Wer sich einmal ansehen möchte, was Takashi Miike vor den zu Recht viel beachteten Filmen „Audition“ (1999) und „Dead or Alive“ (1999) gedreht hat, der bekommt durch die Veröffentlichung des zweiteiligen Yakuza-Werks „The Third Yakuza“ aus dem Jahr 1996 die Gelegenheit dazu. Die Grundgeschichte des Films folgt dabei klassischem Yakuza-Handwerk. Nach dem Ende des Daimon-Klans wird Masaki Mitglied der Hattori-Familie innerhalb des Todo-Klans. Seine Nominierung zum Zweiten Mann innerhalb der Hattori-Familie ist jedoch alles anderes als unumstritten, so dass es in der Folge zu Machtkämpfen kommt. Verschiedene Gruppen und Personen wollen Masaki ans Leder. Der hat aber eine bunte Schar Vertrauter um sich gescharrt, mit deren Hilfe er dank seiner ausgeprägten diplomatischen sowie kämpferischen Fähigkeiten versucht, Ordnung in das auseinanderbrechende Yakuza-System zu bringen. Er will die einzelnen Klans wieder auf den Weg der Ehre zurückführen.
Über weite Strecken inszeniert Takshi Miike die einzelnen Yakuza-Familien mit ihren jeweiligen Hauptquartieren wie gewöhnliche Wirtschaftsunternehmen. Mit absoluter Routine werden Personalentscheidungen getroffen, Telefonanrufe entgegen genommen, „Firmen“ - Klans – abgewickelt oder geschäftliche Verabredungen getroffen. Die Berufskleidung der Gangster ist wie bei Büroangestellten in der Regel der Anzug. Das Wort in nüchterner Umgebung dominiert das Geschehen. Die weitgehend zurückgenommene Darstellung der Yakuza mag zwar gegebenenfalls sogar ihren Wiederhall in der Realität haben, da die organisierte Kriminalität letztlich auch nichts anderes als eine Form wirtschaftlichen Handelns ist, sie scheitert in der Hand Miikes aber auf ganzer Linie. Die Dramatisierung verhältnismäßig gewöhnlich ablaufender Vorgänge ist Miikes Sache nämlich nicht. Die vorhandenen Machtkonflikte sowie der schwelende Neid brechen sich nur in kürzeren Szenen ihre gewalttätige Bahn, ohne dass daraus im weiteren Verlauf eine Dynamik der Auseinandersetzungen entstünde. Auf kurze, intensive Momente folgen ungleich längere Szenen geschäftsmäßiger Routine, wenn Masaki sich beispielsweise mit einem Gefolgsmann trifft oder innerhalb seines Klans tätig wird. Nur wenig deutet dann darauf hin, dass überhaupt so etwas wie Spannung in der Luft liegen könnte. Zu oft herrscht eine fast stoische Gleichgültigkeit vor, die jegliche Dramatik wie Mehltau erstickt. Ungerührt bietet ein Yakuza-Mitglied sein Leben als Schuldbegleichung an, als handele es sich um ein belegtes Brötchen. Miike führt in seiner Inszenierung das Handeln der Yakuza folglich nicht nur auf die Routine eines Wirtschaftsunternehmens zurück, er nimmt selbst dieser Routine ihr innewohnendes Spannungspotential. Da nützen dann auch die durchaus auftauchenden skurrilen Figuren, wie eine tuntige Kampfmaschine, wenig. Die endlos zerdehnte Handlung versäumt eine Inszenierung der feinen Nuancen, die in den gewöhnlichen Abläufen das Besondere sowie die schwelenden Konflikte sichtbar macht. Bei Miike schlafen die Konflikte stattdessen zwischendurch ein, um dann ganz plötzlich wieder hinter metaphorischen Büschen hervorzuspringen, um sich ihren Raum zu verschaffen. Das Ergebnis ist schlicht langweilig.
Bildqualität
Man merkt dem Film seine günstige Produktionsweise an, so das die Bildqualität auch auf DVD natürlich nur in einem relativ schwachen Rahmen bleiben kann. Die Schärfe erreicht bestenfalls durchschnittliches Niveau, die reduzierten Farben entsprechen vermutlich dem visuellen Konzept des Films. Während das jeweils Teil der technischen Bedingungen des Films ist, gehen die Nachzieheffekte aber genauso eher auf das Konto der DVD wie die immer wieder auftretenden stehenden Rauschmuster. Der Schwarzwert ist durchschnittlich, das Bild ist immer wieder in sich in Bewegung.Tonqualität
Während die Bildqualität ihre Schwächen aufweist, lässt sich über den Ton nichts Negatives sagen. Die Dialoge sind klar und verständlich, Verzerrungen treten nicht auf. Die Bandbreite der vorderen Lautsprecher wird durch die Abmischung sehr gut ausgenutzt, so dass man mit dem Ton absolut zufrieden sein kann.Extras
Bonusmaterial existiert nicht.Fazit
Takashi Miike zeigt mit „The Third Yakuza“, dass er 1996 noch nicht die inszenatorische Reife besaß, um einer nur mit partieller Oberflächendynamik wie beispielsweise Kampfszenen ausgestattete Handlung, Leben einzuhauchen. Das Ergebnis ist eine langweilig zerdehnte Yakuza-Geschichte. Technisch weist die DVD Schwächen beim Bild auf.Stefan Dabrock
Originaltitel | Shin daisan no gokudô – Teil 1 und 2 (Japan 1996) |
Länge | 2 Teile á 88 Minuten (Pal) |
Studio | Pierrot Le Fou |
Regie | Takashi Miike |
Darsteller | Kiyoshi Nakajo, Keishiro Kojima, Koji Shimizu, u.a. |
Format | 1:1,78 (4:3) |
Ton | DD 2.0 Japanisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | - |
Preis | ca. 20 EUR |
Bewertung | schwach, technisch mit Schwächen beim Bild |