Acht Jahre nach dem ersten Toni-Marroni-Abenteuer „Die Strickmütze“ („Squadra antiscippo“, Regie: Bruno Corbucci, 1976) hat sich das Konzept um den plappernden Polizisten aus Rom, der mit Dreistigkeit und physischer Durchschlagskraft seine Fälle löst, leider erschöpft. Ein Mord im Transvestiten-Klub „Blue Gay“ versorgt Toni Marroni mit Arbeit, obwohl der lieber seinen Urlaub angetreten hätte. Zusammen mit Venticello, der sich als Transvestiten-Frau Marronis verkleidet, sucht er das Etablissement auf, um als verdeckter Ermittler entscheidende Hinweise zu Tage zu fördern. Dort trifft Marroni auch den Star des Klubs und macht sich sogleich an die singende Diva heran. Nach einigem Hin und Her kommt Marroni schließlich dem deutschen Regisseur Kurt Linder auf die Spur, dem er bis nach Berlin folgt, um das Verbrechen im „Blue Gay“ aufzuklären.
Es ist zwar völlig korrekt, dass auch die übrigen Toni-Marroni-Filme nicht an Handlungskomplexität zu Grunde gehen, aber „Der Superbulle auf dem Ku-Damm“ tritt nahezu immer auf der Stelle. Dadurch erreicht Bruno Corbucci einen bleiernen Effekt, der sich wie Mehltau über den gesamten Film legt. Marroni muss den Clown im Transvestiten-Milieu geben, ohne nennenswerte Ermittlungen anzustellen. Stattdessen versucht der Film die unglaublich brüllende Komik zu forcieren, die Transvestiten nach Meinung der Macher schon von Natur aus besitzen. Die Tatsache, dass der männliche Star des Blue Gay auch privat geschminkt in Frauenkleidern herum läuft und ein Auge auf Toni Marroni geworfen hat, genügt Corbucci und Co, um sie in den Glauben verfallen zu lassen, ihr Werk sei eine enorm amüsante Komödie geworden. Informationen über den Mord ermittelt der Polizist dabei kaum, so dass eine quälende Statik entsteht, die nur durch komödiantische Dynamik hätte übertüncht werden können. Da kleine Glanzlichter, wie eine Verfolgungsjagd zwischen Marroni im Römerkostüm auf einem Streitwagen mit zwei Pferdestärken sowie einem PKW die absolute Ausnahme bleiben, kreist die Dramaturgie jedoch mit bestechender Beharrlichkeit um sich selbst, bis das Drehbuch irgendwann das Kommando zum Flug nach Berlin gibt. Viel mehr als der Schauplatz ändert sich aber auch hier nicht.
Die Ermüdungserscheinungen des Marroni-Konzeptes sind im zu Recht letzten Ableger der Superbulle-Reihe unübersehbar. Statt Einfallsreichtum und Tempo dominieren zu Tode gewälzte Späße über das Transvestiten-Milieu, welche das Geschehen nicht einmal ansatzweise voran treiben. Sie stehen jeglicher Dramatik im Wege, da sie mangels anderer Entwicklungen selbst zur alleinigen Hauptrolle werden. Das ist für eine Kriminalhandlung, auch wenn es eine komödiantische ist, der Todesstoß. Denn der Fall wird durch völlige Nichtbeachtung quasi eliminiert, so dass alle Ereignisse nur noch absolut sinnlos sind. Leider liegt der Film nur in der um etwa 15 Minuten gekürzten deutschen Fassung vor. Die fehlenden Szenen sind unter „Deleted Scenes“ einzeln auf der DVD enthalten, aber nicht integriert worden.
Bildqualität
Die Bildqualität ist in etwa mit der vorangegangenen Veröffentlichung „Der Superbulle schlägt wieder zu“ vergleichbar. Das Bild der DVD weist hier und da immer wieder Verschmutzungen und Defekte auf, die das Alter des Films verraten. Die Schärfe ist nur angenehm. Das Erscheinungsbild setzt sich auch bei den Farben fort, die ein bisschen ausgebleicht sind. Teilweise ist ein Rotstich erkennbar. Der Kontrast ist in Ordnung. Neben dem analogen Rauschen sind zusätzlich stehende Rauschmuster zu sehen. Insgesamt eine mittelprächtige Bildqualität.Tonqualität
Der deutsche Mono-Ton weist die üblichen Schwächen auf. Die Dialoge sind zwar verständlich, aber in den Höhen verzerrt. Hintergrundrauschen muss man ebenfalls hinnehmen. Die Dynamik ist gering. Die DVD enthält nur die deutsche Tonspur und nicht wie die vorangegangenen Veröffentlichungen auch einen italienischen und englischen Track.Extras
Die im Vollbild vorliegenden Deleted Scenes (etwa 14 Minuten) sind leider nur auf italienisch ohne Untertitel enthalten. Sicherlich hätte es etwas Geld gekostet, Untertitel erstellen zu lassen, und das Marktpotential der Superbulle-Filme ist ohne Zweifel begrenzt, auf Untertitel zu verzichten wirkt trotz solcher Überlegungen schlicht erbärmlich. So können die in der deutschen Fassung fehlenden Szenen, die man trotz anderem Format ohnehin sinnvollerweise untertitelt in den Film hätte integrieren müssen, ihr Potential in keiner Weise entfalten. Für diejenigen, die kein Italienisch beherrschen, ist ihr Wert sehr stark einggeschränkt. Der Trailer, der deutsche Vorspann und eine Bildergalerie runden das Bonusmaterial ab.Fazit
Müder Abschluss der Reihe um den Superbullen Toni Marroni, der witzarm auf der Stelle stehen bleibt, ohne die einzelnen Nummern in irgendeiner Weise brauchbar in die Handlung zu integrieren. Technisch ist die DVD schwächer mittelprächtig.Stefan Dabrock
Originaltitel | Delitto al Blue Gay (Italien 1984) |
Länge | 85 Minuten (Pal) |
Studio | Savoy Film |
Regie | Bruno Corbucci |
Darsteller | Tomas Milian, Bombolo, Olimpia Di Nardo, Anita Kupsch, u.a. |
Format | 1:1,78 (16:9) |
Ton | Mono Deutsch |
Untertitel | - |
Extras | Deleted Scenes, u.m. |
Preis | ca. 9 EUR |
Bewertung | ausgelutscht, technisch schwächer mittelprächtig |