Auf der weiterhin beliebten Welle des Zombiefilms reitet auch Steven C. Millers „Run for Blood“, der als erster Teil einer Trilogie konzipiert sein soll. Laut imdb ist für 2010 der zweite Teil angekündigt, wobei der Produktionsstatus nicht genannt wird. „Run for Blood“ bricht seine Handlung mit einem dramatischen Cliffhanger ab, so dass er weniger wie der Anfang einer Spielfilmtrilogie wirkt, sondern an den Piloten einer Fernsehserie erinnert. Die Handlung trägt sich in einer amerikanischen Kleinstadt zu, wo aus dem Nichts Zombies auftauchen. Die jugendlichen Hauptfiguren geraten in das sich immer weiter ausbreitende Zombieinferno, so dass sie ums Überleben kämpfen müssen. Dabei bleibt ihnen überhaupt keine Zeit, die Situation zu verstehen, denn die Dynamik der Zombieplage nimmt stetig an Wucht zu. Flucht und Kampf bleiben die einzigen möglichen Handlungsmuster.
Steven C. Miller hält sich nicht lange mit einem bedächtigen Spannungsaufbau auf, der die Situation langsam etabliert. Sehr schnell tauchen die ersten Zombies auf, die sich blitzartig auf die bekannte Weise verbreiten. Im Vordergrund des Films stehen teilweise deftige Effekte, die vor Unterkiefern, Augen und sonstigen Körperteilen nicht halt machen. Die Härte, mit denen das Treiben der Zombies charakterisiert wird, um die Gefahr auch physisch spürbar werden zu lassen, korrespondiert mit der hysterischen Atmosphäre, die ab einem frühen Zeitpunkt nur noch die Bewegung als einziges Element der filmischen Handlung kennt. Der englischsprachige Begriff für Kinofilme „motion pictures“ spiegelt sich konsequent darin wieder, dass die Hauptfiguren kaum einmal durchatmen können, wenn sie immer wieder von A nach B hetzen, wobei die Zombies hinter jeder Ecke lauern können. Diese brachiale Energie kommt „Run for Blood“ zu Gute, während er an anderer Stelle auf filmischer Ebene völlig versagt. Der Hysterie und der Härte steht nämlich leider kein sorgfältig in Szene gesetzter Part gegenüber, der eine Art Balance schaffen könnte, um das Abgleiten in eine Beliebigkeit der Bewegungs- und Gewalteffekte zu verhindern. Oder anders ausgedrückt: Der ganze rasante Budenzauber steht nicht im Dienste irgendwelcher Figuren, eines nachvollziehbaren Ablaufs der Ereignisse oder eines atmosphärischen Konzeptes, das über die Effekte hinaus geht. Die größte Schwäche ist sicherlich die mangelhafte Etablierung der Örtlichkeiten. Der räumliche Bezug zwischen der Schule, den Häusern der Hauptfiguren, dem Zentrum der nächsten Stadt und anderen Handlungsorten bleibt unklar, so dass ein Verständnis für Entscheidungen der Jugendlichen („Wir müssen zur Schule“) nicht entstehen kann. Es ist unmöglich, zu bewerten, ob eine solche Idee sinnvoll ist, und wenn sie sinnvoll ist, entsteht daraus kein Spannungsdrama, weil die Gefahr nicht eingeschätzt werden kann.
Denn neben der Entfernung zwischen A und B, die der Film nicht verrät, erzählt er einem auch nicht, wo Zombies sind und wo nicht. Sie tauchen vielmehr plötzlich an Stellen auf, die zuvor noch leer gewesen sein müssen, wenn die Protagonisten nicht eine riesige Horde in unmittelbarer Nähe übersehen haben wollen. Sie sind deswegen nur noch ein beliebiger Spielball des Regisseurs, der sie immer dann auftreten lässt, wenn die Handlung zu erlahmen droht. Das geht auf Kosten der Spannungsnarration, denn wenn das Auftauchen der Gefahr so beliebig ist, dann ist es auch das Überleben der Gefahr. Steven C. Miller legt so auf unangenehme Weise offen, dass die Figuren nicht aufgrund eigener Fähigkeiten am Leben bleiben, sondern weil es im Drehbuch steht. In gleicher Weise versäumt Miller auch eine Inszenierung der Handlungsorte selbst. Die Räume eines Hauses, in dem eine Party stattfindet, die durch Zombies heimgesucht wird, stehen isoliert nebeneinander. So gelingt es Miller kaum, zu vermitteln, in welcher Gefahr eine Figur überhaupt schwebt, die sich in einem Raum eingeschlossen hat. Da der Zufluchtsort ebenso gut im Erdgeschoss wie im ersten Stock sein könnte, könnte die Gefahr groß oder klein sein. Aus dem Fenster des Erdgeschosses wäre die Flucht leicht möglich, aus dem ersten Stock wäre es schon schwieriger. Gleichzeitig ist nicht zu sehen wie viele Zombies sich vor dem Haus befinden. Das steigert aber nicht etwa die Spannung, denn dazu müsste Miller eine sich langsam entwickelnde klaustrophobische Szenerie etablieren, sondern es sorgt nur für dramaturgische Konfusion.
Deswegen besitzt „Run for Blood“ auch keine Atmosphäre jenseits des reinen Effektes. Deswegen hängen viele Handlungsteile in der Luft, ohne dass sie nachvollziehbar sind. Deswegen sind die Figuren nur ein Spielball des Regisseurs. Und nur deswegen benötigt Miller überhaupt das hohe Tempo, um das alles notdürftig zu verdecken. Das gelingt ihm immerhin recht leidlich, so dass der Film ein gewisses Unterhaltungspotential nicht verleugnen kann. Der zweite Teil sollte aber deutlich sorgfältiger werden, sonst geht die Trilogie völlig baden.
Bildqualität
Es ist natürlich grundsätzlich begrüßenswert, wenn auch ein solcher Titel auf Bluray erscheint, aber das DVD-Produktionsteam müsste schon viel falsch gemacht haben, wenn die Bluray der DVD in Sachen Bildqualität überlegen wäre. Gleich zu Beginn informiert Regisseur Steven C. Miller mittels Texttafel, dass das ranzige Aussehen des Films Absicht ist. Die Bluray kann deswegen natürlich ihr Potential nicht entfalten. Das Bild ist grobkörnig, matschig, weist teilweise einen flauen Kontrast auf und besitzt reduzierte Farben. All das ist keine Schwäche der Bluray, die das visuelle Konzept vielmehr hervorragend reproduziert. Möglicherweise könnte das Stilmittel die Atmosphäre des Films steigern, wenn er dramaturgisch besser geraten wäre. Digitale Rauschmuster sind nicht vorhanden.Tonqualität
Auch die 5.1-Tonspuren bieten keine besonders räumliche Qualität. Die Dialoge sind klar und verständlich, die vorderen Lautsprecher werden auch in ihrer Bandbreite gut genutzt, die hinteren Lautsprecher haben aber weitgehend frei. Insgesamt ist der Ton in Ordnung.Extras
Der Audiokommentar mit Steven C. Miller (Regie), William Clevinger und Mark Thalman (beide Produktion) enthält vor allem Anekdoten der Dreharbeiten sowie in dosierter Form Ausführungen der drei Horrorfilmfans über ihr Genreverständnis, das sie bei „Run for Blood“ umsetzen wollten. Insgesamt ein ganz netter Kommentar ohne besondere Stärken.
Das Making Of (etwa 26 Minuten) beschreitet einen ähnlichen Weg wie der Audiokommentar, bietet neben den Interviewschnipseln aber auch noch B-Roll-Material, das die Informationen veranschaulicht. Insofern zeichnet es die Drehbedingungen recht gut nach. Ein ansprechendes Making Of, das natürlich auch nicht ganz ohne die üblichen Lobpreisungen auskommt.
Die Deleted Scenes wurde zu einer zweieinhalbminütigen Rolle zusammen geschnitten. Besonders spektakulär oder faszinierend sind sie nicht, aber durchaus ganz nett. Zwei Musikvideos („Can you hear me now“ von Blinded Black und „Arsenaholic/Guillotines Third Symphony“ von Dance Floor Tragedy), Steven C. Millers Kurzfilm „ Suffer or Sacrifice“ sowie der Trailer bilden den Abschluss des Bonusmaterials. Deutsche Untertitel sind beim Bonusmaterial nicht vorhanden.
Fazit
Regisseur Steven C. Miller hat mit „Run for Blood“ bewiesen, dass es möglich ist, mit viel Herzblut einen Film unter schwierigen Bedingungen auf die Beine zu stellen. Das Ergebnis setzt mangels eines brauchbaren Drehbuchs und mangels ausreichender Drehzeit, die Örtlichkeiten inszenatorisch zu erfassen, auf einen Krawall der Effekte. Tempo und graphische Härte prägen das Werk. Technisch ist die Bluray gut, dürfte aber kaum besser als die DVD sein, da das Ausgangsmaterial das nicht zulässt.Stefan Dabrock
Originaltitel | Automaton Transfusion (USA 2006) |
Länge | 75 Minuten (24p) |
Studio | Sunfilm |
Regie | Steven C. Miller |
Darsteller | Garrett Jones, Juliet Reeves, William Howard Bowman, Rowan Bousaid, Ashley Elizabeth Pierce, u.a. |
Format | 1:2,35 (16:9) |
Ton | DTS-HD 5.1 Deutsch, DD 5.1 Englisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Audiokommentar mit Steven C. Miller (Regie, Drehbuch), William Clevinger und Mark Thalman (beide Produktion), Making Of, u.m. |
Preis | ca. 24 EUR |
Bewertung | sehr durchwachsen, technisch gut |