„Die Todesfaust des kleinen Drachen“, den viele möglicherweise eher unter dem internationalen Titel „The Prodigal Son“ kennen, gehört zu den unbestrittenen Klassikern des Kung-Fu-Films, in dem der Wing-Chun-Stil im Vordergrund steht. Biao Yuen spielt darin den Sohn eines reichen Bürgers. Er gilt in seiner Heimatstadt als bester Kung-Fu-Kämpfer, weil er aus über 300 Straßenauseinandersetzungen stets als Sieger hervorgegangen ist. Hinter der unvergleichlichen Erfolgsserie steht aber nur die Macht des Geldes, denn jeder Gegner hat für die geplanten Niederlagen Geld bekommen. Davon weiß der verhätschelte Zögling aber nichts, so dass er selbstbewusst den Star einer in der Stadt gastierenden Peking-Oper-Truppe herausfordert. Nach der logischen Niederlage will er unbedingt Kung-Fu-Schüler des Operndarstellers werden, der sich jedoch weigert. Um dennoch in der Nähe seines anvisierten Meisters bleiben zu können, überredet der Möchtegern-Kung-Fu-Kämpfer seinen Vater, die komplette Operntruppe kurzerhand zu kaufen. Jetzt kann er sein Vorbild immer wieder mit der Bitte konfrontieren, ihn doch zu unterrichten.
Sammo Hung kombiniert starke komödiantische Erzählmuster mit einer Rachegeschichte, deren Auslöser und Konsequenz eine Härte aufweist, die ganz im Gegensatz zum heiteren Gestus weiter Handlungsteile steht. Da die Gewalt aber durch das rechtzeitige Auftauchen des Bösewichtes, der zudem ambivalent erscheint, in die Handlung eingeflochten wird und nicht sinnentleert aus dem Nichts kommt, zerfällt der Film nicht in Einzelteile, sondern erfährt eine erfrischende Steigerung der Dramatik. Hung appelliert an eine Vielzahl emotionaler Reaktionen, die er in einem ständigen Wechselbad anspricht. Ein brutaler Überfall mit vielen Toten hat darin ebenso Platz wie eine Kalligraphie-Sequenz, die Hung wie eine Kung-Fu-Demonstration gestaltet hat. Sein Humor nimmt altbekannte Elemente aus den klassischen Kampfkunstfilmen der 1970er Jahre, um sie in einem neuen, in der Kalligraphie-Sequenz absurden Gewand zu präsentieren. Mit der kleinen Verschiebung entlarvt er gleichzeitig das geckenhafte Posieren eitler Kung-Fu-Kämpfer wie er ihrem Können mittels der ausgezeichneten Choreographie in Verbindung mit dem Ernst des Vortrags huldigt. So entwirft der Film immer wieder neue Perspektiven auf eine im Grundsatz bekannte Dramaturgie um Kung-Fu-Ausbildung und Rache, die mit sehr gut choreographierten Kampfsequenzen einher geht. Das gilt sowohl für einen Trainingskampf auf einem kleinen Tisch wie für eine Sequenz mit einer brennenden Fahne, die einen langen Feuerschweif hinter sich herzieht. Ohne aufgesetzte Schnitttricks stehen in den Actionteilen Kampfkunst und Akrobatik im Vordergrund einer temporeichen Regie.
Bildqualität
Wer sich gerne Hongkong-Filme der 1970er und 80er Jahre ansieht, der wird die Bildqualität der vorliegenden DVD trotz ihrer Schwächen zu schätzen wissen. Die Schärfe fällt für einen derart alten Hongkong-Film erstaunlich gut aus, besitzt sie bei Nahaufnahmen gute und bei Totalen immer noch angenehme Werte. Die Farben sind ein wenig ausgebleicht, aber vergleichsweise kräftig. Der Schwarzwert ist allerdings schwach, so dass das Bild der dunklen Szenen milchig erscheint. Das analoge Rauschen ist zwar deutlich sichtbar, beeinträchtigt das Bild aber nicht nennenswert. Sonstige Rauschmuster halten sich in vertretbaren Grenzen.Tonqualität
Die drei Mono-Tonspuren liefern jeweils klare und verständliche Dialoge mit leichten Verzerrungen, wie sie für ältere Mono-Spuren typisch sind. Da kaum Hintergrundrauschen auftritt, kann man mit dem Ton sehr zufrieden sein. Wer es möchte kann sich auch einen 5.1-Upmix mit zusätzlichen Klangeffekten anhören.Extras
In der Trailershow ist auch ein Trailer zum vorliegenden Film enthalten.Fazit
„Die Todesfaust des kleinen Drachens“ erzählt mit gut choreographierten Kämpfen eine im Grundsatz bekannte Dramaturgie. Die Mischung aus Humor und Härte entwirft jedoch neue Perspektiven der Ausbildungs- und Rachegeschichte, die ein Wechselbad diverser Emotionen bereit hält. Technisch ist die DVD für einen Hongkong-Film der frühen 1980er Jahre gut.Stefan Dabrock
Originaltitel | Bai ga jai (Hongkong 1982) |
Länge | 100 Minuten (Pal) |
Studio | Savoy Film |
Regie | Sammo Hung |
Darsteller | Biao Yuen, Ching-Ying Lam, Sammo Hung, Frankie Chan, u.a. |
Format | 1:2,35 (16:9) |
Ton | DD 5.1 Deutsch, Mono Deutsch, Englisch, Kantonesisch |
Untertitel | Englisch |
Extras | Trailer |
Preis | ca. 10 EUR |
Bewertung | gut, technisch für einen Hongkong-Film der frühen 1980er Jahre gut |