Schwertkampfhektik

Tiger Blade

Immer wieder erscheinen Filme, bei denen der Spaß aufhört. Entweder transportieren sie eine zutiefst unangenehme Botschaft, die sich selbst unter Umgehung des Gehirns nicht ausblenden lässt, oder aber sie treten die handwerklichen Grundvoraussetzungen des Erzählkinos derart rabiat mit Füßen, dass irgendein beliebiger Blödsinn herauskommt. „Tiger Blade“ gehört in die letzte Kategorie und würde sich bestenfalls als Messefilm für thailändische Actionkunst anbieten, wenn er in diesem Bereich wenigsten Spitzenniveau besäße. Die „Geschichte“ ist schnell erzählt. Irgendein Oberbösewicht lässt durch irgendwelche anderen Bösewichte, die aber ein Stufe unter ihm angesiedelt sind, einen Bösewicht aus dem Gefängnis entführen. Die spektakuläre Befreiungsaktion geschieht genau in dem Moment, als sich ein Spezialagent in exakt dieses Gefängnis einschleusen lassen will, um den Bösewicht auszuspionieren, der nun befreit wurde. Die Einschleusungsaktion ist folglich hinfällig, dafür aber liegt der Verdacht nahe, das die versammelten Bösewichte irgendeine böse Teufelei planen, welche die Spezialeinheit, in der der Spezialagent tätig ist, verhindern sollte. Dabei könnte irgendein mythisches Schwert helfen, denn die Bösewichte sind durch verschiedene Talismane vor Kugeln geschützt.

„Tiger Blade“ besteht in der ersten Hälfte aus einer Aneinanderreihung mehr oder weniger spekatakulärer Actionsequenzen – der Schnitt der Martial-Arts-Kämpfe verrät, dass die Darsteller nicht das Niveau eines Tony Jaa haben. Zwischen den Kampfszenen gibt es erzählerische Elemente, die genauso fragmentarisch bleiben wie die obige Inhaltsangabe. Erst baut der Film mit dem magischen Schwert, das nur durch die Beträufelung mit Jungfrauenblut wieder zu seiner alten Stärke gelangen kann, einen gigantischen Popanz auf, um dann in einem Nebensatz zu erwähnen, dass das Blut beschafft wurde. Zentrale Teile der angelegten Dramaturgie finden keine filmische, sondern nur eine sprachliche Umsetzung. Dieses Prinzip verfolgt „Tiger Blade“ bis zum Exzess, um in möglichst schneller Folge seine Actionsequenzen präsentieren zu können. Dabei vergisst der Film, so „unwesentliche“ Informationen zu transportieren, wie die Ziele und Motivationen der Bösen oder die Arbeit der Spezialagenten. Die führen nämlich kaum irgendwelche Ermittlungen durch, sondern stehen plötzlich bei den Bösen vor der Tür, damit die nächste Prügel- oder Schießerei über den Zuschauer hereinbrechen kann. „Tiger Blade“ besitzt den Charme und die emotionale Kraft eines weißen PVC-Bodens. Dabei ist das Werk nicht einmal filmisches Fastfood, sondern nur noch das Ergebnis der Spielwut eines dreijährigen Kindes, das den ursprünglichen „Zelluloid-Hamburger“ in seine Einzelteile zerfetzt hat, wobei über die Hälfte des Materials abhanden gekommen ist.

Bildqualität

Die verschmutzungs- sowie defektfreie Vorlage präsentiert sich in ausgezeichneter Schärfe, die sowohl durch ein klare Konturenzeichnung als auch hohen Detailreichtum überzeugt. Die Farben sind kräftig, der Kontrast sorgt für ein plastisches Bild. Rauschmuster sucht man vergeblich.

Tonqualität

Die 5.1-Spuren bieten einen guten räumlichen Klang, der vor allem in den vielen Actionszenen überzeugt. Hier arbeitet auch der Subwoofer auf hohem Niveau, um die Dynamik zu unterstützen. In den ruhigeren Szenen gibt es kaum noch Nebengeräusche, die auf die hinteren Boxen verteilt werden. Der deutsche Ton ist etwas druckvoller als sein thailändisches Pendant. Rauschen oder andere Störungen gibt es nicht.

Extras

Das Making Of besteht aus einem etwa 20minütigem Block mit Behind-the-scenes-Material sowie einem etwa 18minütigem Zusammenschnitt einzelner Interviews mit Darstellern, dem Regisseur sowie dem Produzenten. Der erste Block zeigt B-Roll-Aufnahmen der meisten Actionszenen, die einen interessanten Einblick in die Stuntarbeit geben. Besonders faszinierend ist es zu beobachten, wenn die Go-Kart-Verfolgungsjagd zunächst mit Spielzeugautos besprochen und dann tatsächlich durchgeführt wird. Die Fahrt der Go-Karts unter zwei fahrenden Trucks hindurch ist eindrucksvoll.
Die Interviews sind demgegenüber reines Marketinggeschwätz, bei dem vor allem der Werbeeinspieler nervt, der zwischen jedem Interviewwechsel eingeschnitten ist und auf den Kinostart hinweist. Der Trailer rundet das Bonusmaterial ab.

Fazit

„Tiger Blade“ ist ein Messefilm für die Stuntarbeit thailändischen Actionschaffens geworden, der an seiner Geschichte nicht interessiert ist. Dabei wechseln sich eindrucksvolle mit ordentlichen Actionszenen ab. Emotionalität existiert nicht. Technisch ist die DVD sehr gut. Der Metallschuber über der üblichen DVD-Hülle ist zwar sehr hübsch, bei diesem Film aber verschwendet.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Seua khaap daap (Thailand 2005)
Länge 88 Minuten (Pal)
Studio Sunfilm
Regie Theeratorn Siriphunvaraporn
Darsteller Atsadawut Luengsuntorn, Pimonrat Pisolyabut, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DTS Deutsch; DD 5.1 Deutsch, Thailändisch
Untertitel Deutsch
Extras Making Of, Interviews, Trailer, u.m.
Preis ca. 20 EUR
Bewertung schlecht, technisch sehr gut