Wenn die Ressourcen knapper werden, nimmt die Gewalt zu, da der Wohlstand dafür sorgt, dass zivilisatorische Schranken aufrecht erhalten werden. Für den „Professor“, der eine kleine Gruppe junger Leute um sich geschart hat, soll die Zivilisation jedoch nicht enden, nur weil erschöpfte Energieressourcen ein Endzeit-Szenario heraufbeschworen haben. In einem verlassenen Krankenhaus einer fast menschenleeren Stadt lebt die Gruppe, innerhalb der jeder seine Aufgaben für die kleine Gemeinschaft wahrnehmen muss. Der „Professor“ mit dem sprechenden Namen Darwin träumt von einem gesellschaftlichen Neuanfang, dessen Keimzelle er ins Leben gerufen zu haben glaubt. Die Gefahr für sein soziales Projekt lauert jedoch nicht nur innerhalb der Gruppe, die sich nicht immer einig ist, sondern sie kommt auch von außen. Denn eine Gruppe Menschen, die sich angesichts der knappen Ressourcen auf die Möglichkeit des Kannibalismus besonnen hat, ist auf Darwins kleines Idyll aufmerksam geworden. Die Kannibalen machen im Schutz der Dunkelheit Jagd auf die Krankenhausbewohner, wobei sie immer nur selektiv vorgehen, da Menschenfleisch laut ihrer Aussage schnell verdirbt. Statt Gesellschaftsutopie steht nun der Kampf ums Überleben auf dem Stundenplan.
Die Handlung liest sich wie ein brauchbarer Stoff für einen guten B-Horrorfilm. Das Szenario ist einfach, besitzt aber Potential für eine effektive Spannungsinszenierung. Eine Gruppe friedlicher Menschen sieht sich einem überlegenen Feind gegenüber. Die Möglichkeiten der Flucht sind begrenzt. Die Ausgangssituation alleine liefert schon den notwendigen Druck, um emotionale Anspannung zu erzeugen. Regisseur Mark Young inszeniert die Bedrohungssituation, in der keine Hilfe von außen zu erwarten ist – von dort kommt schließlich die Gefahr -, mit ein paar grimmigen Schockeffekten, die den erfahrenen Genrezuschauer zwar nicht überraschen, aber so konsequent verzögert auftauchen, dass sie ihre Wirkung entfalten können. Das nächtliche Krankenhaus, in dem die Gruppe um Darwin Verstecke sucht, die das eigene Überleben ermöglichen sollen, wird zu einer klaustrophobischen Todesfalle. Mit absichtlichen Geräuschen steigern die Kannibalen ihr Bedrohungspotential, mit dem sie ihre Beute psychisch unter Druck setzen wollen, so dass die potentiellen Opfer Fehler machen. Die Gewissheit, mit der die tödlichen Kannibalen vor der Tür lauern, um des nächtens in das Krankenhaus vorzurücken, sorgt für die grimmige Atmosphäre. Während der Film formal eine gute Figur abgibt, scheitert er schließlich auf der inhaltlichen Ebene. Im gezeigten Szenario überleben nur die Starken. Darwin, der Name des Professors, ist schon der unheilvolle Vorbote dessen, was später zur blutigen Gewissheit wird.
Angesichts des überaus erfolgreichen Wandlungsprozesses der letztendlichen Hauptfigur zu überlegener Stärke – Darwin es es übrigens nicht – ist der abschließende Monolog, in dem kritisch über den schmalen Grat zwischen Zivilisation und Barbarei philosophiert wird, mehr als verlogen. Die vorherige Wandlung selbst nutzt Mark Young nicht ohne Genuss für genretypischen Gewalteinsatz ohne kritische Reflexion. Sie erscheint nicht nur notwendig, um das Überleben zu sichern, die Hauptfigur zeigt auch keinerlei inneren Konflikt angesichts der Tötungen. Das passt zwar perfekt zum archaischen Ansatz, aber in keiner Weise zum Abschlussmonolog, der feige nachgeschoben wirkt, als habe sich Young angesichts dessen kräftig erschreckt, was er da zuvor gedreht hat. Ohne den verlogenen Wurmfortsatz entfaltet der Film grimmige Qualitäten. Der Niedergang einer gesellschaftlichen Utopie bietet dann sogar kritisches Potential. Das saubere Bild des aktuellen Films bietet eine gute Konturenschärfe sowie einen ansprechenden Detailreichtum, ohne das von letzterem zu viel erwartet werden sollte. Die Farben des erdigen Endzeit-Szenarios wurde gut auf die DVD übertragen, so dass sich die Atmosphäre der Tristesse gut entfalten kann. Der Kontrast sorgt für ein plastisches Bild. Störende Rauschmuster treten nicht nennenswert in Erscheinung.
Bildqualität
Die beiden 5.1-Spuren bieten klare und verständliche Dialoge. Teilweise werden auch die hinteren Lautsprecher in die Geräuschkulisse miteinbezogen, so dass der Anflug einer räumlichen Atmosphäre entsteht. Insgesamt ist der Ton recht ordentlich.Tonqualität
Der etwa 20minütige Beitrag „Beheind the Scenes“ (Vollbild) wurde in der klassischen Form eines Making Ofs aus Interviewpassagen, Filmausschnitten und B-Roll-Material geschnitten. Neben weiten Teilen uninteressanter Inhaltsangabe liefert der Beitrag auch einen Einblick in den straffen Tagesplan einer Low-Budget-Produktion sowie die daraus entstehenden Limitierungen. Mit zunehmender Spieldauer wird der Beitrag immer interessanter. Der Trailer rundet das Bonusmaterial ab.Extras
Das grimmige Endzeit-Szenario mit kritischem Potential angesichts des Niedergangs einer gesellschaftlichen Utopie wird bedauerlicherweise durch einen verlogenen Abschlussmonolog entwertet. Michael Madsen und Vinnie Jones sind übrigens nur in kleinen Rollen zu sehen. Technisch ist die DVD ansprechendFazit
FazitStefan Dabrock
Originaltitel | Tooth and Nail (USA 2008) |
Länge | 91 Minuten (Pal) |
Studio | Sunfilm |
Regie | Mark Young |
Darsteller | Nicole DuPort, Rider Strong, Michael Kelly, Alexandra Barreto, Robert Carradine, Emily Catherine Young, Michael Madsen, Vinnie Jones, u.a. |
Format | 1:1,85 (16:9) |
Ton | DD 5.1 Deutsch, Englisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Behind the Scenes |
Preis | ca. 18 EUR |
Bewertung | zwiespältig, technisch ansprechend |