Im Dunstkreis des Galgens

Sasori – Grudge Song

zu den anderen Sasori-Filmen

Nach drei Sasori-Filme zeichnet sich für den vierten Leinwandauftritt nicht mehr Shunya Ito, sondern Yasuharu Hasebe verantwortlich, der ein Art Synthese aus dem handfesten dritten Teil und der Surrealität der ersten beiden Filme gedreht hat. Sasori befindet wieder einmal auf der Flucht und landet bei dem körperlich angeschlagenen Kudo, der ihr Hilft, sich vor der Polizei zu verstecken. Kudo selbst hat ebenfalls negative Erfahrungen mit der Staatsmacht hinter sich. Seine chronischen Verletzungen sind das Ergebnis grober Polizeimethoden, die er während seiner politisch aktiven Phase erdulden musste. Da die Ordnungshüter das Gefühl haben, dass Kudo etwas über Sasoris Schlupfwinkel weiß, schnappen sie sich den ehemaligen politischen Aktivisten, um ihn auf gewalttätige Weise zu verhören. Kurz darauf wird Sasori in ihrem Schlupfwinkel aufgespürt und muss erneut kämpfen. Bereits im dritten Teil wurde das Einzelgängerdasein Sasoris durch ihre Freundschaft zur Prostituierten Yuki aufgeweicht. Hier ist es der ehemalige politische Aktivist Kudo, der Sasoris Vertrauen gewinnen kann. Gemeinsam bilden sie ein gehetztes Außenseiterpaar der Gesellschaft, das ihren Gegnern aus der Mitte des Gemeinwesens ein Dorn im Auge ist. Über die Figur des politisch orientierten Kudo hält eine Realitätsnähe Einzug in das Sasori-Universum, die in den vorangegangenen Teilen nicht vorhanden war. Gleichzeitig baut Regisseur Yasuharu Hasebe die grelle Visualität wieder aus, wenn es um das Duell zwischen Sasori und ihrem Jäger auf Seiten der Polizei geht. Ein Galgen steht mitten in einer öden Landschaft, während Himmel und Abenddämmerung eine gespenstische Atmosphäre aus Blutrot und kühlem Blau gestalten. So formuliert Hasabe einerseits seine Anklage gegenüber einem Gemeinwesen, in dem der einzelne keine Stimme haben darf, und unterfüttert die mythologische Auseinandersetzung zwischen der inkonographischen Sasori-Figur und der Polizei mit dem entsprechend grell-visuellen Hintergrund. Der Ansatz ist erfolgreich, weil es Hasabe gelingt, der Sasori-Figur ihre entrückte Integrität auch in den dreckig-realistischen Szenarien zu belassen. So kann sie unbeschädigt ins surrealistische Finale gehen.

Bildqualität

Die Bildqualität entspricht in etwa der des ersten Teils: Sauber aufgeräumt präsentiert sich der Film in schönem Glanz auf der DVD. Die Schärfe schwankt zwischen gut und angenehm ist, vor allem die Konturen verwaschen. Auffällig ist aber ein oftmaliges Ruckeln bei Kamerabewegungen, dass auf eine unsaubere NTSC-Pal-Wandlung hindeutet. Angesichts des Filmalters sieht das Werk aber höchst respektabel aus. Die Farbwiedergabe ist gut. Ganz ohne Rauschen kommt die DVD nicht aus, das hält sich aber Grenzen. Der Kontrast hat leichte Schwierigkeiten, ähnlich farbige Bereiche voneinander abzugrenzen.

Tonqualität

Beide 2.0-Spuren liefern eine gelungene Vorstellung. Rauschen ist fast gar nicht zu hören, Verzerrungen gibt es nicht. Die Dialoge sind klar und verständlich, die Musik ertönt ohne Schwächen.

Extras

Die DVD enthält ein etwa 30minütiges Interview mit Regisseur Yasuharu Hasebe aus dem Jahr 2006. Darin berichtet Hasabe ausführlich über seine Anfänge beim Nikkatsu-Studio, wo er seine Karriere begonnen hat. Die „Sasori“-Serie wurde demgegenüber von Toei produziert. Natürlich kommt bei seinen ausführlichen Erinnerungen auch der vierte „Sasori“-Teil nicht zu kurz. Ein ebenfalls sehr interessantes Interview.

Eine Bildergalerie und der Trailer runden das Bonusmaterial ab.

Fazit

Der vierte „Sasori“-Teil führt die realistischen Ansätze des dritten Teil und die surrealen Welten der ersten beiden Werke zusammen. Dabei bleibt Regisseur Yasuharu Hasebe dem Charakter der Serie treu und lässt Sasori weiter als mythologische Figur durch eine grausame Welt wandern. Technisch ist die DVD gelungen, wenn man über die schwache Normwandlung hinwegsieht.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Joshuu Sasori: 701-Go Urami-Bushi (Japan 1973)
Länge 89 Minuten (Pal)
Studio Rapid Eye Movies
Regie Yasuharu Hasebe
Darsteller Meiko Kaji, Mazakazu Kamura, Yayoi Watanabe, Yumi Kanai, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Japanisch
Untertitel Deutsch
Extras Interview mit Yasuharu Hasebe, Bildergalerie, Trailer
Preis ca. 38 EUR im Boxset
Bewertung gut, technisch jenseits der schwachen Normwandlung gelungen