In Wahlkampfzeiten ist der Wähler noch König. Was ihm die Politik zuvor genommen hat, wird ihm dann gerne zumindest teilweise wiedergegeben. „Swing Vote“ treibt das bekannte Spiel so auf die Spitze, dass das gängige Politikerverhalten, an dessen gelegentliche Schamlosigkeit sich die abgestumpfte Wählerschaft oftmals gewöhnt hat, wieder neu entlarvt wird. Durch einen kleinen Zwischenfall wird die Stimme des sympathischen Verlierers Bud nicht gezählt, dessen 12jährige Tochter Molly sich unbemerkt in die Wahlkabine geschlichen hatte, um für ihren Vater zu wählen. Da das bisherige Präsidentschaftswahlergebnis der anderen US-Staaten ein Patt ergeben hat und der Ausgang in New Mexiko ebenfalls unentschieden ist, kommt es nun auf Buds Stimme an, wer der nächste US-Präsident wird. Amtsinhaber Boone sowie Herausforderer Greenleaf haben nun die Aufgabe, einen auf Bud zugeschnittenen Wahlkampf zu führen, um die Stimme des entscheidenden Wählers zu gewinnen. Für Bud interessieren sich nun aber nicht nur die beiden Kandidaten mit ihren Wahlkampfteams, sondern auch die Medien. Vor dem Trailer des arbeitslosen Bierliebhabers taucht eine Armada diverser Journalisten auf. Plötzlich ist Bud eine Art Fernseh-, Zeitungs- und Radiostar, dessen Meinung gefragt ist.
Regisseur Joshua Michael Stern kann sich bei seiner Komödie mit satirischem Einschlag auf die hervorragende Schauspielerriege verlassen, die der teilweise bissigen, am Ende aber nicht ganz konsequenten Handlung die notwendige Tiefe verleiht. Neben Kostner überzeugt vor allem Stanley Tucci als schmieriger Präsidentenberater, der die Strippen zieht, wenn es darum geht, Bud mit Hilfe großzügiger Marketingmaßnahmen davon zu überzeugen, seine Stimme dem amtierenden Präsidenten zu geben. Ein Flussgebiet, das Amtsinhaber Boone im Wahlkampf noch für ein wirtschaftliches Projekt vorgesehen hatte, wird plötzlich zum Naturschutzgebiet erklärt, weil Wähler Bud dort schon seit seiner Jugend Fischen geht. Wie ein Anwalt des Teufels flüstert der aalglatte Berater seinem Präsidenten immer wieder ein, dass alles für die Stimme Buds getan werden müssen.
Aus den wilden Versuchen des republikanischen Präsidenten sowie seines demokratischen Herausforderers, der für den möglichen Erfolg ebenso bereitwillig bisher vertretene Positionen opfert, zieht „Swing Vote“ sein satirisches Potential. Die gesamte Wahl wird durch das offensichtlich rückgratlose Verhalten der beiden Kandidaten zu einer clownesken Farce, wenn sie sich mit ihren Geschenken gegenseitig zu überbieten suchen. Der pointierte Schnitt unterstützt die Groteske, welche im Tempo der sich überschlagenden Dynamik ihre Bissigkeit entfalten kann. Der Zeichnung der beiden Kandidaten fehlt demgegenüber ein wenig die Schärfe, weil sie unter den Bedingungen des Mainstreams nicht zu viel Schuld auf sich laden dürfen. Sie sind die Getriebenen ihrer Berater, denen zunächst die Kraft fehlt, sich gegen das Treiben ihrer Wahlkampfteams zu Wehr zu setzen. Im Grunde ihres Herzens sind beide aber liebenswürdige Personen, denen nur eine Gewissenspredigt gefehlt hat, um die Einflüsterungen abwehren zu können. Vor allem Dennis Hopper spielt die Unsicherheit angesichts der Positionswechsel auf brillante Weise, indem er jenseits der offiziellen Auftritte ein fast immer währende, leichte Fassungslosigkeit in seinen Blick integriert. Das ist Teil des Demokratieappells, den der Film propagiert. Er zeigt die Krankheit des Systems auf, ohne die Hauptpersonen beschädigen zu wollen. Sowohl die Kandidaten als auch der an sich politikuninteressierte Bud, der sich zunächst lediglich in Ruhm und Geschenken aalt, erhalten die Chance, ihr Verhalten im Sinne guter Teilnehmer an der Demokratie zu ändern. Das Ansinnen ist durchaus legitim und lässt die etwas weichgespülte Politikerdarstellung verschmerzen, auch wenn etwas mehr Schärfe noch möglich gewesen wäre, ohne die Demokratiebotschaft gleich zu zerstören.
Bildqualität
Das blitzsaubere Bild der Bluray weist eine sehr gute Schärfe auf, die sich auch durch die gelegentlich zu Tage tretende leichte Körnung des Filmmaterials nicht stören lässt. Konturen- und Detailschärfe liegen auf hohem Niveau. Die kräftigen Farben verhelfen der Komödie zu ihrer direkten Wirkung. Der gute Kontrast sorgt für ein sehr plastisches Bild. Störende Rauschmuster treten nicht in Erscheinung, ein sehr guter Transfer.Tonqualität
Die 5.1-Tonspuren können sich genrebedingt nur selten mit räumlichen Effekten auszeichnen, so dass im Wesentlichen die Musik für eine Einbeziehung der hinteren Lautsprecher sorgt. Zwischendurch tauchen aber auch immer wieder leise atmosphärische Geräusche im hinteren Lautsprecherbereich auf. Die Dialoge sind klar und verständlich. Die Klangkulisse besitzt bei beiden Tonspuren eine angemessene Dynamik.Extras
Der Audiokommentar mit Joshua Michael Stern (Regie) und Jason Richman (Drehbuch) geht auf den faszinierenden Drehort ein, eine weitgehend verlassene Stadt in der amerikanischen Provinz, bewertet die darstellerischen Leistungen und beleuchtet das inhaltliche Konzept sowie die Drehbedingungen. Da beide Kommentatoren ohne nennenswerte Pausen reden, gelingt es ihnen, einen Vielzahl an Informationen unterzubringen, die zwischendurch aber auch immer wieder durch wenig interessante Lobpreisungen unterbrochen werden. Insgesamt ein Audiokommentar auf gutem durchschnittlichen Niveau.
Bei der „Featurette“ (etwa vier Minuten) handelt es sich um einen kurzen Werbefilm für die fernsehtaugliche Präsentation des Films. Die kurzen Interviewschnipsel und Filmausschnitte sind in der Kürze gänzlich uninteressant. Das etwa 13minütige Making Of hat zwar auch einen starken Werbecharakter, kann aber durch die größere Lauflänge etwas mehr über die konzeptionellen Gestaltung des Films berichten. Insgesamt aber ist es zu stark auf eine Wiedergabe des Inhaltes sowie lobpreisender Interviewschnipsel ausgelegt.
Die „Statements“ der Stabmitglieder (zusammen etwa 18 Minuten) sind so kurz und belanglos, dass sie keinen Wert besitzen. Zumeist wird der bekannte Inhalt des Films wiedergegeben.
Die Interviews mit den Stabmitgliedern (zusammen etwa 35 Minuten) sind demgegenüber deutlich besser. Sowohl der Regisseur Joshua Michael Stern als auch Kevin Costner ordnen den Film in das Spannungsfeld Hollywood - Politik ein. Dabei geht es sowohl um die filmhistorische Komponente als auch um die Fragestellung, welchen Beitrag ein solcher Film zur Demokratiediskussion liefern kann. Paula Patton und George Lopez werden in ihrem Interview ein bisschen von den relativ oberflächlichen Fragen allein gelassen, machen aber das beste daraus, indem sie ein paar Gedanken über ihre Interpretation der eigenen Rolle äußern. Kelsey Grammer, Dennis Hopper und Nathan Lane, die in ihrem Interview ebenfalls relativ simple Fragen gestellt bekommen, nutzen das Gespräch für gnadenlose Blödeleien. Das ist ausgesprochen amüsant.
„Hinter den Kulissen“ (etwa 13 Minuten) besteht aus B-Roll-Material, das nur mäßpig spannend ist. Die „Deleted und Extended Scenes“ (etwa zehn Minuten) sind eine schöne Ergänzung zum Film. Vor allem die Szene, in der Kelsey Grammer als US-Präsident mit ein paar Indianern am Lagerfeuer sitzt und schließlich einen Elefanten imaginiert, ist großes Kino. Für den fertigen Film mag sie allerdings etwas zu bizarr gewesen sein. Ein Musikvideo, zwei TV-Spots und der Trailer runden das Bonusmaterial ab.
Fazit
„Swing Vote – Die beste Wahl“ führt die Wahlkampfmaschinerie der Republikaner und Demokraten ad absurdum, indem er sie auf einen einzigen entscheidenden Wähler loslässt. Auch wenn das Restaurierungsende der geläuterten Figuren eine Spur zu zahm ausfällt, überzeugt der Film durch zahlreiche bissige Einfälle sowie ein gutes Vater-Tochter-Drama, das mit eingeflochten wird. Technisch ist die Bluray sehr gut, das Bonusmaterial fällt durchwachsen aus.Stefan Dabrock
Originaltitel | Swing Vote (USA 2008) |
Länge | 120 Minuten (24p) |
Studio | Splendid |
Regie | Joshua Michael Stern |
Darsteller | Kevin Costner, Madeline Carroll, Paula Patton, Kelsey Grammer, Dennis Hopper, Stanley Tucci, u.a. |
Format | 1:2,35 (16:9) |
Ton | DTS-HD 5.1 Deutsch, Englisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Audiokommentar mit Joshua Michael Stern (Regie) und Jason Richman (Drehbuch), Making Of, Deleted und Extended Scenes, u.m. |
Preis | ca. 22 EUR |
Bewertung | gut, technisch sehr gut |