In den 70er Jahren erblickte so mancher schmierige Frauengefängnisfilm das Licht der Welt, in dem nackte Tatsachen mit Gewalt verknüpft wurden. Mit seinen „Vorbildern“ hat „Shadow: Dead Riot“ zahlreiche Motive gemeinsam, unterscheidet sich aber in einem zentralen Punkt. Während die besagten 70er-Jahre-Filme ihre Schmierigkeit mit bitterernster Mine vor sich hertrugen, gibt „Shadow: Dead Riot“ den Motiven die Absurdität zurück, die in der albernen Ausbeutungsstrategie prinzipiell schon immer enthalten war.
Schon die Hintergrundgeschichte um das Frauengefängnis in „Shadow: Dead Riot“ offenbart die erzählerische Strategie, mit der Regisseur Derek Wan die Elemente der Handlung auf die Spitze treibt. Die Anstalt, in der die Gefängnisdirektorin Danvers ihren Insassinnen ein modernes Rehabilitationsprogramm angedeihen lassen will, wurde früher als harter Knast mit Hinrichtungsstätte genutzt. Nachdem die gescheiterte Vollstreckung an einem verurteilten Vergewaltiger und Mörder in einem Gefangenenaufstand mündete, wurde die Meuterei mit Waffengewalt niedergeschlagen. Die Leichen verscharrte man im Hof und schloss das Gefängnis. Ausgerechnet auf den erschossenen Leibern der damaligen Gefangenen soll nun die Erziehung zur Gewaltfreiheit Früchte tragen. Dass das nicht optimal funktioniert, stellt auch die neue Insassin Solitaire fest. Die Oberaufseherin Elsa Thorne – ein Anspielung an die Ilsa-Filme mit Dyanne Thorne als Aufseherin – liebt lesbische Spiele mit den attraktiven Insassinnen, die Gefangene Mondo hat sich mit Gewalt eine Herrschaftsposition aufgebaut und der Gefängnisarzt treibt medizinische Versuche. Doch der Gefängnisalltag erhält eine völlig unerwartete Wendung, als die verscharrten Toten im Hof wieder zum Leben erwachen. Ihr Anführer ist der Vergwaltiger und Mörder, dessen Hinrichtung gescheitert war. Jetzt müssen Solitaire und die Anderen gemeinsam um ihr Überleben kämpfen.
Regisseur Derek Wan arbeitet auf konsequente Weise das Groteske der Handlung heraus, indem er immer wieder zu comicartigen Mitteln greift. Das beginnt bei der mit Tatianna Butler hervorragend besetzten Mondo, die mit ihren trainierten Muskeln die Grenzen eines gängigen weiblichen Oberkörpers sprengt, und setzt sich bei dem Arzt fort, da Michael Quinlan die Figur mit einer süffisanten Sprechweise ausstattet, welche das Absurde seiner Taten hervorhebt. Die rosafarbene Anstaltskleidung tut das Übrige dazu, um dem Geschehen das notwendige Augenzwinkern zu verpassen. Hier räubert einer genüsslich das Arsenal des schmierigen Exploitation-Kinos, um es auf einer eigens präparierten Bühne in seiner ganzen Monströsität auszustellen. Das Ergebnis ist eine Schau des Unfassbaren, die vor dem Hintergrund der filmischen „Vorbilder“ einerseits rasend komisch wirkt, andererseits einen Blick auf die Sensationslust der Menschen wirft, die nicht nur in den Filmen der 70er Jahre, sondern natürlich auch hier befriedigt wird. Dieses Doppelgesicht sorgt dafür, dass „Shadow: Dead Riot“ eine in sich verwrungene Reflektionsstruktur besitzt. Jeder grelle Effekt ist stets mit dem Ausrufezeichen versehen, dass es sich um einen auf die Sensationslust gemünzten Effekt handelt. So ermöglicht der Film einen analytischen Blick auf die Motive seines Genres und auf die Zuschauer. Jeder ist herzlich eingeladen, seine eigenen Vorlieben sowie sensationslüsternen Seiten zu hinterfragen. Darüber hinaus entwickelt der Film seine Handlung nicht nur mit grellen Mitteln weiter, die schließlich in einem überzeichneten Splatter-Finale mit wundervollen Einfällen münden, sondern er unterfüttert die Handlung zusätzlich mit einem tragischen Hintergrund, der die Beziehung zwischen Solitaire und dem Anführer der Untoten betrifft. Zwischen all den wild umherbrausenden Elementen aus Witz, Blut und Action hat die persönliche Auseinandersetzung zwischen den beiden Charakteren ihren Platz. Die Präsentationsbühne bekommt ihr Finale mit echten Gefühlen, so dass der Film etwas mehr ist, als nur eine große Groteske.
Bildqualität
Der auf HD-Video gedrehte Film wurde natürlich ohne Defekte oder Verschmutzungen auf die DVD übertragen. Die Schärfe siedelt sich auf einem guten Niveau mit klarer Konturendarstellung an. Die kräftigen Farben, welche den grellen Charakter des Films unterstreichen, wurden gut die DVD übertragen. Der Kontrast sorgt für ein plastisches Bild. Neben dem leichten Hintergrundrauschen – das Bild sieht ein wenig grieselig aus – sind keine weiteren Rauschmuster zu sehen.Tonqualität
Der englische 5.1-Ton sorgt vor allem über die Musik für eine räumliche Atmosphäre, bei den rasanten Szenen gesellen sich auch Nebengeräusche dazu. Die Dialoge sind stets verständlich, störendes Rauschen existiert nicht. Die beiden 2.0-Spuren liefern eine gute Abmischung auf den vorderen Lautsprechern. Wer es unbedingt möchte, kann sich auch einen qualitativ nicht einmal ansatzweise gelungenen deutschen 5.1-Upmix anhören. Die Dialoge kommen hier aus allen Lautsprechern gleichzeitig.Extras
Auf dem DVD-Cover ist eine Vielzahl an Bonusmaterial angegeben, das sich jedoch nicht auf der DVD befindet. Dort ist lediglich der Trailer und als verstecktes Extra eine Grindhouse-Trailerversion (sie verbirgt sich hinter dem Sunfilm-Logo im Startmenü) enthalten. Auf Anfrage teilte die zuständige Presseagentur Public Insight mit, dass es sich bei den Coverangaben um einen Druckfehler handeln soll. Bei dieser Kaufversion seien über das vorhandene Material hinaus keine Extras geplant gewesen. Savoy Film plane aber, eine Metal-Edition des Titels zu veröffentlichen, die weiteres Bonusmaterial enthalten soll. Genaue Details über das dann enthaltene Bonusmaterial stehen zum gegenwärtigen Zeitpunkt aber ebensowenig fest wie der mögliche Veröffentlichungstermin.Fazit
„Shadow: Dead Riot“ stellt die Genre-Motive des Frauengefängnisfilms mit grellen Mitteln auf seiner präparierten Handlungsbühne aus. Das Ergebnis ist ebenso amüsant wie es den Zuschauer auf seine eigenen Vorlieben zurück wirft. Technisch ist die DVD abgesehen vom deutschen 5.1-Ton gut.Stefan Dabrock
Originaltitel | Shadow: Dead Riot (USA 2006) |
Länge | 87 Minuten (Pal) |
Studio | Savoy Film |
Regie | Derek Wan |
Darsteller | Tony Todd, Carla Greene, Nina Hodoruk, Michael Quinlan, Andrea Langi, Tatianna Butler, u.a. |
Format | 1:1,78 (16:9) |
Ton | DD 5.1 Deutsch, Englisch, DD 2.0 Deutsch, Englisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Trailer, Grindhouse Trailer (versteckt) |
Preis | ca. 16 EUR |
Bewertung | gut, abgesehen vom deutschen 5.1-Upmix technisch gut |