Als Drehbuchautor ist Nai-Hoi Yau schon seit einigen Jahren im Filmgeschäft tätig. Unter anderem hat er an den Johnnie-To-Filmen „The bare-footed Kid“ („Chik geuk siu ji“, 1993), „The Mission“ („Cheung fo“, 1999) und „PTU“ („PTU“, 2003) mitgearbeitet. „Eye in the Sky“ ist sein Regiedebüt, der Produzent ist natürlich Johnnie To. Im Zentrum der Handlung steht eine Überwachungseinheit der Hongkonger Polizei, deren Aufgabe darin besteht, aus Überwachungskamerabildern sowie Beschattungen verdächtiger Personen wichtige Hinweise für die Lösung verbrecherischer Aktivitäten zu Tage zu fördern. Analytische Beobachtungsgabe, ein exzellentes Gedächtnis und geschicktes Verhalten auf der Straße gehören zu den zentralen Anforderungen der einzelnen Einheitsmitglieder. Nachdem die junge Ho Ka Po, Tarnnahme Piggy, dazu gestoßen ist, bekommen die Beobachtungsspezialisten einen neuen Auftrag. Eine gut organisierte Bande raubt mit schneller Präzision Juwelengeschäfte aus. Dabei konnten sie bisher unerkannt entkommen. Doch die verdächtige Handbewegung eines Bandenmitglieds, das draußen Schmiere gestanden hat, bringt die Einheit nach Auswertung der Überwachungskamerafilme auf seine Spur. Mit ihm haben Sie einen Anhaltspunkt, um durch gezielte Observierung die Bande zu enttarnen.
Die eigentliche Auflösung der Kriminalfalls ist schon deswegen nicht der zentrale Teil der Geschichte, weil der Film kein Geheimnis daraus macht, wer die Räuber sind und wo sie sich aufhalten. Zwischen den Überwachungssequenzen zeigt der Film die Diebe in ihrem Schlupfwinkel beim Feiern des Beutezugs. Das stellt eine Nähe zu ihnen her, die wichtig für die gesamte Dramaturgie ist. Die Räuber sind nicht nur abstrakte Objekte, sondern bekommen ein menschliches Gesicht. Nur so entgeht die analytische Konstruktion der Observierung der Gefahr, zu einem kühlen wissenschaftlichen Experiment zu verkommen. Es entwickelt sich vielmehr ein geradezu tänzerisches Katz-und-Maus-Spiel zwischen der Polizei und den Räubern, die als menschliche Figuren auf Augenhöhe mit den Polizisten agieren, auch wenn der deutlich stärkere emotionale Aspekt auf Seiten der Ordnungshüter gelegt wird. Mit eleganten Bewegungen und präzisem Schnitt fängt die Kamera das geschickte Zusammenspiel diverser Observierungsteams ein, die sich je nach Situation abwechseln, um nicht verdächtig zu wirken.
Die Gefahr, entdeckt zu werden, erzeugt im Verbund mit den schnellen Reaktionen auf die jeweilige Handlung der Observierungsperson eine Atmosphäre gespannter Ruhe, die jederzeit in Gewalt ausbrechen kann. Der ständige Funkverkehr innerhalb der Polizeitruppe macht das gespannte Netz auch auf akustische Weise sichtbar, so dass die Choreographie der Überwachung vollends zu Tage tritt. Sie erfährt eine faszinierende Ästhetisierung, die aber auch ihre Brüche besitzt, wenn Piggy aus Gründen der Tarnung beispielsweise tatenlos zusehen muss, wie ein Passant zusammengeschlagen wird. Menschliche Regungen sind im glatten Ablauf der Überwachung nicht vorgesehen.
Während der Film auf dieser Ebene das Geschehen durchaus hinterfragt, bleibt die Frage der vielfältigen Kamerapräsenz im öffentlichen Raum außen vor. Auch wenn die klare Thematisierung innerhalb des Films fehlt, entsteht angesichts dessen, was mit Hilfe analytischer Auswertung solcher permanent aufgezeichneter Bilder an Informationen gesammelt werden kann, dennoch teilweise ein leichtes, beklemmendes Gefühl.
Bildqualität
Das saubere Bild der DVD weist eine Schärfe auf, die zwischen angenehm und gut schwankt. Die leicht reduzierte farblichen Optik des Films wurde sehr gut auf die DVD übertragen. Der Kontrast ist nicht ganz optimal, so dass sich nicht immer alle Bildinhalte exakt voneinander abheben, größere Schwächen leistet er sich aber nicht. Das leichte analoge Rauschen stört nicht, nennenswerte sonstige Rauschmuster treten nicht zu Tage.Tonqualität
Die beiden 5.1-Spuren besitzen klare und verständliche Dialoge, die in einem ausgewogenen Verhältnis zu den übrigen Klängen abgemischt wurden. Dank der differenzierten Geräuschkulisse entsteht auch eine räumliche Atmosphäre, die eher feine als bombastische Effekte aufweist.Extras
Der „Blick hinter die Kulissen“ dauert vier Minuten und besteht aus unkommentiertem B-Roll-Material. Weitere Extras gibt es nicht.Fazit
„Eye in the Sky“ erzählt die spannende Tätigkeit einer Überwachungseinheit der Hongkonger Polizei, deren Oberservierungen zu einer eleganten Choreographie verdichtet werden. Ihr perfekter, stets an die jeweilige Situation angepasster Ablauf fördert moralische Brüche zu Tage, wenn außerhalb der Observation liegende Straftaten aus taktischen Gründen nicht verfolgt werden können. Technisch ist die DVD gut.Stefan Dabrock
Originaltitel | Gun Chung (HK 2007) |
Länge | 89 Minuten (Pal) |
Studio | Constantin |
Regie | Nai-Hoi Yau |
Darsteller | Simon Yam, Tony Leung Ka Fai, Kate Tsui, Suet Lam, Maggie Siu, u.a. |
Format | 1:1,85 (16:9) |
Ton | DTS Deutsch, DD 5.1 Deutsch, Kantonesisch |
Untertitel | Deutsch für Hörgeschädigte |
Extras | Blick hinter die Kulissen |
Preis | ca. 16 EUR |
Bewertung | gut, technisch guter Durchschnitt |