Dschungel-Rock

Seminola

Im amerikanischen Western werden Indianer oftmals als edle Wilde oder bösartig aggressive Menschen dargestellt. Im letzten Fall sorgt die Armee als Ordnungsmacht der Vereinigten Staaten dafür, dass die Indianer zur Strecke gebracht werden. Sie bildet den militärischen Arm der guten Seite. Die Zahl der Western, in denen die Armee das Privileg des gerechten Kampfes nicht besitzt, ist kleiner. Bud Boettichers „Seminola“ zeichnet ein ambivalentes Bild amerikanischen Streitkräfte, die sich 1835 im Kampf mit den Seminolen befinden. Die Indianer sollen in ein Reservat umgesiedelt werden, weil ihr Grund und Boden angeblich wertvoll ist. Sie leben in den schwer zugänglichen Sumpfregionen Floridas, deren geographische Eigenschaften die Armee bei ihren Kampfhandlungen stark behindern. Aus diesem Grund hat der Kommandant des örtlichen Fort King einen ortskundigen Offizier angefordert, der die Soldaten bei ihrer nächsten Operation führen soll. Der eingetroffene Leutnant Caldwell hegt jedoch gewisse Sympathien für die Seminolen, da er sie in der Vergangenheit nur als friedliches Volk kennengelernt hat. Seine Versuche, den Kommandanten zu Verhandlungen mit Osceola, dem Häuptling der Seminolen, zu überreden, bleiben aber fruchtlos. In den nächsten Tagen sollen die Indianer angegriffen werden.

Das Bild der Armee in Boettichers „Seminola“ ist wenig schmeichelhaft, da sie ohne jeden Zweifel auf der falschen Seite steht. Seminolenhäuptling Osceola möchte mit seinem Volk in der angestammten Heimat leben und sucht keine kriegerische Auseinandersetzung mit den Weißen. Boetticher entlarvt den Feldzug gegen die Indianer als blindwütige Machtdemonstration ohne jegliche Legitimität, indem er eindeutig die Armee als Aggressor innerhalb des Konflikts darstellt. Dabei schreckt Boetticher aber vor einer tiefgreifenden Abrechnung mit der amerikanischen Besiedlungsgeschichte zurück, indem er die moralisch fragwürdige Aggressivität nicht als verbreitete Strömung innerhalb der Streitkräfte skizziert, sondern die Verantwortung auf den karrieresüchtigen Kommandanten überträgt. Richard Carlson verkörpert ihn mit unnachgiebiger Arroganz, welche die Figur zwar vortrefflich widerwärtig erscheinen lässt, ihr aber zusätzlich ein so hohes Maß an Dummheit verleiht, dass die kritische Haltung des Films an Schärfe einbüßt. Denn das Unrecht gegenüber den Indianern ist nur noch das Ergebnis eines einzelnen Befehlshabers, dessen mangelnde Hellsichtigkeit ihn nicht grimmig, sondern intellektuell gescheitert darstellt. Seine Handlungen werden dadurch zwar nicht moralisch legitimer, aber weniger erschreckend.

Die Konfrontation des seminolenfreundlichen Leutnant Caldwell mit Häuptling Osceola hätte innerhalb der Figurenkonstellation mehr dramatisches Potential geboten, da sich beide aus vergangenen Zeiten persönlich kennen. Dieser Konflikt bleibt jedoch unterbelichtet, so dass Rock Hudson als Caldwell sein persönliches Drama zwischen Loyalität zum Vorgesetzten und Sympathie für die Indianer nicht vollends ausspielen kann. Deswegen bleibt „Seminola“ trotz guter Absichten im Mittelmaß stecken.

Bildqualität

Die Zeit ist an „Seminola“ nicht spurlos vorüber gegangen. Dreckspuren und Defekte tauchen zwar kaum auf, dafür schwankt die Schärfe meistens nur zwischen angenehm und schwach. Lediglich bei einigen Nahaufnahmen ist sie gut. Die restlichen Bilder sehen recht matschig aus, so dass Konturen teilweise sehr weich ausfallen. Die Farben sind gegenüber dem alten Glanz etwas ausgebleicht, der Kontrast fällt flach aus, so dass das Bild weniger plastisch erscheint. Ein leichtes Hintergrundrauschen ist stets präsent. Der unruhige Bildstand fällt zusätzlich negativ auf.

Tonqualität

Während der deutsche Ton nur ein leichtes Rauschen aufweist, ist beim englischen Original ein deutlich vernehmbares Rauschen stets präsent. Die Dialoge sind zwar auch hier immer noch verständlich, aber die Qualität leidet ein wenig. Gegen Ende schleichen sich hochfrequente Verzerrungen ein.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus dem Trailer und einer Bildergalerie.

Fazit

„Seminola“ punktet bei der ambivalenten Darstellung der amerikanischen Armee während der Indianerkriege, versäumt aber, seine Konflikte gewinnbringend herauszuarbeiten. Der Gegenspieler des indianerfreundlichen Leutnants Caldwell verliert durch seine übertrieben bornierte Haltung an Schärfe.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Seminole (USA 1953)
Länge 83 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Bud Boetticher
Darsteller Rock Hudson, Anthony Quinn, Richard Carlson, u.a.
Format 1:1,33 (4:3)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Trailer, Bildergalerie
Preis ca. 15 EUR
Bewertung durchschnittlich, technisch schwach