Mit dem Wald im Bunde

Robin Hood – Staffel 1

Filmische Umsetzungen der Robin-Hood-Legende gibt es einige und auch Anfang der 80er Jahre konnte der Erfinder der Robin-Hood-Fernsehserie Richard Carpenter auf eine Vielzahl an Vorbildern zurück blicken. Aus diesem Grund überlegte sich Carpenter, der übrigens auch für „Catweazle“ verantwortlich ist, wie er dem Mythos neues Leben einhauchen könnte. Seine entscheidende Veränderung gegenüber den früheren Versionen war die Einführung einer spirituellen Figur mit dem Namen Herne, der Jäger. Dabei handelt es sich um einen Vertreter der Kräfte des Waldes, welcher Robin auf seinem Weg leitet, eine Art spiritueller Führer. Dadurch hält ein phantastisches Element Einzug, das es zuvor nicht gegeben hat. In seinen guten Momenten ergibt sich daraus eine kraftvolle Verbindung zwischen Robin Hoods Bande und dem Wald, aus der die Gesetzlosen ihre Überlegenheit gegenüber den arroganten Normannen beziehen, die England zu der Zeit beherrschen. In seinen schlechten Momenten erschöpft es sich in kitschigen New-Age-Bildern, so zum Beispiel am Ende der zweiten Folge, wenn Marion, die einen Blumenkranz im Haar trägt, und Robin eine Art Trauungszeremonie durchführen, während die Szenerie in harmonisch wirkendes Sonnenlicht getaucht ist. Dazu erklingt die esoterisch angehauchte Musik der irischen Band Clannad. Insgesamt bleibt die Serie aber ein erfreuliches Ereignis in der TV-Landschaft, da sie eine raue, auch mal hitzköpfige Robin-Hood-Truppe portraitiert, deren Leben auch andere Seiten als die romantische Idee zu bieten hat. Die englischen Drehorte erweisen sich ebenfalls als großer Vorteil, wie auch die Schauspieler sehr gute Arbeit leisten. Auch wenn Michael Pread als Robin Hood optisch ein Kind der 80er Jahre ist, überzeugt seine dynamische Darstellung eines Helden, der nicht ohne weiteres der unangefochtene Führer der Truppe ist. Neben Judi Trott als Marion, die eine entrückte Präsenz ausstrahlt, gehört vor allem Nickolas Grace als Sheriff von Nottingham zu den Stärken der Serie. Er verleiht dem Widersacher Robin Hoods die manische Aura eines Besessenen. Ganz wichtig auch die Information, dass die Serie nun ungeschnitten vorliegt, für die deutsche Fernsehauswertung wurde die Serie um ein paar Szenen gekürzt.

Bildqualität

Das Material kann sein Alter nicht verbergen. Die meisten Szenerien wirken leicht grieselig, was sich auch auf die Schärfe auswirkt, die zwischen angenehm und schwächer schwankt, insgesamt aber noch im Rahmen bleibt. Die Farben sind ein bisschen ausgewaschen, sorgen aber meistens noch für eine gelungene Atmosphäre. Letztlich besitzt die Serie einen etwas ungeschliffenen Look, der so auch auf die DVD übertragen wurde. Größere Schwächen treten nicht auf.

Tonqualität

Der englische Originalton nutzt die vorderen Boxen aus und bietet in den Kämpfen beziehungsweise der Musikwidergabe eine dynamische Kulisse. Die Dialoge sind klar und verständlich. Demgegenüber wirkt die Synchronisation etwas künstlicher, bietet aber ebenfalls eine gute Qualität.

Extras

Zu den ersten beiden Folgen (“Der magische Pfeil“, „Der Wettkampf“) und der letzten Folge („Richard Löwenherz“) sprechen Regisseur Ian Sharp und Drehbuchautor Richard Carpenter jeweils einen Audiokommentar. Dabei gehen sie sehr lebhaft auf die Drehorte, die Drehbedingungen und ihre persönliche Vision ein, die Robin-Hood-Legende für das Fernsehen neu zu erzählen. Ihre Ausführungen beinhalten teilweise auch szenenspezifische Kommentare zur Inszenierung und der dramaturgischen Funktion, so dass man hier eine Fülle an nützlichen Informationen bekommt. Sehr gute Audiokommentare. Das 60minütige Making Of bietet eine Mischung aus relativ aktuellen Interviews mit den Darstellern sowie anderen an der Produktion Beteiligten und alten Setaufnahmen. Dabei geht es unter anderem um den damaligen Ansatz, die Robin-Hood-Legende neu zu bearbeiten. Darüber hinaus erinnern sich alle Beteiligten an die Dreharbeiten, haben Anekdoten dazu parat und berichten ausführlich über den Entstehungsprozess der Serie. Ebenfalls sehr sehenswert. Der 25minütige Beitrag „The Electric Theatre Show“ ist eine Art Making Of aus dem Jahr 1983, also aus dem Entstehungsjahr der ersten Staffel. In Setinterviews und mit B-Roll-Material wird die Serie dem damaligen Publikum vorgestellt. Informationen zur Robin-Hood-Legende gehören ebenfalls dazu wie Aussagen der Darsteller zur Rolleninterpretation oder anderen Aspekten der Dreharbeiten. Ein interessantes historisches Dokument. Der 68minütige Zusammenschnitt des nicht verwendeten Materials der „The Electric Theatre Show“ ist demgegenüber etwas ermüdend, da hier viele völlig stumme Aufnahmen der Dreharbeiten zu sehen sind. Als brauchbar erweisen sich vor allem die Interviews, die es nicht in den sendefähigen Betrag geschafft haben. Die 9minütige Outtake-Rolle zeigt auf eindrucksvolle Weise, was alles beim Dreh daneben gehen kann. Die Promo-Aufnahmen der Band Clannad (etwa 12 Minuten) sind völlig sinnlos, da sie keinen Ton besitzen. Eine Bildergalerie rundet das Bonusmaterial ab. Auch das ausführliche Booklet (24 Seiten) ist lohnenswert, da hier weitere Hintergrundinformationen zu finden sind.

Fazit

Robin Hood gehört trotz ein paar zwiespältig verkitschter Elemente zu den sehenswerten TV-Serien. Die vorliegende Box von Koch Media bietet neben einer ordentlichen Bild- und Tonqualität eine Fülle an interessantem Bonusmaterial, die den Kauf rechtfertigt.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Robin of Sherwood (GB 1983)
Länge 6 Folgen á 48 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Ian Sharp
Darsteller Michael Praed, Judi Trott, Ray Winstone, Clive Mantle, Nickolas Grace, Phil Rose, u.a.
Format 1:1,33 (4:3)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Audiokommentare von Ian Sharp (Regie) und Robert Carpenter (Drehbuch) zu den Episoden “Der magische Pfeil“, „Der Wettkampf“ und „Richard Löwenherz“, Making Of, Bildergalerie, u.m.
Preis ca. 27 EUR
Bewertung gut mit zwiespältigen Elementen, technisch ordentlich