes“ in einer kleinen, aber wichtigen Rolle zu sehen ist.

Fazit

Nach der „Jack Arnold Monster Collection“ hat Koch Media drei weitere Jack Arnold Filme in hochwertiger Qualität veröffentlicht. Die DVD-Box überzeugt auch durch die liebevolle Aufmachung. Die Hüllen der drei Filme wurden jeweils mit dem damaligen Plakatmotiv bedruckt. Wer die Monster Collection bereits besitzt, wird auch an dieser Edition kaum vorbeikommen.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Red Sundown / Man in the Shadow / No Name on the Bullet (USA 1956 / 1957 / 1959)
Länge 78 / 77 / 74 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Jack Arnold
Darsteller Rory Calhoun, Martha Hyer, Dean Jagger, u.a. / Jeff Chandler, Orson Welles, Colleen Miller, u.a. / Audie Murphy, Charles Drake, Joan Evans, u.a.
Format 1:2,00 (16:9) / 1:2,35 (16:9) / 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras „Jack Arnold erzählt”, Bildergalerie, Trailer
Preis ca. 40 EUR
Bewertung gut, technisch gut