Düsterer Waldlehrgang

The Woods

Aufmüpfige Kinder brauchen eine ganz spezielle Erziehung, wenn vermögende Eltern mit ihnen nicht mehr fertig werden. Warum soll man sich auch selbst mit den aus der Art geschlagenen Abkömmlingen befassen, wenn es gesellschaftliche Institutionen gibt, die das viel besser können. Für Heather heißt das im Jahr 1965, dass sie in ein renommiertes Mädcheninternat abgeschoben wird, das mitten in der Abgeschiedenheit des Waldes liegt. Nichts stört hier die Erziehungsmethoden der strengen Lehrerinnen, da sich das dichte Grün wie eine schützende Schicht um das Internat gelegt hat. Natürlich wissen die Lehrerinnen aus den Akten, das Heather in der Vergangenheit mit Streichhölzern gespielt hat. Solch tadeliges Verhalten wollen sie dem jungen Mädchen austreiben. Disziplin sowie Gehorsam sind nur zwei der obersten Gebote, bei deren Übertretung der Gang zur Direktorin unumgänglich ist. Die wiederum hält ihre erzieherischen Ansprachen mit seltsam entrückter Stimme, deren Gelassenheit zwar Autorität ausstrahlt, aber die Frage aufwirft, was dahinter steckt. Das ist aber nicht das einzig merkwürdige im Internat. Bedrohliche Stimmen, die um Befreiung betteln, plagen das Mädchen in der Nacht. Vor nicht allzu langer Zeit verschwand eine der Schülerinnen und eine alte Schauerlegende erzählt von Hexen, die das Internat beherrschen. Der Wald wird in der Phantasie der Erzählung zu einem bedrohlichen Ort, dessen undurchdringliche Dichte weniger Schutz bietet, als dass sie die Funktion einer gefährlichen Mauer übernimmt. Für Heather ist das Internat ein Gefängnis, dem sie deswegen nicht entkommen kann. Die flüsternden Stimmen, welche sie hört, die allgegenwärtigen Geräusche des Waldes und die autoritäre Haltung der Lehrerinnen betonen die schauerliche Atmosphäre, mit der Lucky McKee die Isolation der Hauptfigur verstärkt. Die Individualität Heathers ist ein Angriff auf die gesellschaftliche Gleichschaltung, mit welcher die Lehrerinnen ihr Erziehungskonzept versehen. McKee lotet die düstere Seite hinter den Entindividualisierungsversuchen innerhalb des Mädcheninternats aus und inszeniert auf konsequente Weise den Horror, der sich angesichts der vielen seelenlosen Schülerinnen breit macht. Überall scheint die Gefahr zu lauern. Die leeren, dunklen Internatsflure entfalten darin ebenso ihr Schreckenspotential wie der Wald, in dem ohnehin mehr zu stecken scheint, als man erforschen sollte. Sicherheit gibt es nur, wenn man sich der Gleichschaltung beugt. Die Alternative dazu lautet Kampf.

Bildqualität

Bei dem brandneuen Film sind weder Verschmutzungen noch Defekte sichtbar. Die Schärfe ist ausgezeichnet. Bis in kleinste Details meistert die DVD ihre Aufgabe sowohl bei Nahaufnahmen, als auch Totalen. Die leicht bräunliche Farbpalette überzeugt mit kräftigen Tönen, welche die Atmosphäre des Films sehr gut unterstützen. Der Kontrast sorgt für ein plastisches Bild mit gutem Schwarzwert. Details werden auch in dunklen Szenen nicht verschluckt. Rauschmuster sucht man vergeblich.

Tonqualität

Der 5.1-Ton überzeugt durch seine sehr gute räumliche Klangkulisse. Nebengeräusche, Flüstern oder andere schaurige Toneffekte nutzen alle Boxen aus, so dass die Horroratmosphäre ihr volles Potential entfalten kann. Die Dialoge sind klar und verständlich. Rauschen tritt nicht auf.

Extras

Extras sind keine vorhanden.

Fazit

„The Woods“ lotet das Horrorpotential aus, das hinter isolierten Institutionen lauert. Dabei wendet sich der Film gegen die Tendenz auf Seiten der Eltern, die Verantwortung für ihre Kinder abzugeben. Lucky McKee ist es gelungen, einen sehr ordentlichen Horrorfilm zu drehen, dessen Spannungsmomente sich langsam steigern. Technisch ist die DVD sehr gut.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel The Woods (USA 2006)
Länge 87 Minuten (Pal)
Studio Sony Pictures
Regie Lucky McKee
Darsteller Agnes Bruckner, Patricia Clarkson, Bruce Campbell, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch
Untertitel Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, u.a.
Extras Trailer
Preis ca. 20 EUR
Bewertung guter Durchschnitt, technisch sehr gut