Schwarzweiße Ekstase

Zebraman

Möglicherweise lag es daran, dass der Held schwarzweiß war während seine Gegner hübsch bunt durch die Welt zogen, oder es war dessen mangelnde Fähigkeit, zu fliegen, die Superheldenserie Zebraman wurde jedenfalls bereits nach sieben Folgen abgesetzt und nicht zu Ende gedreht. Für den Grundschullehrer Ichikawa ist das auch Jahre später immer noch bedauerlich. Sein Leben verläuft wie das eines Verlierers. Die Schüler können ihn nicht leiden, sein Sohn wird von den Mitschülern malträtiert, weil er ein blöder Lehrer ist, seine Tochter hat keinen Respekt vor ihm und seine Frau geht fremd. Spät abends träumt er sich deswegen in eine Existenz als Superheld Zebraman. Heimlich hat er sich ein Kostüm nach dem Serienvorbild geschneidert und übt so gewandet die speziellen Kicks, welche Zebraman unüberwindlich machen. Eines Abends jedoch hört Ichikawa einen Hilfeschrei. In seinem Kostüm taucht er gerade rechtzeitig auf, als sich ein Mann mit einer Krabbenmaske an einer Frau vergehen will. Etwas unbeholfen schlägt er den Angreifer tatsächlich in die Flucht. Dabei wird er von einem seiner Schüler beobachtet, der fest an die Kraft des Zebraman glaubt. Als es zu immer merkwürdigeren Zwischenfällen in der Gegend kommt, sieht sich Ichikawa in der Pflicht, zu Zebraman zu werden. Denn die Rettung der Welt benötigt einen Superhelden, die Welt benötigt Zebraman.
Takashi Miikes "Zebraman" besitzt alles, was ein rundum gelungener Film braucht. Die Hauptfigur Ichikawa ist ein bedauernswerter Mensch, den man aber in seiner Hilflosigkeit nicht verdammen kann. Man fühlt mit dem armen Lehrer, der einfach nur ein glückliches Leben führen möchte. Das menschliche Drama des isolierten Mannes, der als Ersatz für sein verkorkstes Leben von einer Superheldenexistenz träumt, funktioniert ausgezeichnet. Hinzu kommt die Beziehung zu einem neuen Schüler im Rollstuhl, mit dem er die Begeisterung für den Zebraman teilt. Gleichzeitig entwickelt sich das Werk langsam aber sicher zu einem echten Superheldenfilm, wenn Ichikawa immer mehr die Rolle des Zebramans annehmen muss, weil das Schicksal der Welt auf dem Spiel steht. "Zebraman" präsentiert in diesem Sinne den wahrscheinlich menschlichsten Superhelden, der denkbar ist. Miike belässt es jedoch nicht dabei anrührendes Drama und Actionfilm miteinander zu mischen, er reflektiert zusätzlich auf höchst amüsante Weise über das Genre, wenn als entscheidende Schwäche des Zebramans dessen Flugunfähigkeit thematisiert wird. Die Konstruktion des Superhelden Zebraman nimmt gleichzeitig die Attitüde des Genres auf, Tieranalogien zu verwenden, und führt sie ad absurdum. Denn welche Eigenschaft qualifiziert ein Zebra als Pate für einen Superheldentypus zu dienen? Hinzu kommt Miikes Hang zum Absurden, welcher die gängigen Realitätskonstruktionen aushebelt und dadurch dem Motto, das alles möglich ist, wenn man es sich erträumt, eine romantische Wahrhaftigkeit verleiht, die berührt.

Bildqualität

Die Bildqualität des günstig produzierten Films ist nicht ganz auf der Höhe der Zeit. Bilddefekte oder Verschmutzungen treten zwar nicht auf, aber das Bild wirkt meistenteils matschig. Das gilt vor allem für die Tagaufnahmen in Totalen und Halbtotalen. Nah- und Nachtaufnahmen sehen schärfer aus. Das Bild besitzt eine geringe Detailvielfalt. Die Farbwidergabe ist gut, da der leicht blasse Look Teil des visuellen Konzeptes ist. Der Kontrast neigt dazu, helle Flächen überstrahlen zu lassen und bei dunklen Szenen ein bisschen zu verschlucken.

Tonqualität

Der 5.1-Ton liefert eine gelungene Vorstellung ab. Da der Film recht viele ruhige Passagen besitzt, trägt die Musikwidergabe viel zur räumlichen Atmosphäre bei. Auch die Actionszenen sind stark durch den Soundtrack geprägt, wissen aber auch durch die Nebengeräusche zu gefallen. Dabei kann der Film zwar nicht mit hoch budgetierten Produktionen mithalten, schlägt sich aber recht ordentlich. Störendes Rauschen gibt es nicht.

Extras

Die Beiträge "Der Vorabend der Geburt von Zebraman", "Zebramans Start", "Kämpfe! Zebraman Flieg Zebraman", "Entfalte dich! Miikes Welt", "Geheime Spezialabteilung des Verteidigungsministeriums", "Versammelt Euch!", "Traumhafte unveröffentlichte Szene", "In der Yachio-Grundschule" und "Das Fest endet nicht" bilden ein Making Of (zusammen etwa 81 Minuten). Dieses besteht aus B-Roll-Material mit Interviewsequenzen, das zudem durch Untertitel dramatisierend kommentiert wird. Dadurch erhält das Ganze den entscheidenden Vorteil gegenüber meistens unkommentiert auf DVDs enthaltenem B-Roll-Material, das langweilig wirkt. Hier wird tatsächlich die dramatische Geschichte des Drehs erzählt, die als eigener Dokumentarfilm funktioniert. Unter anderem erfährt man einiges über die Actionszenen, die Verletzung des Hauptdarstellers, Miikes grundsätzliche Ansicht über Dreharbeiten und über die Gaststars, welche sich anlässlich der 100sten Rolle des Sho Aikawa die Ehre geben. Insgesamt sehr gelungenes Bonusmaterial. Trailer und TV-Spots runden die DVD ab.

Fazit

"Zebraman" verbindet auf geschickte Weise das persönliche Drama eines Verlierertypen, der zum Wohle der Welt über sich hinauswächst und zum Zebraman wird, mit einer Reflexion über das Superheldengenre. Der unbedingte Glaube an die eigenen Kräfte feiert einen bewegenden Triumph. Technisch weist die DVD vor allem beim Bild Schwächen auf. Das Bonusmaterial ist sehr lohnenswert.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Zebraman (Japan 2004)
Länge 115 Minuten (Pal)
Studio I-on new media im Vertrieb der Splendid
Regie Takashi Miike
Darsteller Sho Aikawa, Kyoka Suzuki, Teruyoshi Uchimura, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch, Japanisch
Untertitel Deutsch
Extras Kurzdokus, Trailer, u.m.
Preis ca. 20 EUR
Bewertung gut, technisch mit Schwächen beim Bild