Ihr seid alle verflucht!

Someone Behind You

Someone Behind YouBleich geschminkte Geister sind eine Art Synonym für den asiatischen Horrorfilm geworden. „Someone Behind You“ kommt vollständig ohne diese stimmungserzeugende Zutat aus und scheitert prompt daran, den reinen atmosphärischen Horror so mancher asiatischer Genrebeiträge durch eine stärkere Fokussierung auf Charaktere sowie Handlungsfacetten zu ersetzen. Den Horror findet „Someone Behind You“ in ganz gewöhnlichen Szenerien. Die Schülerin Ga-In muss auf der Hochzeit ihrer Tante miterleben, wie der Bräutigam die Braut ohne Anlass eine Brüstung herunter stößt. Noch im Krankenhaus gibt die Schwester der schwer verletzten Frau dem unentrinnbaren Impuls nach, die gerade dem Tod entronnen Braut mit unkontrollierten Messerstichen ins Jenseits zu metzeln. Ga-In würde sich gerne von dem erlittenen Schock erholen, sieht sich aber nun selbst immer neuen, grundlosen Mordanschlägen diverser Menschen aus Ihrer Umgebung ausgesetzt. Möglicherweise hat alles mit einem Fluch aus der Vergangenheit zu tun, der auf der ganzen Familie lastet.

„Someone Behind You“ begeht den kapitalen und letztlich nicht mehr gutzumachenden Fehler, ab einem gewissen Zeitpunkt den Fluch als mystischen Überbau so sehr ins Zentrum zu rücken, dass er nicht mehr als reiner Anlass für das grausame Geschehen taugt. Deswegen muss Regisseur Ki-hwan Oh am Ende „Butter bei die Fische“ geben. Die hat er aber nicht. Und genau darin liegt der Fehler, denn die atmosphärische Inszenierung des Schreckensszenarios ist gelungen. Wenn Ga-In des nächtens von einem Bekannten auf die menschenleere Straße gelockt wird, fängt die Kamera die bedrohliche Leere geschickt ein, um eine Atmosphäre der Angst zu erzeugen.

Denn dass die Leere nur trügerischer Natur ist, versteht sich von selbst. Überall lauert ein neuer Mordanschlag auf die Schülerin, so dass sich eine Szenerie der totalen Bedrohung entfaltet. Die Banalität, dass jeder ganz plötzlich zum Mörder werden kann, Someone Behind You verstärkt den Schrecken auf effektive Weise. Statt nun aber die Ereignisse als eine Art kollektiven Wahn weiterzuentwickeln, bemüht die Geschichte den alten Familienfluch, der auf die Handlungen eines Familienmitglieds zurückgeht. Gleichzeitig taucht ein junger Mann als übergeordnete, schwer deutbare Instanz auf. Er flüstert Ga-In immer neue rätselhafte Andeutungen ins Ohr, die den mystischen Faktor erhöhen. Regisseur Ki-hwan Oh verknüpft sie mit der Suche nach den Hintergründen des alten Fluchs. Dadurch katapultiert er den Familienfluch nicht nur ins Zentrum des Geschehens, er lädt diesen auch dermaßen geheimnisvoll auf, dass die Spannung stetig zunimmt, wie der Fluch mit den Ereignissen zusammenhängt.

Eine schlüssige, auch nur halbwegs grob zusammenhängende Auflösung hat er jedoch nicht parat. Stattdessen flüchtet sich das Ende in eine bizarre Rachebehauptung, vermeidet es aber konsequent, die Ereignisse aus der Vergangenheit mit den vielen nicht zur Familie gehörenden Figuren zu verbinden, die ebenfalls Mordanschläge verüben. Für ihre Handlungsweise hat der Film eine weitere übergeordnete Motivkomponente parat, die einfach parallel dazu präsentiert wird. Im Ergebnis bekommt Ki-hwan Oh die Erzählung überhaupt nicht in den Griff, da ihm die einzelnen Handlungsstränge, Motive und Ideen so weit ausbüchsen, dass er sie nicht mehr halten kann. So kann man mit zunehmender Lauflänge des Films dabei zusehen, wie ein Gebäude scheinbar stabil aufgebaut wird, dann aber immer weitere, unkontrollierte Ausbuchtungen erhält, so dass die Statik nicht mehr stimmt und es kollabiert.

Bildqualität

Das Bild weist keine Defekte auf und besitzt in ruhigen Szenen eine ausgezeichnete Schärfe mit klaren Konturen und vielen Details. Sobald sich jedoch die Kamera oder die Figuren ein bisschen bewegen, sind starke Nachzieheffekte sichtbar, welche die Qualität spürbar beeinträchtigen. Die Farben sind sehr kräftig, der Kontrast sorgt für ein plastisches Bild. Das leichte Hintergrundrauschen stört nicht. Sonstige Rauschmuster treten nicht in Erscheinung.

Tonqualität

Die Tonspuren bieten klare und verständliche Dialoge, die ausgewogen mit dem restlichen Klangkörper abgemischt wurden. Für die räumliche Atmosphäre sorgt die Musik, die immer mal wieder auch die hinteren Lautsprecher nutzt.

Extras

Das etwa zehnminütige, untertitelte „Making Of der Spezialeffekte“ zeigt ein paar Szenen als B-Roll-Material, das die Machart der Szenen offenbart. Darüber hinaus kommt eine Darstellerin zu Wort, die über ihre Someone Behind YouSchwierigkeiten bei einer Unterwasserszene spricht. Ganz nett. Der etwa achtminütige Beitrag „Realfilm vs. Comic“ zeigt Teile der Comicvorlage, deren Dialoge deutsch untertitelt eingesprochen werden. Teilweise wird auch die Tonkulisse des Films verwendet, daneben sind Filmausschnitte zu sehen. Der etwa fünfminütige Beitrag „Photoshooting für das Artwork“ zeigt einzelne Schauspieler beim titelgebenden Photoshooting. Nicht so spannend. Der Trailer rundet das Bonusmaterial ab.

Fazit

„Someone Behind You“ scheitert daran, die mystifizierten, ins Zentrum der Handlung gerückten Hintergründe eines Familienfluchs schlüssig aufzulösen. Ohne plausibles Ende kollabiert jedoch auch das gesamte Atmosphärekonstrukt, da Regisseur Ki-hwan Oh die Behauptung eines klaren Hintergrundes nicht untermauern kann. Technisch weist die DVD Schwächen beim Bild auf.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Du saram-yida (Südkorea 2007)
Länge 85 Minuten (Pal)
Studio Sunfilm
Regie Ki-hwan Oh
Darsteller Jin-seo Yun, Gi-woong Park, Ki-woo Lee, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch, Koreanisch
Untertitel Deutsch
Extras Making Of der Spezialeffekte, Trailer, u.m.
Preis ca. 13 EUR
Bewertung schwach, technisch mit Schwächen beim Bild