Muffins statt Barrikaden

Smiley Face

Smiley FaceGregg Araki hat mit Anna Faris, die sich durch vier „Scary Movie“-Teile blödelte, die richtige Schauspielerin für den Kiffer-Film „Smiley Face“ zur Verfügung gehabt. In der Hauptrolle der dauerbreiten Schauspielerin Jane F. gelingt ihr eine überzeugende Darstellung des steten Versagens, die zwischen dümmlichem Kichern und psychotischer Hektik changiert. Die junge Frau hat nämlich den Fehler gemacht, ihren Fressflash nach dem morgendlichen Pfeifchen mit den Muffins ihres Mitbewohners zu stillen. Nur wenig später realisiert Jane, dass das ausgewachsene Hasch-Muffins waren, die sie in einen Zustand völliger Diesigkeit versetzen. Mühselig macht sie sich einen Plan zurecht, wie der Tag gerettet werden kann. Zunächst nimmt Jane das Geld, das eigentlich für die Stromrechnung vorgesehen war, um neuen Stoff bei ihrem Dealer zu kaufen. Damit will sie neue Muffins backen. Danach kann das Vorsprechen für eine Rolle kommen. In ihrem Zustand geht jedoch schon das Backen der Muffins schief und das Vorsprechen endet im logischen Desaster. Irgendwie muss Jane nun aber Geld auftreiben, damit sie bei einem Haschfestival ihren Dealer treffen kann, um die Schulden zu begleichen. Sonst, so hat er ihr gedroht, werde er Janes fantastisches Wohlfühlbett einkassieren.

Kiffen ist eine handfeste Rebellion gegenüber dem gesellschaftlichen Zwang, zu funktionieren. Denn der Bekiffte hat keine Chance, mit der beschleunigten Realität der übrigen Umwelt mitzuhalten. So ist es auch kein Zufall, dass die wenig erfolgreiche Schauspielerin Jane Wirtschaft studiert hat und bei ihrer Odyssee durch Los Angeles in den Besitz einer Originalausgabe des Kommunistischen Manifestes gelangt. Denn die scheinbar dümmliche Kiffer-Geschichte dient dazu, die gesellschaftliche Organisation mit ihrem Wettbewerb um das Überleben als Fehlentwicklung aufzuspießen. Als Gejagte, die sich immer neuen Smiley Face Herausforderungen ausgesetzt sieht, an denen sie ebenso regelmäßig scheitert, liegen die Sympathien der Handlung eindeutig bei der Hauptfigur Jane. Die übrigen Figuren erscheinen als Bedrohung, wie beispielsweise die völlig angespannte Castingverantwortliche oder ein nervige Fragen stellender Polizist. In einer zentralen Szene hält Jane – zumindest in ihren gedanklichen Träumen – in einer Fleischfabrik eine kämpferische, marxistische Rede, zu der beständig Bilder aus den Maschinen herausquellenden Fleischbreis zu sehen sind. Die gegenwärtige gesellschaftliche Verfassung sorgt für eine Selbstverzehrung der jeweiligen Menschen, so der propagandistische Unterton. Das bleibt jedoch das einzige Mal, das Araki die Botschaft der Handlung auch in filmische Bilder kleidet. Ansonsten dominiert Faris mit ihrem bekifften Gesichtsausdruck den Film. Das alleine kann den Inhalt jedoch nicht tragen, denn die Rebellion des Kiffers bleibt zahnlos, wenn sein Scheitern zu funktionieren, nicht auf einer parallelen Ebene dem scheinbaren Erfolg der Umwelt gegenüber gestellt wird. Die Stichworte Ökonomie und Kommunistisches Manifest sind eben auch nicht mehr als Indizien einer Stoßrichtung. Sie reichen aber aus, um dem Film einen Bedeutungshorizont zu verleihen, der letztlich nicht ausgefüllt wird und deswegen als Störfaktor den Humor überlagert. Denn wo ständig das uneingelöste Versprechen auf eine zusätzliche Bedeutungsebene lauert, da fehlt die Leichtigkeit für die ungehemmte Wirkung der eingeflochtenen Späße.

Bildqualität

Smiley FaceDas saubere Bild der DVD weist eine Schärfe auf, die zwischen gut und angenehm schwankt. Vor allem Totalen haben nur eine eingeschränkte Detailvielfalt. Die Farben sind weitgehend kräftig. Der ausgewogene Kontrast sorgt für ein plastisches Bild. Das leichte Hintergrundrauschen stört nicht, sonstige Rauschmuster treten nicht nennenswert in Erscheinung.

Tonqualität

Der 2.0-Ton leistet solide Arbeit. Die Dialoge sind klar und verständlich, störendes Rauschen gibt es nicht. Die Tonkulisse nutzt die vorderen Lautsprecher im Rahmen der Möglichkeiten aus, ohne besondere Schwächen oder Stärken zu zeigen.

Extras

Bonusmaterial existiert nicht.

Fazit

„Smiley Face“ scheitert an einer adäquaten Bebilderung des bissigen Untertons gegenüber des Wettbewerbsideals unserer Gesellschaft, den manche Elemente wie das Auftauchen einer Originalausgabe des kommunistischen Manifestes suggerieren. Das Scheitern der bekifften Hauptdarstellerin allein vermag die Geschichte jedoch nicht zu tragen. Technisch ist die DVD guter Durchschnitt.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Smiley Face (USA 2007)
Länge 81 Minuten (Pal)
Studio VCL
Regie Gregg Araki
Darsteller Anna Faris, Danny Masterson, Ben Falcone, Adam Brody, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DD 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras -
Preis ca. 16 EUR
Bewertung gute Ansätze, technisch guter Durchschnitt