Am Ende der Karl-May-Filmwelle entstand der vorliegende Film „Das Vermächtnis des Inka“, dem kein sonderlicher Erfolg mehr beschieden sein sollte. Im Zentrum der Handlung steht der Inkaprinz Haukaropora, dessen Vater einst am Machu Picchu durch weiße Täter ermordet wurde. Der junge Mann steht unter dem Einfluss des Priesters Anciano, der als geistige Autorität seines Volkes den Plan schmiedet, das Inkareich wieder auferstehen zu lassen. Dazu soll Haukaropora zum König gekrönt werden, um als Anführer einer Indioarmee gegen den Staatspräsidenten Castillo zu ziehen. Diesen Plan wollen sich auch ein paar Aufständische zu Nutze machen, die es ebenfalls auf den Sturz des Präsidenten abgesehen haben. Gleichzeitig tummeln sich Banditen im Umfeld der Aufständischen, die es wiederum nur auf das Inka-Gold abgesehen haben. Staatspräsident Castillo schickt den Abenteurer Karl Hansen aus, um die Angelegenheit im Keim zu ersticken. Hansen selbst hat dabei noch ein anderes Motiv, denn er wird fälschlicherweise verdächtigt, seinerzeit Haukaroporas Vater erschossen zu haben. Er will den wahren Täter dingfest machen.
Regisseur Georg Marischka ist es gelungen, einen schwungvollen Abenteuerfilm zu inszenieren, der nur an der völlig übertriebenen Komödiennebenhandlung um Heinz Erhardt als Paläontologe krankt. Erhardt spielt Professor Morgenstern, der als Volltrottel durch die Landschaft zieht, um Fossilien auszugraben. Immer dann, wenn das Drama um die Wiederauferstehung des mythischen Inka-Reiches an Fahrt gewinnt, taucht Erhardt mit treudoofem Blick auf, um die erzeugte Dramatik polternd einzureißen. Seine Komik fügt sich im Gegensatz zu der eines Ralf Wolter, welcher in den Winnetou-Filmen die Rolle des Sam Hawkins spielte, an keiner Stelle in das Handlungsgerüst ein. Erhardt und seine Begleiter bleiben ein Fremdkörper, den man aus seiner Wahrnehmung weitestgehend entfernen muss, um den Reiz des Films zu erfassen. In der Haupthandlung entwickelt sich nämlich eine packende Geschichte um den Missbrauch eines Mythos zu Machtzwecken, die Vereinnahmung eines jungen Mannes für diesen Plan und den Erkenntnisprozess des jungen Mannes, der sich in einem Akt der Befreiung schließlich gegen seinen Ziehvater und Lehrmeister auflehnt. Geschickt bindet Marischka die einzelnen Konflikte zum Finale zusammen, das weniger als Action-Höhepunkt funktioniert, sondern mehr den Charakter eines Showdowns der Emotionen besitzt.
Bildqualität
Das Bild ist recht ordentlich, weist aber klare Schwächen auf. Der Film wurde zwar digital restauriert, dennoch sind an ein paar Stellen weiterhin Laufstreifen zu sehen. Die Schärfe ist nur angenehm, so dass ein wenig detailreiches Bild zu bewundern ist. Die Farben sind leicht ausgeblichen, was sich vor allem bei dunklen Bildinhalten bemerkbar macht. Das analoge Rauschen stört kaum, hier und da macht sich Blockrauschen bemerkbar.Tonqualität
Der 2.0-Mono fällt recht ordentlich aus. Die klanglichen Verzerrungen sind ebenso schwach ausgeprägt wie das Hintergrundrauschen kaum stört. Die Dialoge sind folglich gut verständlich, die Musik kann ihre atmosphärische Wirkung entfalten.Extras
Das etwa 20minütige dokumentarische Material „Mit den Inkas in Peru“, das Kameramann Siegfried Hold während der Dreharbeiten zu „Das Vermächtnis des Inka“ filmte, erweist sich Dank des erläuternden Kommentars von Arild Rafalzik (u.a. Autor einer Lex Barker Biographie, CD-Produzent) als schönes Zeitdokument. Der Trailer und das 28seitige Booklet, in dem Reiner Boller die Produktionsgeschichte schildert und kurze Biographien zu den wichtigsten Mitgliedern des Filmteams aufgeführt hat, runden das Bonusmaterial ab.Fazit
„Das Vermächtnis des Inka“ überzeugt als schwungvoller Abenteuerfilm mit hohem dramatischen Potential um Machtmissbrauch und die Auflehnung eines Schützlings gegen seinen Lehrmeister. Die Komödienelemente erweisen sich als Störfaktor. Technisch ist die DVD solide.Stefan Dabrock
Originaltitel | Das Vermächtnis des Inka (BRD/Italien/Spanien 1965) |
Länge | 94 Minuten (Pal) |
Studio | Koch Media |
Regie | Georg Marischka |
Darsteller | Guy Madison, Rik Battaglia, Fernando Rey, William Rothlein, Francisco Rabal, Heinz Erhardt, Chris Howland, Walter Giller, Geula Nuni, u.a. |
Format | 1:2,35 (16:9) |
Ton | DD 2.0 Mono Deutsch |
Untertitel | - |
Extras | „Mit den Inkas in Peru”, Trailer, 28seitiges Booklet |
Preis | ca. 13 EUR |
Bewertung | durchwachsen, technisch solide |