Fotorealität

Shutter

Das Phänomen der Geisterfotographie, also Fotos, auf denen verschwommen Geister zu sehen sind, ist in etwa vergleichbar mit der Ufologie. Es gibt viele Menschen, die daran glauben und selbstverständlich absolut authentische Beweisfotos präsentieren können. Folgerichtig nimmt der asiatische Geisterhorrorfilm das Thema in Form von "Shutter" auf. Ein Fotograph fährt mit seiner Freundin eine dunkle, einsame Landstraße mit überhöhter Geschwindigkeit entlang. In einem unachtsamen Moment überfährt er eine junge Frau. In Panik entfernen sich die beiden vom Unfallort und lassen die Überfahrene einfach liegen. Seltsamerweise ist der Geist der jungen Frau verschwommen auf den Bildern des nächsten Auftrags zu sehen, den der Fotograph bearbeitet hat. Da er sich verfolgt fühlt, versucht er, mehr über seinen Unfall und die junge Frau herauszufinden, die er überfahren hat. Ein Todesfall ist jedoch gar nicht aktenkundig. Bedrohlich wird die Situation, als seine Freunde Selbstmord begehen und er sich immer stärker beobachtet fühlt. Gleichzeitig reißen die Geisterdarstellungen auf seinen Fotos nicht ab.
"Shutter" gelingt das bemerkenswerte Kunststück, dem Thema faszinierende Seiten abzugewinnen, obwohl die asiatische Geisterhorrorfilmwelle schon eine Weile läuft und sich langsam aber sicher Ermüdungserscheinungen zeigen. Zu oft hat man nun schon die in immer gleicher Weise bleich geschminkten Mädchen gesehen, die sich zu einer schaurigen Tonkulisse seltsam verrenken, als dass dies alleine noch spannend sein könnte. "Shutter" wandelt das Thema jedoch mit Hilfe der Fotographien so geschickt ab, dass die Bedrohung nicht nur dann präsent ist, wenn die üblichen Schockmomente hereinbrechen - die im übrigen auch ausgezeichnet funktionieren -, sondern er baut dadurch eine immerwährende Bedrohung auf. Denn wenn auf allen Fotographien, die ihrem Wesen nach nur zufällige Momentaufnahmen sind, die Geistererscheinung zu sehen ist, dann liegt die Vermutung nahe, dass der Geist ständig in der Nähe ist, was sicher nichts Gutes bedeutet. Dieses Motiv führt "Shutter" im Finale zu einem fatalistisch-erschreckenden Ende, dass es einem das Blut in den Adern gefriert. Darüber hinaus überzeugt der Film durch die Inszenierung der Ermittlungsarbeit, in die sich der Fotograph stürzt, um dem Rätsel auf die Spur zu kommen, so dass insgesamt ein gleichsam erschreckender wie faszinierender Vertreter seines Genres entstanden ist.

Bildqualität

Das Bild kommt ohne größere Defekte oder Verschmutzungen aus, was bei asiatischen Filmen auf DVD nicht immer der Fall ist. Die Schärfe siedelt sich in einem Bereich an, der zwischen gut und in Ordnung schwankt. Die Farbwiedergabe überzeugt durch die kongeniale Umsetzung des teilweise metallisch wirkenden visuellen Stils. An manchen Stellen ist das Bild ein wenig zu dunkel geraten, so dass bisweilen Details verschluckt werden. Zwischendurch treten immer wieder stehende Rauschmuster auf, was sich jedoch kaum störend auswirkt.

Tonqualität

Der thailändische 2.0-Ton wirkt wesentlich organischer im Geschehen verankert als die künstlicher erscheinende Synchronisation, die hinsichtlich der Sprecher immerhin auf professionellem Niveau liegt. Das ist bei den Synchronisationen asiatischer Film ein seltener Glücksfall. Beide Tonspuren sind klar und verständlich. Dabei liefern sie eine gelungen Stereo-Kulisse auf den vorderen Boxen. Wer es unbedingt möchte, kann sich auch einen deutschen 5.1-Upmix anhören.

Extras

Von den jeweils nur wenige Minuten langen Bonusbeiträgen taugt nur "Behind the scenes" etwas, weil man hier ein wenig über die Drehbedingungen in Thailand erfährt, die doch mit deutlich weniger Sicherheitsvorkehrungen stattfinden, als in anderen Filmländern. Die restlichen Kurzdokus sind entweder völlig konfus ("Hintergundinfo zum Photophänomen"), so dass man nicht genau weiß, was einem die Interviewpartner mitteilen wollten, oder belanglos wie Inteviews mit Cast und Crew sowie "Fun behind the Scenes". Für letzteres stehen zudem keine Untertitel zu Verfügung, so dass sich der Spaß beim Anschauen nicht überträgt. Teaser, Trailer und eine Bildergalerie runden das Bonusmaterial ab.

Fazit

"Shutter" beweist, wie man dem arg strapazierten Geisterfilmgenre asiatischer Prägung der letzten Jahre neue Impulse verleihen kann. Exzellente Schockmomente treffen auf eine in sich stimmige und finstere Geschichte. Technisch ist die DVD gut, das Bonusmaterial schwach.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Shutter (Thailand 2004)
Länge 97 Minuten (Pal)
Studio Ascot im Vertrieb der mcone
Regie Banjong Pisanthanakun, Parkpoom Wongpoom
Darsteller Ananda Everingham, Natthaweeranuch Thongmee, Achita Sikamana, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch; DD 2.0 Deutsch, Thailändisch
Untertitel Deutsch
Extras Behind the scenes, Trailer, u.m.
Preis ca. 20 EUR
Bewertung Film gut, technisch gut