CIA-Folter

Undeclared War

Anfang der 90er Jahre stand die Hongkong-Filmproduktion in voller Blüte. Unter anderem erblickten zahlreiche Action-Filme das Licht der Welt, neben John Woo hatten Regisseure wie Clarence Fok, Wong Jing, Yuen Woo Ping, Corey Yuen und eben Ringo Lam einen großen Anteil am erfolgreichen Filmausstoß. In Lams „Undeclared War“ tauchen die Vertreter der Terrororganisation World Liberation Army in Hongkong auf, nachdem sie in Polen ein blutiges Attentat verübt haben. Ihre Aktivitäten richten sich gegen imperialistische Machtausübung der reichen Staaten in der Dritten Welt. Ihr schlimmster Feind ist Amerika. Aus diesem Grund planen sie in der britischen Kronkolonie einen Bombenanschlag auf eine amerikanische Wirtschaftsdelegation. Dagegen hat zum einen die Hongkonger Polizei einige Einwände, zum anderen möchte ein CIA-Agent den Kopf der Terrorgruppe endlich unschädlich machen. Die Zusammenarbeit zwischen Polizei und CIA gestaltet sich jedoch ein wenig schwierig, da der CIA-Agent lieber sein eigenes Süppchen kocht, als andere einzuweihen.

Ringo Lam hat mit „City on Fire“ (1987) einen herausragenden, vergleichsweise realistischen Action-Thriller über einen Undercover-Cop gedreht, der bei einem Juwelenraub mitmacht. Ringo Lam hat mit „Full Contact“ (1993) ein überdrehtes Action-Vergnügen über die Rache eines verratenen Gangsters gedreht. Genau in der Mitte zwischen diesen beiden wundervollen Werken liegt „Undeclared War“, der sich ironischer Weise nicht entscheiden kann, ob er einfach nur überdrehten Unfug präsentieren möchte oder tatsächlich ein Anliegen hat. Die Mitglieder der World Liberation Army wirken stets unvorbereitet und strahlen in keiner Weise die Undeclared War Professionalität aus, die Terroristen haben müssten, wenn sie Schrecken verbreiten wollen. Als sie bei einem geheimen Waffengeschäft von der Polizei aufgespürt werden, müssen sie zur Präsentationsware greifen, um sich zu verteidigen, da sie offensichtlich nicht bewaffnet sind. So wirken sie eher wie drollige Feierabendterroristen, als dass sie an eine gefährliche Organisation erinnern. Im Gegensatz dazu stehen die grimmigen Aktionen der Gruppe sowie die Besprechungen der Polizei, in denen die terroristische Gefahr mit bitterem Ernst behandelt wird. Der Film kann sich von dem grotesken Miteinander der beiden Stile in keiner Weise befreien und flüchtet sich stattdessen in Szenen, welche die Regisseure des Hongkong-Kinos auch dann beherrschen, wenn der Rest wenig überzeugt. „Undeclared War“ besitzt genügend Action, die sich in Schießereien, Bootsverfolgungsjagden oder Bombenanschläge manifestiert, um ein ein solides Unterhaltungspotential heraufzubeschwören.

Bemerkenswert ist aus heutiger Sicht die Charakterisierung des CIA-Agenten, der seinerzeit mit seinen Foltermethoden sicherlich noch als handfest zupackender Guter durchgegangen ist, spätestens seit den realen Medienberichten über CIA-Geheimgefängnisse sowie deren menschenverachtenden Vehörmethoden aber wie eine unfreiwillige Vorwegnahme aktueller, untragbarer Zustände wirkt. Es ist schon spannend, wie dynamisch sich die Rezeption eines filmischen Werkes im Laufe der Zeit entwickeln kann.

Bildqualität

Undeclared WarDas Bild sieht deutlich besser aus, als man es bei einem Hongkong-Film aus dem Jahr 1990 erwarten würde. Bilddefekte in Form von leichter Verregnung oder Dreckspuren treten zwar auf, halten sich aber zurück. Die Schärfe ist durchaus angenehm, ein bisschen matschig sieht das Bild aber aus. Das liegt auch am stets sichtbaren Hintergrundrauschen, den stehenden Rauschmustern sowie dem Blockrauschen in homogenen Flächen. Natürlich leidet auch der Detailreichtum des Bildes darunter. Die Farben sind zumeist kräftig, nur der Anfang sieht blasser aus als gedreht. Hier ist ein leichter Schleier zu sehen, der über dem Geschehen liegt. Der Kontrast ist ein wenig zu flach, so dass sich manche Bildelemente nicht besonders gut voneinander abheben.

Tonqualität

Die beiden 2.0-Tonspuren liefern eine gute Kulisse ab, da nur ein leichtes Hintergrundrauschen zu hören ist. Der kantonesische Ton hört sich leicht dumpfer an als sein deutsches Pendant, bleibt aber absolut im Rahmen, so dass die Dialoge klar und verständlich sind. Wer es unbedingt möchte, kann sich auch einen deutschen 5.1-Upmix anhören.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus dem Trailer.

Fazit

„Undeclared War“ kann sich nicht zwischen ernster Aufarbeitung eines Terrorismusthemas und absurder Darstellung seiner Handlungsträger entscheiden, so dass er sich letztlich nicht auf die Geschichte, sondern nur auf die Qualität der Action-Szenen verlassen kann. Deswegen bleibt das Werk solide. Technisch ist die DVD für einen Hongkong-Film aus dem Jahre 1990 gut.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Sheng zhan feng yun (Hongkong 1990)
Länge 102 Minuten (Pal)
Studio Atomik-Films
Regie Ringo Lam
Darsteller Danny Lee,Peter Liapis, Vernon G. Wells, Olivia Hussey, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch, DD 2.0 Kantonesisch, Deutsch
Untertitel Deutsch
Extras Trailer
Preis ca. 15 EUR
Bewertung solide, technisch gut (bei Berücksichtigung von Alter und Herkunft)