Im Schatten des Glitzerlichts

Schwarzer Engel

Schwarzer Engel„Cornell George Hopley-Woolrich war ein US-amerikanischer Schriftsteller, der in der Hauptsache durch seine düsteren Kriminalromane und Detektivgeschichten bekannt ist. Er prägte ganz maßgeblich den "Hardboiled-Typus" der Schwarzen Serie und lieferte zahlreiche Vorlagen für (Dreh)bücher des Film Noir. Woolrich schrieb auch unter den Pseudonymen George Hopley und William Irish“ (Wikipedia).

Roy William Neills „Schwarzer Engel“ aus dem Jahr 1946 geht auf einen der düstersten Romane Woolrichs zurück. Darin wird der untreue Ehemann Kirk Bennett dabei gesehen, wie er die Wohnung seiner Geliebten verlässt, deren Leiche er gerade aufgefunden hat. Der wirkliche Täter ist zu diesem Zeitpunkt schon lange von der Bildfläche verschwunden. Da alle Indizien auf Bennetts Schuld hindeuten, wird er in einem Gerichtsverfahren zum Tode verurteilt. Seine Ehefrau versucht nun, den Täter zu finden, bevor ihr Mann hingerichtet wird. Dabei hilft ihr der Ex-Mann der Toten, der als freiberuflicher Komponist und Bar-Pianist arbeitet. Als Künstler-Duo Martin & Carver nehmen die beiden ein Engagement in einem eleganten Club an, da der Besitzer Marko ihr Hauptverdächtiger ist.

Schon die Grundkonstellation, dass eine Frau für das Leben ihres untreuen Ehemanns kämpft, besitzt eine tragisch-düstere Note, die nur der Auftakt für Schwarzer Engeleine deprimierende Bestandsaufnahme des Nachkriegslebens ist. „Schwarzer Engel“ ist ein Film der zerplatzten Träume, ein Film, in dem die Sonnenseite des Lebens nur als glitzernde Show in Form des Clubs auftaucht, der im Laufe der Handlung zum Schauplatz der Hobbyermittlungen wird. Mrs. Bennetts Ehe ist letztlich gescheitert, dennoch kämpft sie für das Leben ihres Mannes. Die sich entwickelnde emotionale Beziehung zu dem Komponisten, mit dem sie die Nachforschungen unternimmt, entpuppt sich als Fata Morgana. Vor diesem Hintergrund wirkt die saubere, elegante Welt, welche sich in schön ausgeleuchteten, hellen Bildern widerspiegelt, wie eine Verhöhnung der Hauptfiguren, die als verlorene Gestalten der Dunkelheit in ihr herumwandeln. Weder Mrs. Bennett noch ihr Ermittlungspartner können den Schatten, der auf ihnen lastet soweit abschütteln, dass sie ihm entkommen. Gleichzeitig haben sie sich damit aber auch nicht arrangiert. Daraus entwickelt „Black Angel“ seine erdrückende Tragik, die nur durch die formale Leichtigkeit erträglich bleibt. Die Bilder zeichnen sich oft durch eine freundliche Helligkeit aus, die Figuren handeln stets mit extremer Selbstdisziplin, welche die Bitterkeit der Handlung überdeckt. Nie verlieren die Charaktere die Ruhe, so dass jegliche Interaktion in völlig gesitteter Atmosphäre stattfindet. Wie Mehltau hat sich diese Ruhe breit gemacht, welche ein erfolgreiches Ausbrechen verhindert.

Bildqualität

Schwarzer EngelDas Bild kommt nicht ohne Verschmutzungen und leichte Verregnung sowie ein paar zarte Laufstreifen aus. Diese analogen Beeinträchtigungen treten aber nur selten in Erscheinung. Die Schärfe ist vor allem angesichts des Filmalters sehr ordentlich. Ein bisschen waschen die Konturen jedoch aus. Gegenüber dem ähnlich gelagerten Film „Die blaue Dahlie“ weist das Bild einen höheren Detailreichtum auf. Der Kontrast überzeugt mit einer ausdrucksstarken Schwarzweiß-Zeichnung. Das Bild fällt oftmals recht körnig aus, ohne dass sich das störend in den Vordergrund spielt. Sonstige Rauschmuster treten nicht in Erscheinung.

Tonqualität

Für den Ton gelten die üblichen Ausführungen zu älteren, aber ordentlichen Mono-Spuren. Die Dialoge sind in beiden Fassungen klar und verständlich. Während der englische Ton organischer in die Umgebung eingefügt ist, wirkt die deutsche Synchronisation durch die Überbetonung der Dialoge künstlich. Zudem fällt sie ein wenig dumpfer aus, als die englische Fassung.

Extras

Neben dem Trailer und einer Bildergalerie ist ein 11seitiges Booklet enthalten, das ein paar Informationen zur Produktionsgeschichte liefert und den Film inhaltlich interpretiert.

Fazit

„Schwarzer Engel“ ist ein Film der zerplatzten Träume, ein Film, in dem die Sonnenseite des Lebens nur als glitzernde Show auftaucht. Dank guter Schauspieler und einer Kameraarbeit, die visuelle Kontrapunkte zum düsteren Geschehen setzt, entwickelt sich der Film zu einem sehr guten Vertrete des „Film Noir“. Technisch ist die DVD angesichts des Filmalters sehr ordentlich.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Black Angel (USA 1946)
Länge 78 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Roy William Neill
Darsteller Dan Duryea, June Vincent, Peter Lorre, Broderick Crawford, u.a.
Format 1:1,33 (4:3)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch
Untertitel Englisch
Extras Bildergalerie, Trailer, 11seitiges Booklet
Preis ca. 15 EUR
Bewertung sehr gut, technisch sehr ordentlich