In der Kanalisation

Sasori – Den of the Beast

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Nami Matsushima, genannt Sasori, ist und bleibt eine mythologische Rächerfigur, auch wenn sie sich inzwischen aus den irrealen Gefängnis- und Flucht-Szenarien der ersten beiden Teile bis in die bittere Realität der Stadt vorgekämpft hat. Hier sitzt die entflohene Strafgefangene in einer U-Bahn, als die Zivilpolizei sie festnehmen will. Einer der Ordnungshüter bezahlt den Versuch mit einer abgetrennten Hand und Sasori entkommt. Sie findet schließlich Unterschlupf bei der Prostituierten Yuki, die sich Ärger mit der Unterwelt einhandelt, weil sie ohne deren Erlaubnis anschaffen geht. Als ein Handlanger des Bordellsyndikats die Identität Sasoris herausfindet, da ihre Fahndungsplakate in der ganzen Stadt aufgehängt sind, geraten die beiden Frauen weiter unter Druck. Sasori flüchtet sich schließlich sogar in die Kanalisation, deren Ausgänge durch den geballten Polizeiapparat bewacht werden. Auf diese Weise hofft die Staatsmacht, die flüchtige Frau mürbe machen zu können. Die großen surrealen, visuellen Momente der ersten beiden Teile, wenn sich ein Wasserfall rot färbt oder der Himmel zu explodieren scheint, fehlen in der dritten Auflage der Sasori-Saga. Shunya Ito treibt die Heldin diesmal in handfeste Gefilde des gesellschaftlichen Abseits. Im Milieu der Prostituierten versucht Sasori unterzutauchen, aber den Ort, an dem der Frieden zu Hause ist, findet sie dort auch nicht. Sie bleibt eine Getriebene ohne Aussicht auf ein ruhiges Dasein. Bis zur Erschöpfung gehetzt muss sie schließlich dahin gehen, wo sich niemand sonst mehr aufhält, in die Kanalisation. Hier ist die mythologische Figur ihren Verfolgern überlegen, die nach ein paar Opfern entscheiden, lieber an der Oberfläche zu warten, bis Sasori vor Erschöpfung aufgibt. Aber der Mythos kann seinem Wesen nach gar nicht sterben, egal wie sehr die Realität versucht, ihm seine Regeln einzuimpfen. Und so wirkt „Sasori – Den of the Beast“ eine wenig wie der Versuch, seine Hauptfigur dem Feuer der groben Wirklichkeit auszusetzen, um letztendlich den speziellen Charakter Sasoris herauszuarbeiten. Sie ist die Inkarnation des schlechten Gewissens einer gewalttätigen Gesellschaft, das sich nicht einfach ausmerzen lässt. Frieden wird sie nur finden, wenn ihre Umgebung Frieden findet.

Bildqualität

Die Bildqualität entspricht in etwa der des ersten Teils: Sauber aufgeräumt präsentiert sich der Film in schönem Glanz auf der DVD. Die Schärfe schwankt zwischen gut und angenehm ist, vor allem die Konturen verwaschen. Auffällig ist aber ein oftmaliges Ruckeln bei Kamerabewegungen, dass auf eine unsaubere NTSC-Pal-Wandlung hindeutet. Angesichts des Filmalters sieht das Werk aber höchst respektabel aus. Die Farbwiedergabe ist gut. Ganz ohne Rauschen kommt die DVD nicht aus, das hält sich aber Grenzen. Der Kontrast hat leichte Schwierigkeiten, ähnlich farbige Bereiche voneinander abzugrenzen.

Tonqualität

Beide 2.0-Spuren liefern eine gelungene Vorstellung. Rauschen ist fast gar nicht zu hören, Verzerrungen gibt es nicht. Die Dialoge sind klar und verständlich, die Musik ertönt ohne Schwächen.

Extras

Die DVD enthält ein etwa 40minütiges Interview mit Regisseur Shunya Ito aus dem Jahr 2006. Darin geht es um die Anfänge seiner Karriere und vor allem um die „Sasori“-Serie sowie die Zusammenarbeit mit Sasori-Darstellerin Meiko Kaji. Ito berichtet ausführlich und legt seine persönlichen Ansichten dar. Manches bewertet er in der Rückschau anders, als es er damals gesehen hat. Ein sehr interessantes Interview.

Eine Bildergalerie und der Trailer runden das Bonusmaterial ab.

Fazit

Der dritte „Sasori“-Teil versetzt die mythologische Hauptfigur in ein schmutziges Großstadtszenario, das nicht mehr die surreale Abgeschiedenheit der ersten beiden Filme besitzt. Shunya Ito verleiht seiner Saga auf diese Weise neue Aspekte, die den Reiz des Films ausmachen. Technisch ist die DVD gelungen, wenn man über die schwache Normwandlung hinwegsieht.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Joshuu Sasori: Kemono-Beya (Japan 1973)
Länge 87 Minuten (Pal)
Studio Rapid Eye Movies
Regie Shunya Ito
Darsteller Meiko Kaji, Mikio Narita, Yayoi Watanabe, Tomoko Mayama, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Japanisch
Untertitel Deutsch
Extras Interview mit Shunya Ito (Regie), Bildergalerie, Trailer
Preis ca. 38 EUR im Boxset
Bewertung gut, technisch jenseits der schwachen Normwandlung gelungen