Narzistischer
Totentanz
Schloss
des Grauens
Italienische
Regisseure liebten es, in den 60er Jahren gotische Horrorfilme zu
drehen. Neben dem unvergleichlichen Meister Mario Bava wagte auch
Antonio Margheriti, besser bekannt unter seinem Pseudonym Anthony
M. Dawson, Ausflüge in dieses Genre. Für "Schloss des
Grauens" wurde zugleich die britische Gruselfilm-Ikone Christopher
Lee verpflichtet, der hier einen zwielichtigen Schlossverwalter mit
einer verdächtigen Narbe im Gesicht spielt. Man sieht also, dass
sich der Film nicht scheut, auf Trivialklischees zurückzugreifen.
Im jonglieren mit solchen Elementen liegt sein Reiz. Neben dem zwielichtigen
Verwalter halten sich der Besitzer des Anwesens und seine Frau auf
dem weitläufigen Gelände auf. In der Nacht hört die
Frau seltsame Geräusche, die sie zu einem brutalen Folterinstrument
führen, der berüchtigten eisernen Jungfrau. Das im Mittelalter
beliebte Gerät ähnelt einem Sarkophag, bei dem sich eiserne
Metallspitzen in einen eingeschlossenen Körper bohren, wenn der
Sarkophag geschlossen wird. Als die Frau des Schlossbesitzers die
eiserne Jungfrau öffnet, entdeckt sie eine blutige Leiche und
erleidet einen Zusammenbruch. Ihr Mann versucht sie zu beruhigen,
aber es dauert nicht lange, bis seine Behauptung, sie habe sich alles
nur eingebildet, durch weitere grausige Ereignisse an Glaubwürdigkeit
verliert.
Die Figuren wirken allesamt wie alte Bekannte. Der zwielichtige Verwalter
wird durch eine schwarz gekleidete Haushälterin mit strenger
Frisur und ebensolchem Blick unterstützt. Ein Polizist bringt
die entsprechende Kriminalfilmatmosphäre in das Werk. Gewittergrollen
und zuckende Blitze, Frauenschreie und düstere Gewölbe gehören
zu den Spannungselementen, die in keinem gotischen Horrorfilm fehlen
dürfen. Das Schloss selbst besitzt bereits eine morbide Ausstrahlung
und Christopher Lee als bekanntester unter den Darstellern macht den
klassischen Reigen perfekt. Margheriti weiß um die notwendigen
Elemente und führt sie routiniert in "Schloss des Grauens"
ein. Fein gestaltete Bilder verbinden sich mit den Trivialelementenzu
einem vergnüglichen Gruselstoff. Nur der Schnitt ist an der einen
oder anderen Stelle etwas ungeschickt.
"Schloss des Grauens" wird erstmals
in ungeschnittner Fassung präsentiert,denn Anfang der 60er
Jahre musste der Nazi-Hintergrund der Scheere weichen.
Bildqualität
Bei
dieser DVD-Veröffentlichung ist es mal wieder an der Zeit, begeistert
zu sein. Das Bild erstrahlt in einer zeitlos guten Schärfe und
nur ganz selten einmal treten Bilddefekte auf. Die Farben, das Herzstück
eines gotischen Horrorfilms, sind ein Traum an Frische und Kräftigkeit.
Schwarzlevel und Kontrast sind wunderbar. Lediglich die Detailwiedergabe
fällt in den dunklen Szenen etwas schwächer aus. Rauschmuster
sind keine zu erkennen.
Tonqualität
Der
Mono-Ton siedelt sich in guten Regionen an. Sowohl die deutsche als
auch die italienische Tonspur sind sehr gut zu verstehen. Vor allem
die Musik kommt wunderschön zur Geltung. Während der italienische
Ton etwas dumpfer ausfällt, neigt die deutsche Fassung zu leichtem
Klirren in den Höhen.
Extras
Bildergalerie
und Trailer.
Fazit
"Schloss
des Grauens" mixt die klassischen Elemente eines gotischen Horrorfilms
mit einer visuell ansprechenden Farbdramaturgie. Düstere Gewölbe
und Kriminalfilmelemente sorgen für ein Gruselvergnügen.
Technisch ist die DVD ausgezeichnet. Vor allem das Bild ist ein Genuss.
Stefan Dabrock
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Originaltitel |
La
vergine di Norimberga (Italien 1963) |
Länge |
80
Minuten (Pal) |
Studio |
Koch
Media |
Regie |
Antonio
Margheriti |
Darsteller |
Christopher
Lee, Rosanna Podestà, Georges Rivière, u.a. |
Format |
1:1,85
(16:9) |
Ton |
2.0
Mono Deutsch, Italienisch |
Untertitel |
Deutsch |
Extras |
Bildergalerie,
Trailer |
Preis |
ca.
15 EUR |
Bewertung |
gut,
leider kaum Extras |
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