Revolutionen eignen sich nicht nur zur Profilierung politisch engagierter Menschen, sie bieten auch Glücksrittern eines Basis, welche die zumeist unübersichtliche Situation ausnutzen wollen. Im Windschatten eines tobenden Volksbefreiungskampfes spielt Geld oftmals eine größere Rolle als die leeren Mägen der einfachen Leute. Das gilt auch für einen stets Gringo genannten Amerikaner und seinen mexikanischen Partner Lucas. Sie befinden sich im Zug nach Durango, als ein paar Revolutionäre das Gefährt überfallen. Dabei rauben die Freiheitskämpfer nicht nur einen reich gefüllten Tresor, sondern auch eine Journalistin, in die sich Gringo während der Zugfahrt verliebt hatte. Als einzige Überlebende des Überfalls machen sich Lucas und Gringo an die Verfolgung der Revolutionäre, da sie Geld und Frau aus den Händen der Angreifer befreien wollen.
Mario Caianos Italowestern-Komödie funktioniert deswegen so gut, weil er die grundlegende Handlung nicht der Lächerlichkeit Preis gibt. Das revolutionäre Umfeld, in dem das Geschehen angesiedelt ist, bleibt auch in Caianos Ausgestaltung ein gefährliches Pflaster. Wer nicht aufpasst, beißt ins Gras. Die Jagd auf den Tresor, die dazu führt, dass sich Gringo und Lucas in die Bande der Revolutionäre einschleichen, die Auseinandersetzungen innerhalb der Organisation der Revolutionäre und die Liebe Gringos zur Journalistin bleiben deswegen im Kern ihres Wesens unangetastet. Leichte inszenatorische Veränderungen würden bereits ausreichen, um aus dem Film ein grimmig-finsteres Werk zu machen. Da die Hauptmotive während des gesamten Films intakt bleiben, erzeugt Caiano ähnliche Emotionen, wie es ein finsterer Genrebeitrag getan hätte. Mit dem einen Unterschied, dass er dem Zuschauer im entscheidenden Moment Szenen absurder Leichtigkeit gönnt, anstatt die Bitterkeit durch Tristesse zu verstärken. Das ständige Scheitern der beiden Hauptfiguren – ihnen gelingt es nicht, den Tresor zu öffnen, als sie Mitglied der Bande sind; sie wissen teilweise nicht, in welche Richtung sie reiten müssen – besitzt einen leichten Charakter, weil sie einerseits das unzerstörbar positive Gemüt unentwegter Glücksritter haben und ihnen andererseits immer wieder ein geheimnisvoller, schmierig eleganter Meisterschütze mit rotem Auto zur Hilfe kommt. Der motorisierte Helfer wirkt angesichts der unwirtlichen Landschaft sowie den übrigen bodenständigen Figuren wie ein Fremdkörper. Sein Oberlippenbärtchen, die pomadigen Haare und der Anzug mit Hut streichen stärker das Groteske der Geldjagd heraus. Mark Damon wirkt dabei so überzeugend, als sei er in die Rolle hinein geboren worden. Er unterstützt die Komik des Films, welche die Verhältnisse immer wieder mit bissigen Seitenhieben kommentiert. Die Fahrkarte für den Zug, welche nur noch beim Schwarzhändler zu bekommen ist, verdoppelt ihren Preis innerhalb weniger Sekunden, die Revolutionäre sind genauso wie die beiden Hauptfiguren mehr am Geld, als an hehren Werten interessiert. So offenbart das turbulente Revolutionstheater, dass die Werte die ersten Opfer der Unübersichtlichkeit sind.
Bildqualität
Die ausgezeichnete Bildqualität der DVD fällt deutlich besser aus, als bei den beiden zeitgleich veröffentlichten DVD-Titeln „Für einen Sarg voller Dollars“ und „Der Ritt nach Alamo“. Das saubere Bild besitzt sowohl klare Konturen als auch einen Detailreichtum, der bei einem 40 Jahre alten Film erstaunlich ist. Die kräftigen Farben tragen weiter zum positiven Eindruck bei. Der ausgewogene Kontrast sorgt für ein plastisches Bild. Neben dem leichten Hintergrundrauschen sind keine weiteren Rauschmuster zu sehen.Tonqualität
Beide Tonspuren bieten klar verständliche Dialoge mit leichtem Hintergrundrauschen. Kleine Tonverzerrungen treten ebenfalls auf, stören aber kaum. Die atmosphärische Musik vermag sich sehr gut zu entfalten. Die Szenen, für die keine deutschen Synchronisation existiert, sind mit deutschen Untertiteln versehen.Extras
Der Beitrag „Horses, Trains & Automobiles” (etwa 15 Minuten) enthält Interviewpassagen mit Regisseur Mario Caiano und Darsteller Mark Damon. Darin geht es ebenso um die Einordnung der Produktion ins Genre des Italo-Western, um die Dreharbeiten selbst und um den Stil des Films. Der zweite Beitrag „From Gunslinger to Hollywood Player” (etwa 15 Minuten) besteht aus einem Interview mit Darsteller Mark Damon. Darin geht es um dessen Karriere, die sich entsprechend des Beitragtitels in Richtung Filmproduktion entwickelt hat. Beide Kurzdokumentationen überzeugen durch viele Informationen der jeweiligen Interviewpartner. Besonders ansprechend sind Damons Ausführungen zu seiner Karriere, die diverse Stationen beinhaltet. Der Trailer, eine Bildergalerie und ein Text über den Film sowie Darsteller Athony Steffen, der sich sich auf den Innenseiten der Papphülle befindet, rundet das Bonusmaterial ab.Fazit
„Der letzte Zug nach Durango“ überzeugt als turbulente Italowestern-Komödie, die das ernsthafte Geschehen in ihrem teilweise absurden Kern herausarbeitet. Die Komik zielt folglich nicht darauf ab, das Geschehen der Lächerlichkeit Preis zu geben, sondern es zu ironisieren. So entsteht ein Revolutionstheater, das hinter seinem lockeren Humor immer wieder durchblitzen lässt, dass die ersten Opfer der unübersichtlichen Verhältnisse, die Werte sind. Technisch ist die DVD sehr gut.Stefan Dabrock
Originaltitel | Un treno per Durango (Italien / Spanien 1968) |
Länge | 96 Minuten (Pal) |
Studio | Koch Media |
Regie | Mario Caiano |
Darsteller | Anthony Steffen, Mark Damon, Enrico Maria Salerno, Dominique Boschero, u.a. |
Format | 1:2,35 (16:9) |
Ton | DD 2.0 Mono Deutsch, Italienisch |
Untertitel | Deutsch, Englisch |
Extras | „Horses, Trains & Automobiles” - Featurette über die Dreharbeiten, Trailer, Digipack-Text, u.m. |
Preis | ca. 10 EUR |
Bewertung | gut, technisch sehr gut |