In der imdb tauchen drei Verfilmungen des Ted-Lewis-Romans „Jack rechnet ab“ („Jack's Return Home“) auf, die unter den Titeln „Get Carter“ („Get Carter“, Regie: Mike Hodges, 1971), „Hit Man“ („Hit Man“, Regie: George Armitage, 1972) und „Get Carter“ („Get Carter“, Regie Stephen T. Kay, 2000) veröffentlicht wurden. Darüber hinaus sind bis auf das vorliegende Werk „The Snake“ nach dem Roman „Plender“ bedauerlicherweise keine weiteren Verfilmungen des wichtigen britischen Vertreters der Hardboiled-Literatur verzeichnet. Eric Barbier übernimmt den harten Stil Lewis' in seiner Verfilmung um einen Modefotograf, der sein Leben während der anstehenden Scheidung wieder in den Griff bekommen muss.
Als zu einem vereinbarten Foto-Shooting statt des erwarteten Models eine andere Schönheit auftaucht, die behauptet, von der Agentur ersatzweise geschickt worden zu sein, gerät das Dasein des Fotografen vollends aus den Fugen. Denn die attraktive Frau ist nicht das, was sie zu sein vorgibt. Sie ist Teil eines perfiden Plans, mit dem der Fotograf in die Falle gelockt werden soll. Bei einem Unfall im Atelier kommt sie jedoch zu Tode. Da taucht plötzlich Plender, ein alter Schulkamerad des Fotografen auf, der helfend eingreift, als es mit der Polizei eng wird. Aber Plender hat in Wirklichkeit andere Interessen, als sich als Samariter zu profilieren. Er dringt in das private Umfeld des Fotografen ein, indem er seine Privatdetektivdienste dessen Noch-Ehefrau anbietet. Dadurch gelangt er auch in die Nähe der Kinder des Fotografen.
Vertrauen und Nähe sind Plenders Waffen, um seine Rache zu vollziehen. Schnörkellos erzählt Regisseur Eric Barbier die gradlinige Geschichte, die sich mit zunehmender Handlungsdauer zu einem immer erbitterter geführten Duell der beiden Hauptfiguren entwickelt. Dabei überzeugt vor allem Clovis Cornillac als scheinbar jovialer Plender, hinter dessen freundschaftlicher Fassade stets der Abgrund lauert. Seine aufdringliche Art, die Nähe zu suchen, strahlt zu Recht eine immer währende Bedrohlichkeit aus. Vertraulichkeit ist Plenders Waffe, mit der er seine Rache für erfahrenes Leid erfolgreich vorbereiten will. Er greift genau da an, wo die meisten Menschen verwundbar sind, indem er den Fotografen künstlich in eine Notlage versetzt, um sich dann als helfende Hand zu präsentieren. Barbier entwickelt daraus ein düsteres Drama über die Durchlässigkeit des Vertrauens zwischen Menschen. Wenn die psychologische Manipulation stimmig vorgetragen wird, dann besteht die Gefahr, dass man den Feind selbst in sein Leben hinein lässt. Der sorgfältig aufgebaute Schutzraum verliert an Wert, wenn die Tore selbst geöffnet werden.
„The Snake“ erzählt auf der einen Seite von der perfiden Infiltration dieses Schutzraumes, dessen Mauern nur so fest sind, wie die gedankliche Wachsamkeit im Inneren aufrecht erhalten wird, auf der anderen Seite präsentiert er den Kampf des Fotografen für sein eigenes Leben sowie das seiner Frau und Kinder. Dafür muss der Fotograf das Spiel mit der psychologischen Manipulation lernen, um sein Gegenüber in die Falle zu locken. So ergibt sich ein dramatischer Kampf auf zwei Ebenen, der einerseits mit subtilem Schrecken arbeitet und andererseits auch harte körperliche Mittel einsetzt. Barbier verzahnt beide Ebenen – die Ebene der Ehefrau mit den Kindern sowie die Ebene des Fotografen – zu einer grimmigen Auseinandersetzung über den Wert sowie die Gefahren menschlichen Vertrauens, das an der richtigen Stelle eine Stärke und an der falschen Stelle ein große Schwäche sein kann.
Bildqualität
Das saubere Bild der DVD weist eine etwas wechselnde Schärfe auf, so dass die Szenerie an manchen Stellen ein bisschen matschig wirkt. Zumeist liegen Konturenzeichnung und Detailreichtum aber in einem guten Bereich. Die kräftigen Farben überzeugen, der Kontrast ist aus stilistischen Gründen recht steil ausgefallen. Nennenswerte Details werden aber auch in dunklen Szenen nicht verschluckt. Das Bild ist durchgehend ein wenig körnig, sonstige Rauschmuster halten sich in engen Grenzen.Tonqualität
Die beiden 5.1-Spuren nutzen die hinteren Lautsprecher handlungsbedingt nur selten. Immer wieder sorgt die Musik jedoch für eine räumliche Kulisse. Sie wurde im Verbund mit den Dialogen sensibel abgemischt, so dass sich eine differenzierte Klangwelt ergibt. Die Dialoge sind klar und verständlich. Sehr ärgerlich ist es allerdings, dass auf der DVD keine deutschen Untertitel enthalten sind, so dass die französische Fassung nur sprachkundigen offen steht. Während Englisch eindeutig als Standardfremdsprache anzusehen ist, die Liebhaber filmischer Originalfassungen in der Regel beherrschen, gilt das für Französisch nicht. Das Fehlen deutscher Untertitel wird dem Medium DVD in keiner Weise gerecht und führt dazu, dass die vorliegende Edition absolut unwürdig ist. Sie kann sich damit kaum vom Ramsch diverser Billig-Labes abheben.Extras
Beim Bonusmaterial offenbart die Strategie der Sparfüchse bei Universum endgültig ihr groteskes Antlitz. Das Making Of liegt nur in französischer Sprache ebenfalls ohne deutsche Untertitel vor. Eine Bewertung muss an dieser Stelle deswegen entfallen. Der Trailer liegt übrigens auf Deutsch vor.Fazit
Eric Barbiers sehenswerter Thriller „The Snake“ über den Kampf eines Modefotografen um sein Leben und das seiner Familie ist in Deutschland aufgrund fehlender deutscher Untertitel leider nur als unwürdige DVD-Edition zu haben. Die französische Originalfassung steht hier nur Sprachkundigen offen. So sollten DVDs nicht erscheinen, zumal 15 EUR für eine DVD ohne deutsche Untertitel ein absurd hoher Preis sind.Stefan Dabrock
Originaltitel | Le Serpent (Frankreich 2006) |
Länge | 116 Minuten (Pal) |
Studio | Universum |
Regie | Eric Barbier |
Darsteller | Yvan Attal, Clovis Cornillac, Pierre Richard, Simon Abkarian, Olga Kurylenko, u.a. |
Format | 1:1,85 (16:9) |
Ton | DD 5.1 Deutsch, Französisch |
Untertitel | - |
Extras | Making Of, Trailer |
Preis | ca. 15 EUR |
Bewertung | gut, technisch mangels deutscher Untertitel unwürdig |