Nach „Eine Pistole für Ringo“ taten sich Schauspieler Giuliano Gemma und Regisseur Duccio Tessari erneut zusammen, um einen weiteren Ringo-Film auf die Beine zu stellen. Die titelgebende Figur kehrt darin aus dem amerikanischen Bürgerkrieg zurück und muss feststellen, dass sich die Verhältnisse in der Heimatstadt verändert haben. Eine mexikanische Bande unter Führung Esteban Fuentes' hat das Kommando übernommen. Sie versetzen die Bürger in Angst und Schrecken, der örtliche Sheriff ist nur noch saufendes Wrack. Ringos Frau soll zu Heirat mit Paco Fuentes gedrängt werden. Der Heimkehrer wird rechtzeitig vor den gefährlichen Verhältnissen gewarnt, so dass er es vorzieht, zunächst in Verkleidung das Westernstädtchen zu betreten. Dort sondiert er die Lage, um einen Plan gegen die Fuentes-Bande zu schmieden.
Mit Hilfe der ausgezeichneten, oftmals schrägen Musik Ennio Morricones, eines ständigen Staub umherwirbelnden Windes sowie der nur noch spärlich bewohnten Westernstadt verleiht Duccio Tessari dem Geschehen eine gespenstische Atmosphäre, welche die aus den Fugen geratene Ordnung reflektiert. Immer wieder tauchen irreale Momente auf. So gibt sich der heimgekehrte Ringo, welcher bislang nur inkognito unterwegs war, schließlich den Banditen zu erkennen, um in einer fast nebelartigen Staubwolke wie ein Geist wieder zu verschwinden. Die aktuelle Ordnung der verbrecherischen Willkürherrschaft durch den Fuentes-Klan ist nicht Teil derselben Realität, die Ringo verkörpert. Er bleibt deswegen für die Mexikaner unfassbar und muss sogar in einem Scheinbegräbnis unter die Erde gebracht werden, da Ringos Frau Paco Fuentes sonst nicht heiraten könnte. Aber auch das kann den letzten Repräsentanten der Heimat, die das Städtchen einst gewesen ist, nicht beseitigen. So wirken die Aktionen der Banditen eher hilflos als effektiv.
Da Ringo mit der Autorität des einstigen Bewohners ausgestattet ist, besitzen seine Aktionen eine größere Macht als die der neuen, unrechtmäßigen Ordnung. Dabei ist sein Eingreifen in die aktuellen Verhältnisse kein Selbstläufer, sondern Teil des zentralen Liebesdramas, das die entscheidende emotionale Rechtfertigung für den Kampf liefert. Ringos Frau hat nie den Versuch der Flucht unternommen, weil sie immer auf die Rückkehr ihres Mannes gehofft hatte. Ihre Existenz unter den Fuentes-Verhältnissen ist ein Opfer, dessen Stärke die Brutalität durch die Banditen bei weitem übersteigt. Das verleiht Ringo, der von seiner Frau erst zum Kampf gedrängt werden muss, eine überlegene Kraft. In einer berührenden Szene gibt sich Ringo seiner Frau zu erkennen, indem er in einem relativ dunklen Zimmer ins Licht der Lampe tritt. Die Blicke der beiden Liebenden treffen sich und verharren aufeinander, als wenn in diesem Moment alles noch einmal von neuem beginnen würde. Hier liegt die Keimzelle des Widerstandes gegen die Banditen. Die neue, alte Liebe sorgt mit kleiner Verzögerung letztlich dafür, dass Ringo das zurückerobern will, was ihm einst gehörte.
Bildqualität
Das weitgehend saubere Bild der DVD besitzt eine durchschnittliche Schärfe, da bei jeglichen Bewegungen die Klarheit sofort zusammen bricht und die Szenerie einen etwas matschigen Anstrich erhält. Bei ruhigen Bildern sind die Konturen oftmals klar, die Detailszeichnung weist aber auch hier Schwächen auf. Die Farben wirken eher reduziert, was aber dem visuellen Konzept entsprechen dürfte Der Kontrast macht eine gute Figur. Die Körnigkeit des Materials stört nicht.Tonqualität
Die italienische sowie die englische Mono-Tonspur verfügt über verständliche Dialoge ohne nennenswertes Rauschen. Bei den Höhen kommt es aber immer wieder zu Verzerrungen. Der deutsche Ton ist mit der Synchronisation von der Erstaufführung im Jahr 1966 sowie der Wiederaufführungsversion aus dem Jahr 1973 vertreten. Während die 1966er-Fassung natürlicher klingt, besitzt die 1973er-Version eine synchronisationstypische Künstlichkeit, ohne dass das aber besonders auffällig ist. Beide Tonspuren besitzen verständliche Dialoge, ohne nennenswertes Rauschen.Extras
Die Featurette „A Western Greek Tragedy” (etwa 25 Minuten) beinhaltet Interviewpassagen mit Darstellerin Lorella de Luca und Kamerassistent Sergio D'Offizi, die sich beide recht gut an die Dreharbeiten erinnern können und freimütig darüber plaudern. Der “Greek Tragedy”-Aspekt spielt dabei nur eine geringe Rolle, spannend sind die Erzählungen aber allemal. Bildergalerie und Trailer runden das Bonusmaterial ab.Fazit
Gespenstisches Italowestern-Drama, das die neue Unrechtsordnung einer Gruppe Banditen in einer kleinen Stadt nach dem amerikanischen Bürgerkrieg als Herrschaft willkürlichen Hasses brandmarkt, der gegenüber dem aus Liebe zu seiner Frau motivierten Kampf eines Heimkehrers keine Chance hat. Technisch ist die DVD angesichts des Filmalters recht gut.Stefan Dabrock
Originaltitel | Il ritorno di Ringo (Italien / Spanien 1965) |
Länge | 92 Minuten (Pal) |
Studio | Koch Media |
Regie | Duccio Tessari |
Darsteller | Giuliano Gemma, Fernando Sancho, Lorella De Luca, Nieves Navarro, Antonio Casas, Manuel Muñiz, George Martin, u.a. |
Format | 1:2,35 (16:9) |
Ton | DD 2.0 Mono Deutsch, Italienisch, Englisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Featurette „A Western Greek Tragedy”, Bildergalerie, Trailer |
Preis | ca. 13 EUR |
Bewertung | sehr gut, technisch angesichts des Filmalters recht gut |