Nudel-Duell

Tampopo

TampopoEs gehört zu den profanen Weisheiten, dass die einfachsten Gerichte oftmals am schwersten zuzubereiten sind. Wer würde nicht bei einer Nudelsuppe sofort denken, das könne er auch auf den Teller zaubern. Der japanische Film „Tampopo“ rückt solche schnell gesprochenen Protzereien mit aller Macht zurecht. Denn gerade die japanische Nudelsuppe, so klar gegliedert sie auch in der Suppenschüssel auf den hungrigen Mund des Essers wartet, ist in den Händen des versierten Kochs ein Kunstwerk. Die Köchin einer etwas muffigen Suppenküche gehört noch nicht in diese Kategorie, als zwei Trucker mit großem Suppenhunger auftauchen. Seit dem Tod ihres Mannes bemüht sie sich zwar redlich, aber der Suppe fehlt das gewisse Etwas. Die beiden Trucker machen es sich fortan zur Aufgabe, die Fertigkeiten der Köchin bis zur Perfektion weiterzuentwickeln. Dazu sind zahlreiche Nachforschungen bei der Konkurrenz sowie wohlgesonnenen Kennern notwendig. Goro, einer der beiden Trucker, entwickelt dabei ein immer stärkeres, sinnliches Verhältnis zu der Köchin, das mit zunehmender Suppen-Finesse intensiver wird.

Ohne Essen kann der Mensch nicht überleben. Soweit sind die Zusammenhänge wohl jedem Erdenbürger klar, aber „Tampopo“ ist viel mehr. Regisseur Juzo Itami präsentiert mit der humorvollen Lust desjenigen, der Körpergenüsse zu schätzen weiß, eine teils wundervoll-groteske Parade vielfältiger Situationen, in denen die Nahrung eine ungeahnte Rolle zu spielen vermag. Eine sterbenskranke Frau lebt immerhin ein paar Minuten länger, indem sie eine letzte Mahlzeit für die Familie zubereitet, eine Gruppe Penner erweist sich als trickreiche Bande absoluter Gourmets und eine Gruppe japanischer Frauen erhält Nachhilfe im geräuschlosen Spaghetti-Essen, während ein Gast im gleichen Restaurant mit großer Freude und Tampopo entsprechender Lautstärke sein Essen vertilgt. Solche kleinen Begebenheiten drapiert Itami als kunstvolle Verzierungen um seine Hauptgeschichte herum, wobei er stets auf eine entsprechend pointierte Inszenierung achtet, die auch keine Angst vor absurden Überhöhungen hat. So endet die Begegnung mit den Pennern, indem die vagabundierenden Gourmets als pathetischer Chor ein Lied in die dunkle Nacht hinaustragen. Denn alles muss zelebriert werden, da auch Kleinigkeiten eine großes Bedeutung haben. Das Leben ist zu kurz, um Dingen nicht zu genießen.

Itami hat den Hedonismus verinnerlicht und singt das große Loblied darauf, achtet aber stets auf einen ironischen Unterton. Denn bei aller Detailverliebtheit, die das Große im Kleinen sucht, benötigt der ernsthafte Umgang mit dem Leben nicht zuletzt auch den Humor. So ernst Itami den sinnlichen Genuss nimmt, so sehr ist ihm auch bewusst, wie absurd die Suche nach dem perfekten Genuss zeitweise sein kann. Ohne die ironische Distanz, würde der unbedingte Wille, auch Kleinigkeiten zu zelebrieren, wie kleinkarierter Größenwahn wirken. Dieser Falle geht Itami geschickt aus dem Weg. Gleichzeitig installiert er als Hauptgeschichte eine Handlungslinie, die – so seltsam es auch klingt – westernartige Züge trägt. Ein Fremder taucht in regennasser Nacht auf, um der Nudelköchin gegen die Konkurrenz beizustehen. Der Kampf für die perfekte Nudelsuppe wird letztlich zu einem brüllend komischen Duell der verschiedenen Suppenküchen, wenn Trucker Goro und seine Mitstreiter mit allerlei Tricks die Methoden der Konkurrenz auszuspionieren suchen. Die will sich natürlich nicht kampflos geschlagen geben, so dass sich immer wieder Scharmützel ergeben. Denn eine japanische Nudelsuppe ist mehr als nur ein paar klar gegliederte Zutaten in einer Schüssel.

Bildqualität

TampopoDas saubere Bild der DVD weist eine recht ordentliche Schärfe auf, die zwischen klaren Details und einer etwas matschigen Darstellung wechselt. Die kräftigen Farben werden durch einen recht guten Kontrast unterstützt. Der Schwarzwert könnte hier und da aber etwas tiefer sein, da so manche Nachtszene etwas milchig wirkt. Das analoge Rauschen ist zwar sichtbar, bleibt aber in einem erträglichen Maß. In manchen Szenen ist das Bild ein bisschen unruhig, hier und da kommt es zur Blockbildung.

Tonqualität

Beide Tonspuren bieten verständliche Dialoge mit einem leichten, aber nicht störenden Hintergrundrauschen. Stellenweise kommt es zu leichten Verzerrungen bei den Höhen, die aber nicht besonders intensiv sind. Der deutsche Ton weist an ein paar Stellen Tonaussetzer auf, die aber jeweils nur etwa eine Sekunde lang sind.

Extras

Bonusmaterial existiert nicht.

Fazit

„Tampopo“ zelebriert die Lust an der Perfektion sinnlichen Essensgenusses auf amüsante Weise, indem Regisseur Juzo Itami eine westernartige Geschichte um die beste Nudelsuppe der Stadt mit allerlei absurden Nebenszenerien rund ums Essen verziert. Technisch ist die DVD in Ordnung.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Tampopo (Japan 1985)
Länge 109 Minuten (Pal)
Studio Savoy Film
Regie Juzo Itami
Darsteller Tsutomu Yamazaki, Nobuko Miyamoto, Ken Watanabe, Kôji Yakusho, Rikiya Yasuoka, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton Mono Deutsch, Japanisch
Untertitel Deutsch
Extras -
Preis ca. 13 EUR
Bewertung sehr gut, technisch in Ordnung