Problem-Vampire

Vampire Sundown

Vampire umweht eine mythologische Kraft und Erotik, die ihnen Attraktivität verleiht. Viele Vampirfilme nutzen dieses Potential auf die eine oder andere Weise. Das gilt sowohl für Komödien – selbst in Roman Polanskis „Tanz der Vampire“ ist davon noch etwas zu spüren – als auch für Horrorvarianten des Genres wie „Bram Stocker’s Dracula“ von Francis Ford Coppola. „Vampire Sundown“ entledigt sich des Mythos, soweit das möglich ist, wenn immer noch Vampire auftauchen sollen. Die Hauptfiguren sind fiese Mafia-Gangster, welche einem „Geschäftspartner“ zeigen, wo Bartel den Most holt. Dazu beißen sie ihm mitsamt seinem Gefolge die Hälse auf und trinken genüsslich deren Blut. Denn die Mafia-Typen sind Vampire. Da sie jedoch nicht die einzigen sind, die auf ihren Vorteil achten, hat ihnen ein anderer Vampirgangster 100.000 Dollar entwendet. Gemeinsam mit seiner Freundin befindet sich der Dieb auf der Flucht. Die Mafia-Vampire engagieren nun den gefürchteten 1000jährigen Reaper, um den Dieb ins Jenseits zu befördern und das Geld wiederzubeschaffen. Gleichzeitig treibt eine unbekannte Frau ihr Unwesen unter den Vampiren. Immer mehr Blutsauger werden tot aufgefunden. Alle auftauchenden Figuren werden in ein vergleichsweise normales Umfeld ohne mythologischen Hintergrund gesetzt. Dem Vampirmythos entlehnt der Film, dass die Gesellen Blut trinken, Menschen zu Vampiren machen können und sie fast unsterblich sind – nur ein Messerstich ins Herz kann sie töten. Sonnenlicht hat jedoch ebenso keinen Effekt wie sich die Vampire auch im Spiegel betrachten können. Das Verhalten der Blutsauger entspricht dem eines Menschen in ähnlicher Lebenssituation. Die Mafia-Vampire führen Poser-Gespräche wie sie aus Gangsterfilmen mit menschlichen Hauptfiguren bekannt sind („Goodfellas“). Jeder versucht den anderen mit tougher Coolness zu übertrumpfen. Vor dem Hintergrund ihres Vampirdaseins, das die entsprechende Macht über die Menschen mit sich bringt, wirkt das Posergehabe erbärmlich. Konsequent betreibt „Vampire Sundown“ die Entmythologisierung seiner Vampirfiguren, deren jämmerliches Dasein keinerlei Strahlkraft mehr besitzt, obwohl sie gerade diese durch ihre vermeintliche Coolness zurück erobern wollen. Eifersüchteleien, großspurige Macho-Attitüde und Eheprobleme bestimmen die Kreaturen der Nacht. Der 1000jährige Reaper – die einzige Figur, die dank einer wallenden Kutte mit Riesenkapuze mythisch wirkt – wird ständig von seiner Ehefrau mit keifender Stimme zurechtgewiesen, wenn er die Reinlichkeit des gemeinsamen Wohnhauses vernachlässigt, indem er einen benutzten Löffel in die Spüle legt. Angesichts solcher Konfliktlinien muss man sich als Zuschauer fragen, wie viel Daily-Soap die Entmythologisierungsstrategie eines Genrefilms verträgt. Das Feld, auf dem der Reaper der Lächerlichkeit preisgegeben wird, betrifft sein persönliches soziales Umfeld, während seine Kraft als Problemlöser ungebrochen bleibt. Der eigentliche Mythos, die grundsätzlichen Vampirfähigkeiten, bleibt folglich unberührt. Im Grunde genommen erzählt „Vampire Sundown“ Geschichten über Vampire, die alles tun, um ein so „normales“ Leben wie möglich zu führen. Dabei wählt Regisseur und Drehbuchautor Marc Fratto jedoch das Gangstermilieu aus, das wiederum darauf bedacht ist, einen coolen Schein aufzubauen. Im Ergebnis bleibt eine unausgegorene Mischung übrig, die sich in fast jeder Szene selbst im Wege steht. Die Konstruktion aus Entmythologisierung durch Versetzung der Vampire in ein sich selbst mythologisierendes Milieu ist eine Totgeburt. Hinzu kommt, dass Regisseur Marc Fratto vermutlich nichts von dem erreichen wollte, sondern einfach nur den etwas anderen Vampirfilm mit billigen Witzen drehen wollte.

Der Film ist nun auch als ungeschnittene österreichische DVD erhältlich.

Bildqualität

Viel Geld wurde nicht die Produktion gesteckt, so dass das Bild seine Schwächen aufweist. Während Dreckspuren oder Defekte nicht vorhanden sind, ist die Schärfe mäßig, da das Bild sehr weiche Konturen aufweist. Die Farbwiedergabe ist in Ordnung, der Kontrast auch. Er kann aber die Schwäche der wechselhaften Ausleuchtung nicht ausgleichen. Der DVD kann man hier keine Vorwürfe machen, da alle Schwächen auf die Produktionsbedingungen zurückzuführen sind.

Tonqualität

Der 2.0-Ton sorgt dafür, dass die Dialoge klar und verständlich sind. Eine besonders differenzierte Kulisse bekommt man erwartungsgemäß nicht präsentiert. Die Musikwiedergabe weiß zu gefallen. Wer es möchte kann sich einen deutschen 5.1-Upmix anhören.

Extras

vampireDer auf der DVD-Hülle nicht angekündigte, aber dennoch vorhandene Audiokommentar von Marc Fratto (Regie, Drehbuch, u.m.), Steve Gonzales (Darsteller, Idee), Brandi Metaxas (Produktion, u.m.), Frank Garfi (Produktion, Musik, u.m.) Joseph DeVito (Darsteller) und Andrew Dantonio (Regiessistenz) ist ein wildes Durcheinander mit relativ schwacher Tonqualität, so dass man dem Stimmengewirr kaum folgen kann. Dringt aus dem Privattreffen der Freunde – so interessant ist der Kommentar auch – mal ein wenig an Information ans Ohr des Zuhörers, dann handelt es sich im wesentlichen um launige Anekdoten vom Dreh. Die auf der Kameralinse sichtbaren Verschmutzungen (Blut, Spucke, Dreck) spielen darin beispielsweise eine Rolle. Diese Aufnahmen mussten dann wiederholt werden. Insgesamt ein untauglicher Audiokommentar. Die vier „Deleted Scenes“ sind korrekterweise aus dem Film herausgeschnitten worden. Ganz drollig zwar der an einem Frauenslip schnüffelnde Reaper, welcher daran die Fluchtrichtung der Besitzerin erkennt, essentiell ist es aber nicht. Auch braucht man die Sprüche eines weißen Babysitters („Godzilla ist mein Nigger“) eher nicht. Die Outtake-Rolle (ca. vier Minuten und 30 Sekunden) beinhaltet Versprecher und andere Pannen, die er eine lustig finden wird und der andere nicht. Ein Musikvideo, eine Bildergalerie und der Trailer runden das Bonusmaterial ab.

Fazit

„Vampire Sundown“ versucht irgendwie cool zu sein und seine Vampire dennoch ein eher menschliches Leben führen zu lassen. Diese Strategie führt im Verbund mit dem niedrigen Budget ins Nichts. Technisch ist die DVD im Prinzip in Ordnung, da die Schwächen produktionsbedingt sind. Das Bonusmaterial ist wenig brauchbar. „Vampire Sundown“ ist als deutsche oder ungeschnittene österreichische DVD erhältlich.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Strange Things Happen at Sundown (USA 2003)
Länge 135 Minuten (Pal)
Studio Adrena Film
Regie Marc Fratto
Darsteller J. Scott Green, Masha Sapron, Joseph DeVito, u.a.
Format 1:1,33 (4:3)
Ton DD 5.1 Deutsch, DD 2.0 Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Audiokommentar, Deleted Scenes, u.m.
Preis ca. 17 EUR
Bewertung schwach, technisch in Ordnung