"Eolomea":
"Acht Raumschiffe sind spurlos verschwunden, die Verbindung
zur Orbitalstation Margot' ist abgebrochen. Maria Scholl,
Leiterin der Station Erde-Zentrum', beruft eine Konferenz
ein, auf der sie mit Prof. Olo Tal aneinander gerät, der ihr
was zu verschweigen hat. Ein absolutes Flugverbot wird verhängt.
Der Lotse Kun und der Kosmonaut Dan verrichten unterdessen auf einem
Asteroiden ihren Dienst. Kuns Sohn ist in einem der Raumschiffe"
(Icestorm).
Der dramaturgische Aufbau von "Eolomea" besitzt teilweise
fast experimentelle Züge. Im Laufe der dramatischen Ereignisse
um die Suche nach den verschwundenen Raumschiffen werden immer wieder
Szenen eines Treffens zwischen Maria und Dan eingeschnitten, das
in der Vergangenheit auf der Erde statt gefunden hat. Maria und
Dan haben sich damals lieben gelernt. Dabei bleibt aufgrund des
irrealen Settings einer vulkanischen Insel unklar, ob es sich lediglich
um eine romantische Projektion der beiden Menschen handelt oder
ob das Treffen wirklich stattgefunden hat. Gegen Ende des Films
löst sich der Handlungsablauf einzelner Szenen soweit auf,
dass ihre zeitliche Einordnung nur noch schwer möglich ist.
Dies führt unabhängig von der Frage, ob der erzielte Effekt
Absicht war oder nicht, zu einer Zeitlosigkeit des geschilderten
utopischen Aufbruchs in Richtung des sagenumwobenen Planeten Eolomea.
Regisseur Herrmann Zschoche verdichtet die romantische Idee der
Entdeckung ferner Zivilisationen mit der Romantik einer Liebesbeziehung
und entwickelt daraus ein Geflecht faszinierender Gefühlslagen,
an dessen Ende sich die Utopie des Aufbruchs als höheres Ziel
durchsetzt.
"Im
Staub der Sterne": Die Bewohner des Planeten Cynro haben einen
Hilferuf vom Planeten TEM 4 empfangen. "Doch das Raumschiff
, das zur Hilfe ausgesandt wurde, findet keine Hinweise, die
auf eine Notsituation schließen lassen. Im Gegenteil: Der
Herrscher des Planeten gibt für seine Gäste ein rauschendes
Fest. Was die Besatzung nicht weiß, er manipuliert dabei ihr
Bewusstsein. Nur der an Bord gebliebene Navigator Suko schöpft
Verdacht und versucht schließlich auf eigene Faust, das Geheimnis
von TEM 4 zu entschlüsseln. Dabei macht er eine furchtbare
Entdeckung" (Icestorm).
"Im Staub der Sterne" ist als eindeutiges Kind der 70er
Jahre das absurdeste Werk der drei enthaltenen Science-Fiction-Filme.
Die Cynro-Raumschiff-Besatzung wechselt ihre engen Overalls schneller
als andere Leute die Unterhosen und die Bewohner von TEM 4 unterhalten
einen Sicherheitsdienst, dessen Männer in kurzen Lackhöschen
und Lackoberteilen mit Netzhemdenärmeln bekleidet sind. Das
rauschende Fest, das für die Cynro-Raumschiff-Besatzung gegeben
wird, macht teilweise auch den Eindruck, als sei das Drehbuch mit
Hilfe berauschender Substanzen entstanden. Eine Deutung des Werkes
fällt schwer, denn das hier gegen konformistische Ideale und
Unterdrückung zu Felde gezogen wird, scheint aus falschem Blickwinkel
überinterpretiert. Vielmehr handelt es sich um einen Unterhaltungsfilm,
der eine einfache Geschichte für seine ausgelassenen Ideen
und hübschen Bildarrangements nutzt. Dabei geben sich absurde
Figuren, wie der TEM 4-Soldat Ronk oder dessen Kommandant, der völlig
debil auf einer lichterbesetzten Orgel Musikstücke spielt,
die Klinke in die Hand. Ein Muss!
Bildqualität
Die Bildqualität der drei Filme fällt sehr ähnlich aus. Das zugrunde liegende Material hat leider über die Zeit hinweg gelitten, so dass Verschmutzungen und Bildpunkte immer wieder auftreten. Insgesamt wirkt das Bild recht matschig, da die Schärfe nur mittelmäßig ist, was vor allem bei der Konturenschärfe auffällt. Über die gesamte Lauflänge sind Rauschmuster zu sehen. "Im Staub der Sterne" schneidet von den drei Filmen in diesen Punkten am besten ab, so dass er das schärfste Bild und die wenigsten Rauschmuster besitzt. Sehr gut ist bei allen Filmen die Farbpalette, die über weite Strecken sehr kräftig ausgefallen ist und auch den blassen Look der vielen Wüstenaufnahmen sehr gut wiedergibt. Insgesamt ist das Bild unter Berücksichtigung des Alters und seiner Produktionsbedingungen in Ordnung.Tonqualität
Der Ton ist gut verständlich und kommt weitgehend rauschfrei aus. Sein großes Plus hat er bei der Musikwiedergabe, die volles atmosphärisches Potential entfalten kann.Extras
Jede der drei DVDs enthält Bonusmaterial. Die DVD, welche "Der schweigende Stern" enthält, besitzt kurze Berichte wie die des "Agenzeugen", einer Art DDR-Wochenschau. In "Britische Filmemacher besuchen die DEFA" sieht man ein paar kommentierte Aufnahme unter anderem von den Dreharbeiten zu "Der schweigende Stern" und "Eine Rakete in der sowjetischen Zone" befasst sich mit einem angeblichen Raketenabsturz, der in der Berichterstattung des "Augenzeugen" Teil der Dreharbeiten zu "Der schweigende Stern" gewesen ist.Die "Eolomea"-DVD enthält die 20minütige Dokumentation
"Kosmonautenträume - Made in Babelsberg", in der
sich die Kostümbildnerin Barbara Baumann, der Kameramann Kurt
Marks sowie der Filmtechniker Jan-Peter Schmarje an die Produktion
des Films erinnern. Dabei liefern Schmarje und Marks sehr interessante
Informationen zu verwendeten Tricktechnik, während Baumann
die damalige Arbeitsweise in Verbindung mit Regisseur und Darstellern
erläutert. Zwischen die Interviewaufnahmen wurden immer wieder
Filmausschnitte gelegt.
Ein "Essay über die Musik der Scinece-Fiction-Filme"
in Texttafelform setzt sich intensiv mit den Klangkollagen der Filmen
auseinander und beleuchtet das Spannungsfeld zwischen der Zukunftsvision
eines Science-Fiction-Films, die unter anderem durch irdisches Können
wie musikalische Untermalung erreicht werden soll.
Eine Bildergalerie sowie Texttafelbio- und filmographien zu den
Beteiligten des Projektes runden die DVD ab.
Die DVD "Im Staub der Sterne" enthält den 15minütigen
Film "Staubwischen nach 30 Jahren - Kameramann Peter Süring
erinnert sich". Darin handelt Süring verschiedene Themen
ab. Unter anderem erzählt er etwas über die Drehorte in
Rumänien sowie in einem Salzbergwerk und widmet sich den thematischen
Aspekten des Films sowie einiger technischer Bedingungen beim Dreh.
Den dramaturgischen Wert des Nackttanzes eines weiblichen Crewmitglieds
kann er jedoch auch nicht erläutern.
Das Texttafel-"Essay über die Science-Fiction-Literatur
der DDR" liefert einen interessanten Überblick zur Gattung
der Phantastischen Literatur in der DDR. Eine Bildergalerie, Texttafelbio-
und Filmographien sowie Trailer zu den drei Werken der Box "Der
schweigende Stern", "Eolomea" und "Im Staub
der Sterne" runden die DVD ab.
Zusätzlich enthält das Box-Set als sehr schöne Dreingabe eine Audio-CD mit Filmmusik aus "Im Staub der Sterne" und "Eolomea". Dabei handelt es sich um Auszüge aus der CD "Kosmos - Soundtracks of Eastern Germany's Adventures in Space" die Musik zu weiteren Weltraumabenteuern der DEFA enthält.
Fazit
Die Icestorm-Box liefert einen faszinierenden Einblick in das rar gesäte Genre des DEFA-Science-Fiction-Films, das laut in der Box enthaltenem Essay nur sieben Filme umfasst. Alle drei Werke können auf ihre jeweilige Art überzeugen und widmen sich positiven sowie negativen Utopien. Technisch ist die Box nur mittelmäßig, weil die Zeit das Ausgangsmaterial leider in Mitleidenschaft gezogen hat. Dennoch ist das Ergebnis unter der Berücksichtigung von Filmalter und Produktionsumständen in Ordnung. Gleichzeitig stellt die Veröffentlichung einen wesentlichen Beitrag zur kulturgeschichtlichen Aufarbeitung dar. Das beweist auch das sehr gute Bonusmaterial.Stefan Dabrock
Originaltitel | Der schweigende Stern (Milczaca gwiazada) / Eolomea / Im Staub der Sterne (1960 / 1972 / 1976) |
Länge | 95 / 79 / 95 Minuten (NTSC) |
Studio | Icestorm |
Regie | Kurt Maetzig / Herrmann Zschoche / Gottfried Kolditz |
Darsteller | Yoko Tani, Oldrich Lukes, Ignacy Machowski, u.a. / Cox Habbema, Ivan Andonov, Rolf Hoppe, u.a. / Alfred Struwe, Jana Brejchová, Violeta Andrei, u.a. |
Format | 1:2,35 (16:9) / 1:2,35 (16:9) / 1:1,85 (16:9) |
Ton | DD 2.0 Mono Deutsch |
Untertitel | Englisch |
Extras | Dokumentation Kosmonautenträume - Made in Babelsberg, Trailer, u.m. |
Preis | ca. 30 EUR |
Bewertung | gut |