Gold oder Galgen

Der Tod sagt Amen

Die Helden des Italo-Western klären ihre Schicksalsalternativen zwischen Tod und erfolgreichem Beutezug angesichts einer anarchischen Welt in der Regel mit dem Colt. Der Italo-Western ist oftmals ein Genre der einfachen Fragen, auf die einfache Antworten gegeben werden. Inwieweit das die richtigen Antworten sind, ist jedoch nicht immer so eindeutig. Deswegen verhandelt der Italo-Western in seinen guten Genre-Beiträgen auf unterschwellige und von vielen Machern vermutlich auch nicht beabsichtigten Weise Fragen der Weltsicht sowie der Realitätswahrnehmung. Erreicht wird das durch eine Verwischung der Grenzlinie zwischen Gut und Böse, die in einem Gegensatz zu der in markigen Einzeilern oder durch scheinbar klare Ausgangssituationen suggerierten Einfachheit steht. Clevere Inszenierungstechniken, die mit ungewöhnlichen Blickwinkeln und originellen Fallen im wahrsten Sinne des Wortes neue Perspektiven eröffnen, unterstützen Uneindeutigkeit des Genres. Wenn die Fähigkeit der ungewöhnlichen Inszenierung fehlt und nicht einmal rudimentär ausgebildet ist, dann büßt der Film einerseits sein Unterhaltungspotential ein, andererseits tritt das Einfache zu stark in den Vordergrund. Die Balance zwischen den gegenläufigen Aspekten stimmt nicht mehr.

„Der Tod sagt Amen“ fällt zwar nicht völlig in dieses Loch, bietet aber zumeist nur biedere Bilder, so dass er im Mittelmaß versinkt. Anthony Steffen in der Hauptrolle verkörpert den Pistolenhelden Arizona Colt, der zuvor bereits in Michele Lupos „Arizona Colt“ auftauchte. Damals war Giuliano Gemma in die Rolle geschlüpft. Im neuen Abenteuer werden Arizona Colt und sein Whisky liebender Mitstreiter zu Unrecht als Räuber gesucht. Nach ihrer Flucht aus dem Knast lehnen sie das Angebot eines bestohlenen Hazienda-Besitzers, die Diebe zur Strecke zu bringen, ab, machen sich aber auf eigene Rechnung an die Verfolgung der Bande, um das gestohlene Gold selbst in den Besitz zu bekommen. Natürlich übergeben die Der Tod sagt Amen Goldräuber ihre Beute nicht freiwillig an Arizona Colt und seinen Mitstreiter. „Der Tod sagt Amen“ geizt zwar nicht mit markigen Sprüchen, die das Geschehen süffisant einordnen, Regisseur Sergio Martino fehlt es bei diesem Italo-Western aber an der Fähigkeit, eine visuell ansprechende Bildsprache zu entwickeln, die der simplen Hatz nach dem Gold mehr Leben einhaucht. Die Schießereien bleiben bis auf seltene Augenblicke mit ideenloser Statik inszeniert, die Kamera liefert Bildperspektiven, welche die entsprechenden Räume und Handlungsorte kaum in das Geschehen mit einbeziehen, und die Landschaft kann sich nicht einmal als Statist aus der ersten Reihe profilieren. Kurzum geht „Der Tod sagt Amen“ an nahezu keiner Stelle über die physische Handlung der Figuren hinaus, so dass auch nur die sehr einfache Jagd nach dem Gold übrig bleibt. Das ist aufgrund der Sprüche gelegentlich zwar recht amüsant, zumeist fehlen die Reize jedoch, die den Italo-Western so interessant machen. Die oben angesprochene Balance ist empfindlich gestört, so dass „Der Tod sagt Amen“ letzten Endes spannungsarme, mittelprächtige Kost liefert.

Bildqualität

Die Bildqualität kann nicht mit den bisherigen Italo-Western Veröffentlichungen von Koch Media mithalten. Bilddefekte tauchen zwar auch hier kaum auf, dafür ist die Schärfe aber schwach, so dass Nahaufnahmen, Halbtotalen oder Totalen weitgehend unterschiedslos matschig ausfallen. Sowohl die Konturen- als auch die Detailzeichnung liegt bei niedrigem Mittelmaß. Die Farben erscheinen etwas ausgewaschen. Der Kontrast sorgt ebenfalls für ein flaues Bild. Stehende Rauschmuster treten ebenso auf, wie es zur Blockbildung kommt. Angesichts des Filmalters und der Herkunft des Werkes kann man mit der Qualität gerade noch leben, aber auch hier war schon deutlich besseres zu sehen.

Tonqualität

Der italienische Ton klingt ein wenig schrebbelig, dafür tritt nur ein leichtes Hintergrundrauschen auf, so dass alles gut verständlich ist. Der deutsche Ton ist demgegenüber etwas dumpfer und mit einem etwas stärkeren Rauschen versehen, aber auch hier lassen sich die Dialoge gut verstehen. Die Szenen, für die es keine deutsche Synchronisation gibt, sind auf italienisch mit deutschen Untertiteln enthalten.

Extras

Im 12minütigen Interview berichtet Regisseur Sergio Martino ein wenig über die Produktion des Films „Der Tod sagt Amen“, erinnert sich an die Paella-Kochkünste des Darstellers Roberto Camardiel und erinnert sich an die Filme seiner Karriere, die ihm auch heute noch am liebsten sind. Ein sympathisches Interview, das zwar nicht vor Informationsdichte überquillt, aber durchaus einen schönen Blick auf Sergio Martinos eigene Karriereeinschätzung wirft. Das 25minütige Interview mit Darsteller Dan van Husen behandelt dessen vielseitige Karriere. Van Husen erinnert sich in loser Folge an einige Filme, Schauspielerkollegen und die Aktivitäten, welche in Almeria nach Drehschluss am beliebtesten waren. Dabei erweist sich der Darstelller als sehr offener Gesprächspartner, der seine eigenen Fähigkeiten zur damaligen Zeit realistisch einschätzt und eine Fülle an Informationen sowie Anekdoten bereit hält. Ein sehr informatives und unterhaltsames Interview. Ein kurzer Ausschnitt des Interviews ist nur als verstecktes Extra anwählbar. Der Trailer rundet das Bonusmaterial ab.

Fazit

Aufgrund der biederen Bildsprache gelingt es Regisseur Sergio Martino bei diesem Film nicht, der einfachen Geschichte mehr Leben einzuhauchen, als sie auch auf Blatt Papier niedergeschrieben hätte. Insofern bleibt ein mittelprächtiger Film mit einigen wenigen sehenswerten Szenen übrig. Technisch fällt die DVD schwächer als bei den anderen Italo-Western-Veröffentlichungen aus dem Hause Koch Media aus.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Arizona si scatenò... e li fece fuori tutti (Italien 1970)
Länge 87 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Sergio Martino
Darsteller Anthony Steffen, Rosalba Neri, Aldo Sambrell, Roberto Camardiel, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Italienisch
Untertitel Deutsch
Extras Interviews mit Sergio Martino (Regie) und Dan van Husen (Darsteller), Trailer
Preis ca. 10 EUR
Bewertung mittelmäßig, technisch schwach