Tankstopp mit Heimtücke

Splinter

SplinterOklahoma ist ein gefährlicher Ort. Hier kann es passieren, dass Tornados Menschen jagen oder dass Menschen Tornados jagen. Die Einsamkeit der Weite bietet kaum einen Schutz, wenn die Winde wehen oder die Gefahr im Dickicht der Vegetation lauert. Denn in „Splinter“ geht es nicht um Tornados, sondern um eine Kreatur, deren einziges Existenzziel die Suche nach frischem Fleisch ist. Da kommt das Auto mit den vier Insassen gerade recht, die auf nächtlicher Straße etwas überfahren, das einen platten Reifen verursacht. Der Unfall vergrößert die Spannungen innerhalb der Gruppe, denn die vier gehören nicht zusammen. Ein Pärchen, das nach dem vergeblichen Versuch, ein Zelt aufzubauen, lieber doch ein Motel ansteuern möchte, ist von einem Gangsterpärchen mit vorgehaltener Waffe als Geisel genommen worden. Als nach frisch gewechseltem Reifen auf der Weiterfahrt das Kühlwasser ausgeht, kommt der Wagen gerade an einer sehr einsam gelegenen Tankstelle zum stehen. Die vier jungen Leute ahnen jedoch nicht, dass der scheinbar glückliche Zufall dadurch getrübt wird, dass hier eine tödliche, stachelige Kreatur wartet. Der erste Angriff treibt sie in die verwaiste Tankstelle, wo sie auf engstem Raum gefangen sind, während die Kreatur nur darauf wartet, sie zu töten.

Einer der Schlüssel zum Erfolg des Horrorfilms heißt Klaustrophobie. Der Enge auf der Seite des Raumes, in dem sich die zusammengewürfelte Gruppe befindet, steht die Weite des einsamen Landes gegenüber, das keine Hilfe von außen erwarten lässt. Beides steigert im Zusammenspiel neben den Spannungen innerhalb der Gruppe den Druck, unter dem die Protagonisten des Films leiden. Dabei spielt das Drehbuch so geschickt diverse Konfliktpotentiale sowie Rettungsversuche durch – in einer Szene versuchen die Eingeschlossenen beispielsweise das Funkgerät einer durch Kreaturenkontakt getöteten Polizistin zu angeln, die vor der Tankstellentür liegt -, dass die Anspannung ähnlich einem Druckkessel nahezu durchgehend erhalten bleibt. Erst gegen Ende leistet sich Regisseur Toby Splinter Wilkins ein retardierendes Moment, um den Charakteren mehr Kontur zu verleihen. Dabei gelingt es ihm, dem Dauertempo der ersten zwei Filmdrittel einen effektiven Kontrast gegenüberzustellen, der zudem eine Wandlung der Figuren einleitet. Dadurch vermeidet Wilkins, sie zu reinem Schlachtvieh zu degradieren. Sie werden zu Trägern eines inneren Dramas, das schließlich gemeinsam mit dem Höhepunkt der äußeren Gefahr kulminiert. Die gute Kameraarbeit Nelson Craggs, die den begrenzten Ort zuvor auf so vielfältige Weise eingefangen hat, dass immer neue Facetten herausgearbeitet wurden, ist hier nah bei den Menschen, um sie für diesen Moment ins Zentrum zu rücken. Das Monster selbst ist unglaublich grimmig konstruiert, wird aber nur in hektischen, schnellen Schnittfolgen eingefangen, wenn man von wenigen Aufnahmen absieht. Das tut der Wirkung aber keinen Abbruch, die ohnehin stärker auf das klassische, klaustrophobische Szenario der Eingesperrten hin konstruiert ist.

Bildqualität

Das blitzsaubere Bild der DVD überzeugt mit einer guten Konturenschärfe sowie einer ansprechenden Detailzeichnung. Die Farben sehen im Rahmen der kalten Neonlichtbeleuchtung kräftig aus. Der Kontrast sorgt für ein plastisches Bild, der Schwarzwert ist tief. Nennenswerte Rauschmuster spielen sich nicht in der Vordergrund.

Tonqualität

Die 5.1-Spuren liefern klare und verständliche Dialoge. Die musikalische Begleitung der Szenerie sorgt für einen großen Teil der räumlichen Qualitäten, gelegentlich tauchen aber auch Nebengeräusche in den hinteren Lautsprechern auf. Die gute Dynamik sorgt für eine gelungene Spannungsunterstützung.

Extras

SplinterDer Audiokommentar von Toby Wilkins (Regie), David Michael Maurer (Schnitt) und Nelson Cragg (Kamera) geht auf viele technische Hintergründe des Drehs ein und liefert Informationen zu den Darstellern sowie der Kameraarbeit. Die Drei sprechen ohne Pause und vermitteln die Produktionsgeschichte auf interessante Weise. Der zweite Audiokommentar von Toby Wilkins (Regie), Shea Whigham, Paulo Constanzo (beide Darsteller) und Jill Wagner (Darstellerin) überschneidet sich in einigen wenigen Informationen mit dem ersten, entwickelt aber eigenständige Qualitäten, weil hier die dramaturgische Konstruktion der Charaktere sowie ihr Verhalten in einzelnen Situationen im Vordergrund steht.

In „Die Splinter-Kreatur“ (etwa vier Minuten) erläutert Regisseur Toby Wilkins zu Bildern vom Make-Up-Prozess am Set sowie Bildern der Proben, welche Gedanken ihn bei der Entwicklung der Kreatur geleitet haben. „Die Konstruktion der Tankstelle“ (etwa zwei Minuten) zeigt B-Roll-Aufnahmen von der Herrichtung des Sets, zu denen Regisseur Toby Wilkens etwas über das Gestaltungskonzept sagt. In „Wie macht man einen Splinter-Kürbis“ (2 Minuten und 20 Sekunden) gibt Darstellerin Jill Wagner eine Videobastelanleitung zur Herstellung eines Splinter-Kürbis'. In „Der Zaubermeister“ (etwa eine Minute) gibt ein Verantwortlicher für Spezialeffekte Auskunft über seine pyrotechnische Arbeit. „Digitaler Dreh“ (etwa 2 Minuten und 20 Sekunden) geht auf die Vorzüge der digitalen Technik ein, die Regisseur Toby Wilkins erläutert.

„Das Wetter in Oklahoma“ (etwa zwei Minuten) zeigt die Problematik des Wetters in diesem amerikanischen Bundesstaat. Toby Wilkins spricht über das Thema während die schönsten Wetterbilder eingeschnitten werden. In „Toby Wilkins (Regisseur) über 'Splinter'“ (etwa 4 Minuten und 30 Sekunden) geht Wilkins auf die dramaturgische Konstruktion des Films ein. Wer die Audiokommentare bereits gesehen hat erfährt nichts Neues. Eine Bildergalerie mit Designentwürfen zur Kreatur sowie der Trailer runden das Bonusmaterial ab.

Fazit

„Splinter“ spielt die klaustrophobische Spannungssituation der Eingeschlossenen mit geschickt konstruiertem Variantenreichtum durch, so dass Tempo und Druck hoch bleiben. Im rechten Moment nimmt er das Tempo raus, um den Figuren etwas mehr Kontur zu verleihen, bevor es ins Finale geht. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Splinter (USA 2008)
Länge 79 Minuten (Pal)
Studio Ascot-Elite
Regie Toby Wilkins
Darsteller Shea Whigham, Paulo Costanzo, Jill Wagner, Rachel Kerbs, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Englisch, Deutsch
Untertitel Deutsch
Extras Audiokommentar von Toby Wilkins (Regie), David Michael Maurer (Schnitt) und Nelson Cragg (Kamera), Audiokommentar von Toby Wilkins (Regie), Shea Whigham, Paulo Constanzo (beide Darsteller) und Jill Wagner (Darstellerin), Trailer, u.m.
Preis ca. 15 EUR
Bewertung gut, technisch gut