Permanente Hölle

Sasori - Skorpion

zu den anderen Sasori-Filmen

Das Genre des Frauengefängnisfilms ist nicht gerade reich an guten Filmen. Fast immer handelt es sich dabei um besonders schmierige Werke, die ihre Charaktere nicht ernst nehmen, sondern nur eine demütigende Szene an die nächste reihen. "Sasori - Skorpion" ist insofern anders, als seine grimmige Finsternis, die im Frauengefängnis herrscht, aus den Figuren und ihren Beziehungen untereinander entwickelt wird. Sleaze mit Anspruch, wenn man akzeptiert, dass es so etwas geben kann.
Nami Matsushima wurde von ihrem Partner, einem Polizisten, in hinterhältiger Weise verraten. Er hat sie als Köder benutzt, um ein paar Verbrecher dingfest zu machen. Dabei hat er auch ihre Vergewaltigung billigend in kauf genommen. Mastushimas Versuch, an ihm sowie den Mitwissern der Aktion Rache zu nehmen, scheitert. Sie wird ins Gefängnis gebracht, wo sie durch die Wärter ebenso gedemütigt wird wie durch weibliche Kapos. Die gesamte Atmosphäre innerhalb des Knasts ist durch brutale Unterdrückung und Psychoterror geprägt. Matsushima nimmt dies scheinbar regungslos in Kauf, aber ihre Stunde der Rache wird kommen.
"Sasori - Skorpion" besitzt im Wesentlichen auch die Szenen, welche aus den schlechten Frauengefängnisfilmen bekannt sind. Die Insassinnen dürfen unter die Dusche, es gibt Auseinandersetzungen zwischen den weiblichen Gefangenen und die Wärter teilen gerne Prügel aus oder greifen zu anderen körperlichen Strafmaßnahmen. "Sasori - Skorpion" weidet sich aber nicht einfach an solchen Szenen und reiht sie ohne dramaturgisches Konzept aneinander, der Film formuliert stattdessen ein Schreckensbild patriachaler Herrschaft. Jegliche ursprüngliche Gewalt innerhalb des Films geht von Männern aus. Die Polizisten bringen den Stein ins Rollen, als sie Matsushima für ihre Falle benutzen. Das Gefängnis wird durch Männer geleitet, die ihre Machtposition auf unrühmliche Weise ausnutzen. Dieser Mikrokosmos wiederum fördert unter den Frauen einzelne Menschen zu Tage, die für Privilegien mit den Machthabern paktieren. Eine Revolte scheitert nicht zuletzt deswegen, weil die Frauen untereinander uneins sind. Hier analysiert "Sasori - Skorpion" auf exemplarische Weise ein gesellschaftliches Machsystem und seine Funktionsweise. Das Gefängnis und die Geschehnisse hinter den stacheldrahtbewehrten Mauern ist letztlich nur ein allegorisches Spiegelbild für die Gesellschaft außerhalb des Knasts. Im Unterschied zum rein spekulativ motivierten Frauengefängnisfilm, bieten sich Matsushima als Hauptfigur echte Entwicklungsmöglichkeiten, die über ein höhnisches Katz-und-Maus-Spiel hinausgehen, bei dem das Drehbuch den Figuren scheinbare Vorteile überlässt, um dann umso demütigender zurück zu schlagen. Darüber hinaus verfügt der Film über eine äußerst sehenswerte, düstere Bildersprache, welche die ausdruckstarke Grimmigkeit der Mangavorlage aufnimmt. Blutrote Himmelsszenarien oder dunkle Regennächte machen aus dem Gefängnis eine von Männern erschaffene permanente Hölle für Frauen.

Bildqualität

Sauber aufgeräumt präsentiert sich der Film in schönem Glanz auf der DVD. Wenn man etwas an der Veröffentlichung bemängeln möchte, dann ist es die Schärfe, die lediglich angenehm ist, vor allem die Konturen verwaschen. Angesichts des Filmalters sieht das Werk aber höchst respektabel aus. Die Farbwiedergabe ist gut. Ganz ohne Rauschen kommt die DVD nicht aus, das hält sich aber Grenzen. Der Kontrast hat leichte Schwierigkeiten, ähnlich farbige Bereiche voneinander abzugrenzen.

Tonqualität

Beide 2.0-Spuren liefern eine gelungene Vorstellung. Rauschen ist fast gar nicht zu hören, Verzerrungen gibt es nicht. Die Dialoge sind klar und verständlich, die Musik ertönt ohne Schwächen.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einem Trailer und der Bildergalerie.

Fazit

"Sasori - Skorpion" schildert in drastischen Bildern die finstere allegorische Geschichte der Nami Matsushima, deren Leid sinnbildlich die gesellschaftlichen Machtverhältnisse vor Augen führt. Technisch ist die DVD gelungen.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Joshuu 701-gô: Sasori (Japan 1972)
Länge 87 Minuten (Pal)
Studio Rapid Eye
Regie Shunya Ito
Darsteller Meiko Kaji, Rie Yokoyama, Isao Natsuyagi, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Japanisch
Untertitel Deutsch
Extras Trailer, Bildergalerie
Preis ca. 20 EUR
Bewertung gut, technisch gelungen