Große Häuser können bei den Bewohnern oder denjenigen, die von außen einen Blick auf die undurchdringlichen Fassaden werfen, phantasievolle Gedanken auslösen. Der Architekt Félix betont gegenüber seiner Exfreundin, die gerade zu Besuch ist, um ein paar Sachen abzuholen, dass er Platz brauche. Aber so ganz allein scheint er das riesige Haus mit seinen vielen dunklen Ecken nicht ausfüllen zu können. Allzu verloren wirkt er bei seiner täglichen Routine. Eine Abend steht plötzlich ein Fremder vor der Tür, der nur kurz telefonieren will. Der Architekt lässt den Fremden kurz allein, um nach seiner Rückkehr festzustellen, dass der Besucher verschwunden ist. In den nächsten Tagen hört der Architekt immer öfter seltsame Geräusche, die ihn schließlich glauben lassen, der Fremde befände sich noch im Haus und verstecke sich. Trotz intensiver Suche, eines Abends sogar mit Hilfe der Polizei, wird aber niemand im Haus gefunden. Dennoch nimmt das Gefühl, ein Fremder lebe mit im Haus, immer mehr Überhand, so dass der Architekt schließlich in eine Welt eigener Wahrnehmung eintaucht.
Guillem Morales’ Inszenierung setzt vor allem das Unsichtbare innerhalb des großen Hauses in Szene. Dunkle Ecken verschlucken ganze Rauminhalte, so dass die Phantasie konsequent bedient wird. Die seltsamen Geräusche auf der Tonspur tun das Ihrige, um eine gespenstische Unklarheit zu erzeugen, ob nicht doch ein Fremder mit im Haus lebt. Auf der metaphorischen Ebene reflektiert „Uncertain Guest“ die Einsamkeits- und Verlustängste des kürzlich verlassenen Mannes, der sich trotz aller Beteuerungen, er brauche Platz, seine Freundin zurück wünscht. Das steigert sich bis in existenzbedrohende Zustände der Psychose, die sogar seine Exfreundin bedrohen, als sie kurzzeitig wieder zurückkommt. Besonders intensiv wirkt der Terror der Inszenierung, weil die Behausung als Schutzraum nachhaltig angegriffen wird. Hier spricht der Film menschliche Urängste totaler Hilflosigkeit an, die auf der Handlungsebene der Hauptfigur wiederum zu einem Drang führen, sich einen neuen Schutzraum zu erschaffen. Nur dadurch ist erklärbar, was der Architekt im weiteren Verlauf des Filmes machen wird. Psychologisch gesehen bebildert „Uncertain Guest“ den Wunsch des Architekten, die vollkommene Geborgenheit im Mutterleib zurück zu erlangen. Sein Verhältnis gegenüber Frauen ist deswegen auch nachhaltig gestört, weil sie sein Verlangen symbolisieren, es aber niemals erfüllen können. So gerät der Architekt in immer absonderlicher werdende Zustände absoluter Verstörung, die der Film mit Hilfe einer metaphorischen architektonischen Konstruktion verdeutlicht. Nur so ist auch das Ende des Films zu erklären, dass auf einer logischen Handlungsebene nicht nachvollziehbar wäre, im übertragen Sinn aber etwas über die geistige Verkrüppelung seiner männlichen Figuren erzählt.
Bildqualität
Verschmutzungen oder Bilddefekte gibt es zwar nicht, aber das Bild fällt eher matschig aus, so dass die Konturen nicht trennscharf sind. Darüber hinaus ist das Bild nur wenig detailreich, in dunklen Szenen werden Details verschluckt, was an der einen Stelle Teil des ästhetischen Konzepts sein mag, an der anderen Stelle eher eine Schwäch der DVD ist. Die Farbwiedergabe ist gelungen. Rauschmuster sind nicht zu finden.Tonqualität
Der 2.0-Ton liefert eine sehr ordentliche Vorstellung, die das Gerüst der vielen Geräusche effektiv auf die vorderen Boxen verteilt. Die Dialoge bleiben dabei stets klar und verständlich. Wer es unbedingt möchte, kann sich auch einen deutschen 5.1-Upmix anhören.Extras
Das etwa 15minütige Making Of bringt ein paar interessante Anmerkungen zum Verhältnis von Raum und Psychologie, erschöpft sich ansonsten aber in Werbebotschaften. Der Trailer und eine Bildergalerie runden das Bonusmaterial ab.Fazit
„Uncertain Guest“ funktioniert mit seiner absurden Auflösung nur auf einer metaphorischen Ebene. Wer sich darauf einlässt, wird mit einem gut inszenierten Spannungsthriller belohnt, der auf geschickte Weise das Verhältnis zwischen Raum und Charakteren auslotet. Technisch ist die DVD ordentlich mit kleinen Schwächen.Stefan Dabrock
Originaltitel | El Habitante incierto (Spanien 2004) |
Länge | 110 Minuten (Pal) |
Studio | Koch Media |
Regie | Guillem Morales |
Darsteller | Andoni Gracia, Mónica López, Francesc Garrido, u.a. |
Format | 1:1,85 (16:9) |
Ton | DD 5.1 Deutsch, DD 2.0 Spanisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Making Of, Bildergalerie, Trailer |
Preis | ca. 19 EUR |
Bewertung | gut, technisch ordentlich mit kleinen Schwächen |