Episodenfilme mit mehreren kurzen Beiträgen können schwächere Teile durch gute andere Geschichten ausgleichen, im besten Fall wissen alle Episoden zu gefallen. Die Rahmenhandlung in „Trapped Ashes“ besteht aus einer VIP-Studio-Tour, an der eine kleine Gruppe ausgesuchter Gäste teilnimmt. Nachdem sie in einem labyrinthischen Haus gefangen sind, schlägt der Tourleiter vor, dass sie sich gegenseitig gruselige, aber wirklich erlebte Geschichten erzählen, um wieder frei zu kommen. Denn das mussten auch die Figuren in dem Film machen, der in diesem Haus gedreht wurde. Und so nehmen die einzelnen Erzählungen um eine Brustvergrößerung mit ungewollten Nebenwirkungen, einem erhängten Mönch, der als verführerischer Geist wieder auftaucht, dem Nachwuchsregisseur Stanley und dessen unheimlicher Freundin, die sich an den besten Freund ihres Partner heranmacht, und einem Parasitenwurm ihren Lauf, bis es zur Schlusswendung kommt.
Während Joe Dante die routinierte Rahmenhandlung mit vorhersehbarem Ende inszeniert hat – überraschend muss es aber auch nicht sein, da die einzelnen Episoden den Film ausmachen -, durften Ken Russell, Sean S. Cunningham, Monte Hellman und John Gaeta die einzelnen Gruselgeschichten in Szene setzen. Dabei gibt Ken Rusell dem grellen Affen mächtig Zucker, indem er nicht nur bunte Farben einsetzt, sondern auch die Absurdität der Geschichte um operierte Brüste, die ein unangenehmes Eigenleben führen, effektiv steigert. Das setzt sich bis zu den Wissenschaftlern fort, die sich selbst einer Geschlechtsumwandlung unterzogen haben, um die entwickelten Brüste am eigenen Leib testen zu können. Schönheitswahn, Weiblichkeitsideale und grenzwertige Wissenschaftsmethoden verarbeitet Russell zu einem angriffslustigen Bilderreigen, der als Einstieg gut funktioniert.
Danach beweist Sean S. Cunningham, dass er durchaus inszenieren kann, wenn er im Finale um den erhängten Mönch, der als Geist die Frau eines Ehepaars verführt, um sie in die Hölle zu ziehen, Anime- und Realszenen dynamisch zusammen schneidet. Daraus ergibt sich eine formale Schönheit, die der relativ einfachen Geschichte visuelles Leben einhaucht und sie so aufwertet. Die dritte Episode um den Regisseur Stanley ist an Stanley Kubricks Biographie angelehnt und setzt sich von den restlichen Beiträgen ab, da sie stärker als Drama mit leichtem gruseligen Einschlag denn als Horrorbeitrag funktioniert. Regisseur Monte Hellman inszeniert die phantastische Interpretation für Kubricks Gang nach Europa, von dem er nicht wieder nach Amerika zurückkehren würde, mit sicherem Gespür für Stanleys eigenwillige Art. Aus der Verbindung zwischen realem Vorbild und übernatürlichen Elementen zieht die Episode ihren Reiz.
John Gaeta beginnt seinen Beitrag auf sehr ruhige Weise, um die Folgen einer Schwangerschaft mit parallelem Parasitenwurm im Bauch schließlich bis zum finsteren Ende zu steigern. Die Mischung aus launiger Anfangserzählung mit unangenehmen Zwischentönen und bitterem Finale geht zwar leider nicht ganz auf, da die psychische Dimension der Geschichte anfangs relativ harmlos erscheint, um später besonders grimmig zu werden, aber im gesamten vermag auch diese Episode als Fingerübung zu gefallen.
Bildqualität
Die Bildqualität schwankt ein wenig. Zumeist ist die Schärfe gelungen, in manchen Passagen leidet die Konturenschärfe jedoch, so dass das Bild etwas matschig wirkt. Die Farbwiedergabe überzeugt demgegenüber auf der ganzen Linie, so dass die kräftigen, grellen Elemente ebenso gut zur Geltung kommen wie die elegant ausgeleuchtete dritte Episode unter der Regie Monte Hellmans. Der Kontrast sorgt für ein plastisches Bild. Oftmals ist ein leichtes bis mittelstarkes Rauschen zu erkennen, homogene Flächen neigen zur Blockbildung.Tonqualität
Die Dialoge sind gut verständlich, da kein störendes Rauschen vorhanden ist und sie ausgewogen abgemischt wurden. Zumeist spielt sich das akustische geschehen auf den vorderen Boxen ab, gelegentlich werden die hinteren Lautsprecher ins Geschehen mit einbezogen, so dass eine räumliche Kulisse im Rahmen der Möglichkeiten entsteht. Insgesamt ein brauchbarer Ton.Extras
Das etwa 53minütige Making of besteht aus Interviews mit einigen Darstellern sowie den Regisseuren der einzelnen Episoden und dem Drehbuchautor Dennis Bartok. Darin geht es um die stilistische Anlage der einzelnen Geschichte sowie um deren thematische Hintergründe und die Entstehung des Projektes. Einige Passagen bestehen aber nur aus reiner Inhaltsangabe. Insgesamt aber ein ordentliches Making Of, das deutlich mehr als sonst üblich über den Film verrät. Zwei Trailer runden das Bonusmaterial ab.Fazit
„Trapped Ashes“ bietet eine feine Mischung aus grellen sowie bodenständigen Episoden, die dem Genre des Episodenfilms zur Ehre gereichen. Technisch ist die DVD ordentlich.Stefan Dabrock
Originaltitel | Trapped Ashes (USA 2006) |
Länge | 100 Minuten (Pal) |
Studio | Koch Media |
Regie | Joe Dante, Ken Russell, Sean S. Cunningham, Monte Hellman, John Gaeta |
Darsteller | Jayce Bartok, Henry Gibson, Lara Harrris, Scott Lowell, Dick Miller, John Saxon, u.a. |
Format | 1:1,85 (16:9) |
Ton | DD 5.1 Deutsch, Englisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Making Of , Trailer |
Preis | ca. 15 EUR |
Bewertung | gut, technisch ordentlich |