In „Todeslager S-11“ trifft das Geisterhorrorgenre auf Reality-TV. In der Filmrealität sollen ein paar junge Kandidaten in dem titelgebenden Lager hausen und diverse Prüfungen bestehen. Derjenige, der bis zum Schluss durchhält, bekommt ein reichhaltiges Preisgeld. Zur gelungen Fernsehübertragung sind überall Kameras installiert, welche die Furcht der Kandidaten einfangen sollen. Denn das Lager trägt nicht umsonst den Namen Todeslager. In Kambodscha gelegen kamen hier zahlreiche Gefangene durch Folter zu Tode, die selbstverständlich keine Ruhe finden können. Als immer mehr Kandidaten selbst den Tod finden, fassen sich einige unter ihnen ein Herz, um die fragwürdige Spielshow zu beenden. Aber das ist nicht so leicht, da die Ereignisse bereits eine grausame Eigendynamik entwickelt haben.
Die Idee, Kritik am zunehmenden Wahnwitz immer neuer absurder Fernsehshows mit dem Geisterhorrorgenre zu verbinden, hat ihren Reiz. Für die pietätlose Haltung der Fernsehmacher können die zur Gruselkulisse degradierten und damit verhöhnten Folteropfer gleich selbst Rache nehmen. Gleichzeitig stellt der Film über die Reality-TV-Perspektive dem Zuschauer die Frage, ob er sich eine solche Spielshow im Fernsehen nicht auch ansehen oder ob er tatsächlich abschalten würde. Indem das Filmlager auf das Genozid-Museum Tuol Sleng anspielt, das an den Terror der Roten Khmer erinnert, bedient Regisseur Sarawuth Wichiensarn genau diese Kontroverse. Entsprechend gespenstisch dürfte die Atmosphäre auf Kenner des Museums wirken. Aber auch ohne das Wissen um die Hintergründe entfaltet der Film in den Geisterszenen ein hohes Spannungspotential. Das liegt an den Assoziationen, die das leere Foltergefängnis hervorrufen kann. Schon in einsamer Dunkelheit wirkt es gespenstisch, wenn nun aber an einem Ort, an dem niemand sein dürfte, doch irgendwelche Erscheinungen auftauchen, dann sorgt der Widerspruch zum eigentlich Logischen für ansteigende Anspannung. Gleichzeitig sieht man sich in seinen Befürchtungen bestätigt, dass das Irrationale die Herrschaft übernommen hat. Die eigene Hilflosigkeit tritt umso deutlicher hervor.
Während Regisseur Sarawuth Wichiensarn durchaus in der Lage ist, Spannungsszenen bis zu einem entsprechend intensiven Finale effektiv zu inszenieren, versteht er wenig von der Entwicklung einer Dramaturgie. Da der Film nicht nur aus endlosen Spannungsszenen bestehen kann, die sich schließlich abnutzen würden, wäre es notwendig zwischen den Schockeffekten erzählerische Teile zu platzieren. Auf die Entwicklung irgendwelcher Dramaturgiebögen wird jedoch verzichtet. Die Kandidaten befinden sich im Todeslager, ohne dass zwischen ihnen Konflikte, Beziehungen oder irgend etwas anderes entstehen würde. Auch die grundsätzlich angelegte Reality-TV-Thematik bleibt unterbelichtet. Jenseits der fragwürdigen Prämisse für die Show fügt die Erzählung keine weiteren Aspekte hinzu, weil die Verantwortlichen nur auf ihre Monitore schauen. Als einer der Kandidaten vermisst wird, handelt der Film den Umstand in wenigen Augenblicken ab und macht sich dadurch die Interessenlosigkeit der Show-Verantwortlichen an den teilnehmenden Menschen zu eigen. Das Ergebnis ist ein oftmals langatmiger, letztendlich selbst fragwürdiger Film.
Bildqualität
Die Schärfe der DVD schwankt zwischen gut bei Nahaufnahmen und angenehm bei manchen Totalen. Insgesamt liefert sie eine recht gute Vorstellung. Störende Bilddefekte oder Verschmutzungen existieren nicht. Der Filmästhetik ist durch einen starken Einsatz von Grün-Braun-Filtern geprägt, die sehr gut auf die DVD übertragen wurde. Entsprechend sehen die Farben aus. Ein analoges Rauschen ist stets präsent und auf das verwendete Filmmaterial zurückzuführen. Hier und da tauchen stehende Rauschmuster auf, die jedoch nicht weiter stören.Tonqualität
Die beiden 5.1-Spuren sorgen für eine gute Wiedergabe der Dialoge und weisen dynamische Musikeinsätze auf, die das Spannungspotential unterstützen. Die hinteren Lautsprecher werden gelegentlich in das Geschehen mit einbezogen, aber längst nicht so intensiv, wie es sich beim Genre angeboten hätte. Das ist ein wenig schade.Extras
Das Bonusmaterial besteht aus einem Trailer.Fazit
Da „Todeslager S-11“ jenseits der Gruselszenen eine Spannungsbögen oder nennenswerte erzählerische Elemente besitzt, macht er sich letztlich die fragwürdige Interessenlosigkeit der fiktiven Reality-TV-Macher des Films am menschlichen Schicksal der Kandidaten zu eigen. Insofern ist das Werk auf dumme Weise gescheitert. Technisch ist die DVD recht gut.Stefan Dabrock
Originaltitel | Laa-thaa-phii (Thailand 2006) |
Länge | 104 Minuten (Pal) |
Studio | Legend Films |
Regie | Sarawuth Wichiensarn |
Darsteller | Pachornpol Jantieng, Supatsiri Patomnupong, Kittilak Chulakrian, u.a. |
Format | 1:1,85 (16:9) |
Ton | DD 5.1 Deutsch, Thailändisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Trailer |
Preis | ca. 18 EUR |
Bewertung | gescheitert, technisch recht gut |