Der Meisterdetektiv ermittelt

Sherlock Holmes - 1. Staffel

Sir Arthur Canon Doyles Detektivfigur Sherlock Holmes gehört mit ihrem streng analytischen Ansatz zu den faszinierendsten Schöpfungen der Literaturgeschichte. Dabei begeistert der Ermittler immer wieder durch verblüffende Schlussfolgerungen. Holmes gelänge es auch, anhand eines rostigen Nagels festzustellen, wie alt derjenige ist, der ihn an den Fundort gebracht haben muss, welche Anzugmode er bevorzugt und ob dieser Mensch ein Arbeiter oder Intellektueller ist. Letzteres war zu Holmes Zeiten in jedem Fall ein Gegensatz. Natürlich ist man als Leser nach den Erklärungen des Meisterdetektivs jedes Mal geneigt, sich an den Kopf zu schlagen und bestätigt damit Holmes Credo, dass jede Schlussfolgerung simpel ist wenn man sie erklärt bekommt. Die schauspielerische Darstellung einer solchen Figur erfordert ein enormes Charisma, das stets den Eindruck vermittelt, man sehe nur einen kleinen Ausschnitt der Persönlichkeit. Dadurch wird die geradezu übermenschliche Fähigkeit für logische Schlussfolgerungen erst glaubwürdig, denn Holmes Darlegungen wirken wie eine Gabe, die mit reiner Intelligenz nicht erklärbar ist. Das Geheimnis um seine Persönlichkeit aber lässt Raum für eine Quelle seiner Fähigkeiten. Die Mitte der 80er Jahre für das britische fernsehen produzierte Serie präsentiert mit Jeremy Brett einen idealen Holmes. Sein Gesicht wirkt wie eine undurchdringliche Fassade, während die Augen vermitteln, wie intensiv Holmes Geist arbeitet. Irgendetwas Unergründliches ist immer verborgen, irgendein Gedankengang stets in Arbeit. Damit geht die Arroganz des Besten einher, die Brett durch seine sprachliche Betonung ausgezeichnet nach außen kehrt. Schon in der ersten Folge der Serie "Skandal in Böhmen", die ungewöhnlicherweise kein echter Kriminalfall ist, da es um die Widerbeschaffung eines pikanten Fotos aus bekannter Hand geht, zieht Brett alle Register. Ohne unterwürfigen Respekt behandelt er den König von Böhmen wie einen gewöhnlichen Klienten und fährt ihm über den Mund, wenn er es für nötig hält. Holmes endgültiger Plan, der schließlich zur Ausführung kommt, bleibt für Watson wie für den Zuschauer im Dunkeln, während stets klar ist, dass Holmes die Lösung genau im Kopf hat. Zusätzlich wird mit der Verkleidungsleidenschaft des Detektivs ein weiterer Aspekt eingeführt. Holmes agiert als verdeckter Ermittler und wie sein literarisches Vorbild ist auch Brett kaum zu erkennen. Ihm zur Seite steht David Burke als Doktor Watson, der als geerdetes Korrektiv für die ausladende Ermittlerfigur notwendig ist. Ohne ihn wäre Holmes nicht erfolgreich, da es ihm an Bindung zum Menschlichen mangelt. Als werkgetreue Umsetzung mit hohem Budget liefert die Serie das charismatische Seherlebnis, das man sich als Holmes-Anhänger nur wünschen kann.

Bildqualität

Die Schärfe der DVD ist sehr ordentlich, wenn man das Alter der TV-Serie bedenkt. Nur selten tauchen Bilder auf, die unscharf wirken. Auch die Farbwiedergabe ist gut. Blau ausgeleuchtete Nachtaufnahmen regennasser Strasse mit Laternenbeleuchtung atmen förmlich das viktorianische Flair. Abstriche muss man jedoch beim Rauschverhalten der DVD machen. Neben dem leicht körnigen Bild tauchen auch stehende Rauschmuster oder Blockbildung auf.

Tonqualität

Der Ton ist nicht optimal, aber letztlich in Ordnung. Sowohl das englische Original als auch die deutsche Synchronisation sind verständlich. Der Original-Ton klingt dumpfer als sein deutsches Pendant. Ein leichtes Rauschen ist stets zu hören, es kommt zu leichten Lautstärkeschwankungen.

Extras

Die als Buch aufgemachte DVD besitzt mit "Die Abenteuer des Sherlock Holmes" einen rund 90seitigen Auszug aus Michael Cox' "A Study in Celluloid: A Producer's Account of Jeremy Brett as Sherlock Holmes". Der interessante Text beschäftigt sich zum einen mit der Entstehung der Serie, zum anderen geht Cox auf jede der 13 Folgen ein, die in der Box enthalten ist. Dabei spart der Produzent nicht mit kleinen Geschichten aus der Drehphase und erläutert den Stil, den die Serie besitzen sollte.

Fazit

Die liebevoll aufgemachte DVD-Box gehört in den Besitz eines jeden Holmes-Fans. Eine hübsche, werkgetreue Umsetzung paar sich mit einer qualitativ ordentlichen DVD-Qualität, die vor allem durch den Auszug aus Michael Cox' Buch aufgewertet wird.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel The Adventures of Sherlock Holmes (GB 1984/85)
Länge 13 Folgen á 55 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Paul Annett, Derek Marlowe, u.a.
Darsteller Jeremy Brett, David Burke, Rosalie Williams, u.a.
Format 1:1,33 (4:3)
Ton DD 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Buch "Die Abenteuer von Sherlock Holmes"
Preis ca. 40 EUR
Bewertung gute Serie, technisch in Ordnung