Die Vampexen sind los

Draculas Hexenjagd

Nach der deutschen Erstveröffentlichung des Hammer-Films „Gruft der Vampire“ veröffentlicht Koch Media in einer zweiten Auflage den bereits zuvor schon einmal erschienenen dritten Teil der Karnstein-Trilogie des Hammer Studios mit dem Titel „Draculas Hexenjagd“ (der zweite Teil „Nur Vampire küssen blutig“ ist in Kinowelts Hammer Horror Box erschienen). Darin geht es um die beiden verwaisten Zwillinge Frieda und Maria, die nach dem Tod der Eltern bei ihrem Onkel und dessen Frau in einem kleinen Dorf unterkommen. Während sich der Onkel einen Namen als Anführer einer religiös motivierten Bruderschaft gemacht hat, die Jagd auf örtliche Hexen vollzieht, ist der Herr des Schlosses Karnstein, das auf einem Hügel über dem Tal thront, auf der Suche nach dem Bösen, das ihm Macht verleihen soll. Seine Position ist für den fanatischen Onkel unantastbar, weil Graf Karnstein durch den Landesherren geschützt wird. Als aber eine der beiden Zwillinge in den Einflussbereich des Grafen gerät, kommt Bewegung ist das ritualisierte Machtgefüge. Vor allem der Dorfschullehrer, der das Treiben der Bruderschaft, dem unschuldige Frauen zum Opfer fallen, ebenso kritisiert, wie er versucht, die Ursache für die zuletzt vermehrt auftretenden rätselhaften Todesfälle zu ergründen, wird zur treibenden Kraft. Die Spur führt schließlich auf Schloss Karnstein.

Obwohl das Dorf unterhalb des Schlosses Karnstein unter den Folgen praktizierten Vampirismus' leidet, ist die religiöse Bruderschaft unter Führung des Onkels der beiden verwaisten Zwillinge auf der Suche nach Hexen, die in jungen alleinstehenden Frauen nach Lesart der Bruderschaft auch gefunden werden. Die Dramatik der Ereignisse gründet sich demnach nicht nur auf das Missverständnis, dass es Hexen in der Bruderschaft-Interpretation als Ausgeburt des Bösen gar nicht gibt, sondern auch darauf, dass die eigentliche Gefahr aus der Ecke des Vampirismus kommt. Mit diesem Trick gelang es den Hammer-Studios gleich zwei populäre Horror-Motive in einem Film unterzubringen, den Vampirismus und das Hexenjäger-Thema. Die Schwierigkeit besteht nun aber darin, das Beides keinerlei Bezug zueinander besitzt. Daran ändert auch das vorliegende Werk nichts, das wenig an einer Draculas Hexenjagd Auseinandersetzung mit dem handlungstechnisch unterstellten Zusammenhang zwischen ausgesaugten Menschen und dem Hexenglaube interessiert ist. Letzterer existiert einfach und treibt die Bruderschaft an, die in Hexen alles Böse sieht. Das mag für einen Film genügen, der als atmosphärischer Hexenhorror daherkommen will, soll aber auch noch das Vampirmotiv einbezogen werden, reicht die simple Parallelexistenz beider Stoffe nicht.

Die Mischung, welche das Drehbuch des Autoren auch der beiden anderen Karnstein-Filme Tudor Gates', anrührt, hätte einen visuell visionären Regisseur gebraucht. Aber John Hough verlässt sich zu stark auf die zwar wunderschönen, aber thematisch isolierten Bilderwelten seines Kameramanns Dick Bush. Das Innere des Karnstein-Schlosses strahlt eine herrliche erotisch konotierte Vampirdekandenz-Atmosphäre aus, die Bruderschaft hinterlässst bei Ihrem Treiben brennende Scheiterhaufen und geht mit dem Kreuz voran. Die Askese der drögen religiösen Fanatiker und der dekadente Prunk stehen sich nicht einmal als funktionierende Gegensätze gegenüber, weil sie einfach in keinem inhaltlichen Zusammenhang stehen. Das ganze Hexending ist schließlich nur ein bedauerlicher Irrtum. Trotz mancher opulenter Ausstattungsschönheiten bleibt „Draculas Hexenjagd“ leider nur krudes Stückwerk, das immer wieder neue Motive und Figuren in den Ring wirft, sie aber dann wieder vergisst, wie beispielsweise die geisterhafte Vampirfrau Gräfin Mircalla, die nach einem kurzen Auftritt außer Acht gelassen wird, obwohl gerade sie das Bindeglied zum Hexenglauben sein könnte. Denn sie ist vermutlich für die Todesfälle verantwortlich. Ob sie es tatsächlich ist, erzählt der Film nicht. Wirklich sehenswert ist neben einzelnen Kulissen vor allem Peter Cushing als fanatischer Anführer der Bruderschaft, der einen wahrlich bedrohlichen Hexenjäger abgibt. Seine intensive Ausstrahlung verleiht den Szenen, in denen er auftritt, sofort eine Spannung, die greifbar macht, welche Kräfte unkontrollierter Fanatismus entfesseln kann.

Bildqualität

Draculas HexenjagdDas weitgehend saubere Bild der DVD besitzt eine sehr gute Kantenschärfe und weiss zusätzlich durch eine vor allem am Alter des Films gemessen hohe Detailfreudigkeit zu gefallen. Nur selten wirkt das Bild leicht weich. Die Farben sind oftmals kräftig, so dass die atmosphärischen Qualitäten der einzelnen Szenen zum Tragen kommen. Der gute Kontrast sorgt für ein plastisches Bild, das sowohl das Innere des Schlosses Karnstein sehr gut abbildet, aber auch bei Nachtaufnahmen eine gute Figur macht. Das leichte Hintergrundrauschen stört nicht, sonstige Rauschmuster treten nicht in Erscheinung.

Tonqualität

Der Mono-Ton der DVD macht eine richtig gute Figur. Die Dialoge weisen so geringe Verzerrungen auf, dass diese nicht ins Gewicht fallen. Lediglich die deutsche Tonspur besitzt anfangs ein paar Knackser. Ansonsten ist alles klar und verständlich. Die Musik vermag ihr wahrlich dramatisches Potential – hier hat sich Komponist Harry Robertson mächtig ins Zeug gelegt – gut zu entfalten.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einer geschnittenen Szene, in der ein seltsames Lied angestimmt wird, das der Dorfschullehrer komponiert hat, einer Bildergalerie, dem Trailer und einem Booklet, in dem Uwe Huber und Guiskard Oberparleiter den Film historisch einordnen. Die Szene wurde in jedem Fall zu Recht aus dem Film geschnitten, hat aber einen historischen Wert.

Fazit

„Draculas Hexenjagd“ versucht Vampirmythos und Hexenverfolgung in einem Horrorfilm unterzubringen. Das Ergebnis ist eine krude Parallelexistenz beider Themen, die zu einem Auseinanderfallen der Dramaturgie führt. Peter Cushing als Fanatiker ist dank seiner bedrohlichen Präsenz aber sehr sehenswert. Technisch ist die DVD sehr gut.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Twins of Evil (GB 1971)
Länge 84 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie John Hough
Darsteller Peter Cushing, Damien Thomas, Madeleine Collinson, Mary Collinson, David Warbeck, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Geschnittene Szene, Bildergalerie, Trailer, 16seitiges Booklet (Viereinhalb Seiten Text)
Preis ca. 15 EUR
Bewertung krude, technisch sehr gut