Geht es nach dem Willen der vielen Genre-Filmemacher, dann sind amerikanische Provinzkäffer die Brutstätte Nummer Eins für irre Killer, die vorzugsweise Teenager über die Klinge springen lassen. Das verschlafene Rockville ist so ein Kaff und gleich zu Beginn rafft ein entsprechender Killer ein paar Teenager bei deren privater Feier eines gewonnenen Football-Spiels dahin. Das ruft den Sheriff, den Hilfssheriff und Detective Amy Rodgers auf den Plan. Da sie befürchten, dass der Mörder noch nicht genug haben könnte, wollen sie so schnell wie möglich handfeste Ermittlungsergebnisse zu Tage fördern. Für den Hilfssheriff entwickelt sich der Mordfall schnell abseits routinierter Pfade, als ihm sein Vater sowie der Sheriff ein lange gehütetes Geheimnis aus der Vergangenheit enthüllen. Jetzt muss der Hilfssheriff nicht nur den Killer, sondern auch noch seine eigene Identität finden, die empfindlich aus den Fugen geraten ist.
Die Idee, in „The Rockville Slayer“ nicht nur einen Mörder auftreten zu lassen, sondern eine der Hauptfiguren gleich in eine Identitätskrise zu schicken, deren Ursprünge untrennbar mit dem Sozialgefüge des kleinen Kaffs Rockville verbunden ist, hätte eine gute Grundlage für eine Verbindung aus Drama und Horrorspannung sein können. Das scheitert an der fehlenden filmischen Verbindung beider Elemente, erschwerend kommt der Mangel an Spannungsinszenierung hinzu. Die Krise des Hilfssheriffs wird fast vollständig vom Auftreten des Killers getrennt, so dass Regisseur Marc Selz zum einen die Chance vertut, eine effektive Verdichtung aus innerer und äußerer Krise zu erzeugen, zum anderen dafür sorgt, dass der Film in uneinheitlicher Art und Weise zwischen Horror und Drama wechselt. Wenn das Drama dran ist, dann hat die Mördergeschichte Pause und umgekehrt. Nur ganz selten blitzen kurze Überlappungen auf, die jedoch den Eindruck nicht nachhaltig korrigieren können. Ein solches Maß an klarer Gliederung steht vielleicht jeder theoretischen Abhandlung über ein beliebiges Thema gut zu Gesicht, eine filmische Erzählung hingegen verliert ihr Substanz, da Lebenssituationen stets organischer und verworrener sind. Dass Marc Selz darüber hinaus kaum in der Lage ist, Suspense oder andere Formen der Spannungsinszenierung zu bedienen, verschlechtert die Bilanz des Films weiter.
Bildqualität
Laut Aussage des Regisseurs Marc Selz wurde der Film auf HD-Material gedreht. Folgerichtig weist das Bild keinerlei Dreckspuren oder sonstige Störungen auf. Die Schärfe ist zumeist gut, nur in einigen wenigen Szenen waschen die Konturen leicht aus. Die Farbwiedergabe überzeugt mit kräftigen Tönen, die der visuellen Atmosphäre des Films gut tun. Der intensive Kontrast sorgt in Verbindung mit dem tiefen Schwarzwert zwar für ein ausdrucksstarkes Bild, ein paar Details werden aber bei dunklen Bildern verschluckt. Nennenswertes Rauschen tritt nicht auf.Tonqualität
Die 2.0-Tonspuren erledigen ihre Aufgabe mit routinierter Klasse. Die Dialoge sind klar und verständlich, für atmosphärische Effekte wird die Bandbreite der vorderen Lautsprecher genutzt. Rauschen existiert nicht. Wer es unbedingt möchte, kann sich auch einen deutschen 5.1-Upmix anhören.Extras
Der Audiokommentar des Regisseurs Marc Selz und des Filmmusikkomponisten Karl Sundstrom geht auf verschiedene Aspekte des Films ein. Die beiden plaudern über den dramaturgischen Sinn einzelner Szenen, gehen auf die Leistung der Schauspieler ein, bewerten die Kameraarbeit, haben ein paar Anekdoten parat und speziell Karl Sundstrom erläutert den Musikeinsatz sowie die Art der Kompositionen im Hinblick auf atmosphärische Wirkung, die erzielt werden soll. Die Mischung der Themen überzeugt, da die beiden den Film in seinen verschiedenen Einzelteilen substantiell analysieren. Darüber hinaus erfährt man noch, dass David Lynchs „Twin Peaks“ sowie die Regisseure John Carpenter, Wes Craven und Brian de Palma zu den Inspirationsquellen Selz' gehören. Leider sind die guten Vorbilder nur als sehr zaghaftes Echo innerhalb des Films erkennbar.
Die drei geschnittenen Szenen fügen dem Film keine zusätzlichen Aspekte hinzu, sie überzeugen auch nicht als einzelne Miniaturen. Trailer und Teaser runden das Bonusmaterial ab.
Fazit
Marc Selz nennt mit John Carpenter, Wes Craven und Brian de Palma die richtigen Vorbilder sein eigen, kann an deren Qualitäten leider nicht ansatzweise anknüpfen. Die Dramaturgie aus innerer Krise des Deputy-Sheriffs und Horrorspannung bietet viele Möglichkeiten, die angesichts der sperrigen Trennung beider Aspekte nicht genutzt werden. Auch als reiner Spannungsfilm versagt „The Rockville Slayer“ mangels entsprechender Inszenierung. Technisch ist die DVD gut.Stefan Dabrock
Originaltitel | The Rockville Slayer (USA 2004) |
Länge | 88 Minuten (Pal) |
Studio | Atomik-Films |
Regie | Marc Selz |
Darsteller | Circus Szalewski, Nicole Buehrer, Joe Estevez, Robert Z'Dar, u.a. |
Format | 1:1,85 (16:9) |
Ton | DD 5.1 Deutsch, DD 2.0 Englisch, Deutsch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Audiokommentar, Trailer |
Preis | ca. 12 EUR |
Bewertung | schwach, technisch gut |