Blaxploitation - das Genre
2. Themen
Der Kampf der Helden richtet sich meistens gegen das weiße Establishment, das als Bedrohung der black community gezeigt wird, da es die schwarze Lebensweise unterdrückt. Das war bereits die Grundstruktur von »Sweet Sweetback’s Badasssss Song«, die sich weiter fortsetzte. Weiße sind oft kriminell und frönen abweichenden Sexpraktiken. Bei »Shaft« dringt das Böse in Form der italienischen Mafia in Harlem ein, »Coffy« (1973) erledigt im Alleingang einen Dealerring und »Cleopatra Jones« muss in ihren beiden Filmen (1973, 1975) lesbischen Drogen-Queens aufzeigen, dass deren Dasein verpfuscht ist. In der Frühphase des Blaxploitationbooms war diese Thematik in den Inner-Cities angesiedelt, den Wohngebieten der schwarzen Bevölkerung. Sie stellte also einen Kommentar zur tatsächlichen sozialen Situation und den existierenden Machtverhältnissen dar. Auch wenn in vielen Fällen die Ernsthaftigkeit durch eine auf Effekte bedachte, pulp-hafte Figuren- sowie Storyentwicklung aufgelockert wurde (»Shaft«, »Foxy Brown«), blieb der beschriebene Hintergrund dennoch präsent. Frei von solchen Pulp-Elementen zeigten sich demgegenüber die düsteren, an Originalschauplätzen gedrehten, Gangster-Dramen »Black Caesar« und »Accross 110th Street« (1972).
Teil der urbanen sozialen Wirklichkeit war die Existenz vom Drogen, Zuhältern, Glücksspiel und Waffen. So ist es nicht verwunderlich, dass auch in den Filmen eine Welt gezeichnet wird, die von solchen Bestandteilen geprägt wird. Kritiker der Blaxploitation warfen dem Genre immer wieder vor, das zu glorifizieren. Auch wenn es natürlich Beispiele dafür gibt, wurde dabei übersehen, dass die Kriminalität in der sozialen Schieflage einen Ursprung hat, so dass sich vielfach kein anderer Ausweg bietet, als ein Leben als Randexistenz. Eine explizite Aufarbeitung der Ursachen findet zwar nicht statt, kann aber als bekanntes Faktum vorausgesetzt werden; vor allem, wenn man die damaligen gesellschaftlichen Civil-Rights-Bewegungen mit berücksichtigt. Dass also gerade Menschen aus diesem Umfeld zu Helden hochstilisiert wurden, bedeutet nichts weiter, als ein konsequentes Zuendedenken der Verhältnisse. Der in den kriminellen Bereich abgedrängte Schwarze kommt dort zu Macht, und die böse Fratze der Auswirkungen des weißen Establishments schlägt zurück. Wenn also in »Superfly« (1972) der Ausstieg des Drogenhändlers durch Kokainprofite, die zu Lasten der Black Community gehen, erkauft wird, dann ist dies eine bitterböse, bezeichnende Darstellung der Folgen des weißen Machtapparates. Es soll aber auch nicht verschwiegen werden, dass gerade »Superfly« zwiespältig bleibt, da es durchaus eine Romantisierung der Außenseiterexistenz gibt. In der Spätphase tummelten sich die Protagonisten dann an immer exotischeren Schauplätzen. Shaft und Superfly verschlug es nach Afrika, Cleopatra Jones nach Hongkong.
3. Das Ende
Um die Mitte der 70er Jahre war es dann vorbei mit dem großen Erfolg. Das lag unter anderem daran, dass der starke Filmausstoß keine Folge vergrößerter schwarzer Einflussnahme in Hollywood war, sondern zumeist von weißen Produzenten, Regisseuren und Drehbuchautoren gemacht wurde. Ausnahmen waren der »Shaft«-Regisseur Gorden Parks sr., sein Sohn Gordon Parks jr. und der Auslöser des Booms Melvin van Peebles. Um 1975 stellte man nun bei den großen Studios fest, dass auch Filme wie »Der Pate« (1971) oder »Der Exorzist« (1973) zu 35 Prozent von Schwarzen besucht wurden. Es war folglich ökonomisch obsolet geworden, weitere »Black Power«-Movies herzustellen.
4. Wichtige Filme
Neben dem schon hinreichend gewürdigten »Sweet Sweetback’s Badasssss Song« zählt die »Shaft-Trilogie« zum bekanntesten und wichtigsten, was die Blaxploitation zu bieten hat. Beim ersten Auftritt des smarten Privatdetektivs aus Harlem muss der gegen italienische Mafia-Gangster vorgehen, die die Tochter des Paten von Harlem entführt haben. Shafts Engagement ist aber nicht ganz freiwillig, sondern aufgrund der Druckmittel des Gangsterbosses begründet. Das hier porträtierte Harlem ist nicht so sehr einem realistischen Abbild verhaftet, als das es vielmehr darum geht, eine Welt zu zeichnen, die der Hauptfigur Gelegenheit gibt, sich als cooler Superheld zu beweisen. Es herrscht also keine düstere Grundstimmung vor, sondern der Film strotzt von Ästhetisierungen der Szenerie, ironischen One-Linern und gebrochenen Darstellungen schwarzer Klischees, wie zum Beispiel sexuelle Überlegenheit. In zwei Fortsetzungen (»Shaft’s Big Score«, 1972 und »Shaft in Africa«, 1973) kam der "tough guy" erfolgreich wieder.
Ein ganz anderes Harlem-Bild findet man in »Black Caesar« vor. Erzählt wird das Schicksal des Tommy Gibbs, welcher in Harlem als Konfrontation zur Mafia ein eigenes Syndikat aufbaut. Außerdem muss er sich noch des korrupten Cops John McKinney erwehren, ehe er am Ende schließlich elend in einem Slum-Hinterhof verreckt. »Black Caesar« eroberte die Geschichte um Aufstieg und Fall eines Gangsters für die Schwarzen. Dementsprechend kommt der Film ausgesprochen düster daher. Sein pessimistisches Ende ist die Folge einer Kette von Ereignissen, die die verfehlte Machtbesessenheit Gibbs verdeutlichen. Ähnlich düster ist das Scheitern des Plans dreier Gangster bei »Across 110th street« in Szene gesetzt. Um ihren Wunsch zu realisieren, aus dem kriminellen Sumpf zu entkommen, versuchen sie, das Syndikat zu berauben. Das Resultat ist ihr Tod. Besonders beeindruckend ist die realistische Inszenierung des dramatischen Geschehens. weiter