Was Gerard Damiano 1973 mit „The Devil in Miss Jones“ recht war, war Erwin C. Dietrich 1974 unter dem Titel „Der Teufel in Miss Jonas“ billig. Bei Dietrichs Streifen handelt es sich aber nur um ein Softcore-Werk „der Exorzisten-Welle, die erotischste Story seit 'Die Geschichte der O'“ wie laut DVD-Cover Variety New York über „Der Teufel in Miss Jonas“ geschrieben haben soll. Wie auch immer die Herkunft des Zitats zu bewerten ist, es klingt wie die absonderliche Werbung eines Verleihs, der die Investition für die Verwertungsrechte des Films wirtschaftlich nutzbar machen will, indem er sich an den Erfolg des „Exorzisten“ hängt. Der Vergleich drängt sich selbstverständlich in keiner Weise auf. Die titelgebende Miss Jonas landet nach ihrem Tod durch die Guillotine während eines bizarren Sex-Rollenspiels vor dem Teufel. Nachdem dieser festgestellt hat, dass sie einen Tag zu früh abberufen wurde, darf Miss Jonas noch einmal auf die Erde zurück. Da sie ohnehin in der Hölle landen soll, hat sie vor, die ihr zusätzlich zur Verfügung stehenden Stunden der eigenen Fleischeslust zu widmen. Dafür wendet sie sich an ihre ehemaligen Liebhaber, die kurz zuvor noch Gäste auf ihrer Beerdigung waren. Anfängliche Zweifel der Herren vermag Miss Jonas aber mit ihrem Körper schnell beiseite zu wischen.
Die Fans der beiden Darstellerinnen Christa Free und Marianne Dupont mögen es mir verzeihen, dass der Film nicht alleine deswegen positiv besprochen werden kann, weil die beiden Frauen Kleidung so sehr hassen, dass sie über weite Strecken einfach keine tragen. Auch wenn der Film vermutlich genau zu diesem Zweck gedreht wurde, wäre es dann doch ehrlicher gewesen auch den letzten Rest Erzählung einfach über Bord zu werfen. Das aber hat Erwin C. Dietrich nicht getan, so dass sich der Film auch noch anderen Kriterien als den körperlichen Vorzügen seiner Hauptfiguren zu stellen hat. Herbert Fux als wunderbar schmieriger Teufel wird nicht müde, darauf hinzuweisen, dass er - also der Teufel - gleich Miss Jonas sei. Er befände sich in ihr, existiere erst durch sie. Ihr Zwang, ohne Unterlass das sexuelle Verlangen zu befriedigen, und nach der einen Nummer schon die nächste herbeizusehnen, macht Miss Jonas zu einer Getriebenen, die ihren persönlichen Teufel gefunden hat. Fux taucht nicht nur in der erzählerischen Klammer auf, seine Fratze erscheint auch immer wieder höhnisch grinsend über den amourösen Abenteuern der Miss Jonas, um sie an ihre Zwangsnatur zu erinnern.
Dadurch verleiht Dietrich dem Film eine Dimension, die sich im überwiegenden Rest leider nicht widerspiegelt. Der innere Zustand der Hauptfigur interessiert ihn eben nur als Aufhänger für typische 70er Jahre Erotik, die leider ausgesprochen bieder gefilmt ist, so dass sie im absoluten Widerspruch zu zwanghaften Grundprämisse steht. Reiterspielchen inklusive Schlüssellochperspektive – die weibliche Angestellte der Miss Jonas, die selbst gerne die Liebhaber im Bett hätte, befriedigt sich selbst, währen sie ihre Herrin beim Liebesspiel beobachtet – strahlen mitsamt der weitgehend unspektakulären Bildsprache eine eher muffige Atmosphäre aus. Immerhin erfüllt die weibliche Angestellte eine Art Stellvertreterrolle, welche den Zuschauer reflektiert, der den Film nun gerade anschaut und auch nur Voyeur statt aktive handelnde Person ist. Das ist vor dem Hintergrund warnehmungstheoretischer Überlegungen sowie der Frage, wo der Teufel noch so stecken könnte, zwar nicht uninteressant, verleiht dem Film aber auch keine besonderen Qualitäten. Angesichts des Potentials der Geschichte sowie ein oder zwei surreal wirkender Szenerien ist das bedauerlich. Fans der beiden Darstellerinnen oder des großartigen Herbert Fux kommen um den Film natürlich trotzdem nicht herum.
Bildqualität
Die Bildqualität ist deutlich besser als man das bei einem Sexfilm der 70er Jahre erwarten konnte. Verschmutzungen und Verregnung halten sich in Grenzen, die Schärfe macht eine solide Figur. Das Bild erscheint etwas matschig. Die Farben sind teilweise ausgebleicht, oft aber recht kräftig. Der gute Kontrast sorgt für ein plastisches Bild. Jenseits des akzeptablen analogen Grundrauschens sind kaum Rauschmuster auszumachen.Tonqualität
Die beiden Tonspuren bieten verständliche Dialoge ohne starkes Rauschen. Leichte Verzerrungen fallen nicht besonders ins Gewicht, so dass man mit dem Ton zufrieden sein kann.Extras
Bonusmaterial existiert nicht.Fazit
Angesichts der inhaltliche Ausrichtung auf eine Frauenfigur mit sexuellem Zwangscharakter ist Ewin C. Dietrichs „Der Teufel in Miss Jonas“ leider nur bieder abgefilmte Schonkost für Fans der beiden Hauptdarstellerinnen. Darüber hinaus bietet das Werk nur Ansätze.Stefan Dabrock
Originaltitel | Der Teufel in Miss Jonas (Schweiz 1974) |
Länge | 72 Minuten (Pal) |
Studio | Ascot Elite |
Regie | Erwin C. Dietrich |
Darsteller | Christa Free, Marianne Dupont, Herbert Fux, u.a. |
Format | 1:1,78 (16:9) |
Ton | DD 2.0 Mono Deutsch, Französisch |
Untertitel | Englisch |
Extras | - |
Preis | ca. 19 EUR |
Bewertung | schwach, technisch angesichts des Filmalters gut |