Robert Altmans großartiger Film „The Company“ über eine Ballettruppe markierte 2003 einen Wendepunkt im Schaffen des Regisseurs, dessen vorherige Werke oftmals die Grimmigkeit eines verbitterten Menschenfeindes ausstrahlten. „The Company“ durchweht eine Altersmilde, die es Altman gestattete, die Menschen würdigen zu können. Das setzte er auch in seinem letzten Film „A Prairie Home Companion“ fort, dessen deutscher DVD-Titel „Robert Altman's Last Radio Show“ lautet. Als Erzähler fungiert der ehemalige Privatdetektiv und jetzige Sicherheitsberater der titelgebenden Radio Show Guy Noir. Es ist sein letzter Arbeitstag in dieser Funktion, da der Sender verkauft wurde. Die neuen Eigentümer wollen aus dem Theater, in dem die Show A Prairie Home Companion produziert wird, einen Parkplatz machen. Der Kopf und Moderator der Show, die vor Live-Publikum eine Revuemischung aus Comedy und Country-Musik präsentiert, zeigt sich vom Ende der Sendung jedoch völlig unbeeindruckt. Wie an jedem anderen Abend zieht er sein Konzept durch, während sich in den Garderoben und Gängen eine wehmütige Stimmung breit macht.
Das Vorbild für die Radio-Show des Films ist Garrison Keillors tatsächlich existierende Sendung „A Prairie Home Companion“, die seit 1974 erfolgreich ausgestrahlt wird. Das Vorbild für Keillors Konzept sind ähnlich gelagerte Shows aus der Hochzeit des Radios, die schließlich durch das Fernsehen verdrängt wurden. Im Gegensatz zur Filmhandlung wurde Keillors Show natürlich nicht eingestellt, denn Altman nutzt das anachronistische Moment nur, um einen Film über Vergänglichkeit zu drehen. Von der ersten bis zur letzten Minute bebildert er einen langen Abschied von der Kunstform Live-Radio, deren Todesgesang mit dem sanften Flüsterton eines treuen Freundes durch die Gänge und Garderoben des Theaters fliegt. Wehmut, aber auch Friedlichkeit prägen das letzte Zusammentreffen der teilnehmenden Künstler, die wie eine große Familie auf ihrer eigenen Beerdigung erscheinen. Mit sensiblem Gespür für die einzelnen Figuren beobachtet die Kamera unaufdringlich das ebenso betriebsame wie entspannte Treiben neben den eigentlichen Auftritten. Sentimentale Erinnerungen haben darin ebenso ihren Platz wie die Unvermeidlichkeit des Endes, welche der unerwartete Tod eines der Künstler in seiner Garderobe vor Augen führt.
Altmans Abgesang und Hommage auf das Radio sympathisiert mit den letzten Vertretern ihrer Art, die bis zum Schluss weitermachen, weil man einen Traum auch dann noch leben muss, wenn er vorbei ist. So entwickelt sich der Film zu einer metaphorischen Auseinandersetzung mit dem Thema Tod, auf den die unterschiedlichen Menschen differenziert reagieren. Ungerührte Professionalität trifft auf Trauer, Sentimentalität, teilnehmende Beobachtung und Zerstörung. Das Panoptikum der Seelenzustände fügt sich zu einer vielstimmigen Elegie zusammen, die einen berührenderen und tieferen Blick auf die Vergänglichkeit wirft, als es eine finstere Tragödie je tun könnte.
Bildqualität
Das aufgeräumte Bild präsentiert sich mit einer guten Schärfe, die nicht ganz Topwerte erreicht. Das liegt an ganz leichten Konturenunschärfen, die hier und da sichtbar sind. Die Farbwiedergabe wartet mit kräftigen Tönen auf, welche die melancholische Atmosphäre unterstützt. Auch der Kontrast überzeugt durch klare Abstufungen, so dass ein plastisches Bild entsteht. Störende Rauschmuster existieren nicht.Tonqualität
Die beiden 5.1-Spuren liefern einen sehr guten Ton. Das gilt sowohl für die Musiknummern, deren Abmischung mit guter Dynamik aus den Lautsprechern ertönt, als auch für die restlichen Teile des Films. Die Dialoge sind klar und verständlich, Nebengeräusche erzeugen eine gelungene räumliche Atmosphäre. Die beiden 2.0-Spuren liefern eine ordentliche Vorstellung auf den vorderen Boxen.Extras
Auf der ersten DVD ist ein Audiokommentar mit Robert Altman (Regie) und Kevin Kline (Darsteller) zuschaltbar. Der Kommentar bleibt nur selten direkt bei den einzelnen Szenen, stattdessen konzentrieren sich die beiden auf die grundsätzliche Art Altmans, den Filmdreh zu leiten. Kevin Kline übernimmt teilweise die Rolle eines Journalisten, der Altman diverse Fragen zur Schnitttechnik, dem Umgang mit den Schauspielern und zur künstlerischen Intention fragt. Auf diese Weise entsteht ein weitgehend sehr guter Kommentar, der Altmans Arbeitsweise beleuchtet.
Das restliche Bonusmaterial ist auf der zweiten DVD enthalten. Das etwa 50minütige Making Of gleitet zwar oftmals in relativ banale Lobpreisungen auf die Arbeitsatmosphäre am Set ab, bietet aber auch die eine oder andere Hintergrundinformation über die reale Radio-Show „A Prairie Home Companion“ und beleuchtet unter anderem weitere Aspekte wie beispielsweise die Musik. Zahlreiche Darsteller (unter anderem Kevin Kline, Meryl Streep, Lily Tomlyn, etc.) sind in Interviewpassagen zu hören. Bei den Deleted Scenes (etwa 21 Minuten) handelt es sich teilweise um Musikauftritte, die im Film nur unvollständig enthalten sind, weil der Schnitt den Ort der Handlung von der Bühne in die Gänge und Garderoben verlegt. Teilweise sind es Szenen die überhaupt nicht im Film enthalten sind. Lohnenswert ist es in jedem Fall die Musiknummern und eingesprochenen Werbejingles der Radioshowsponsoren in voller Länge hören und sehen zu können. Der OnStage Soundtrack ist den Deleted Scenes sehr ähnlich, präsentiert er doch zahlreiche Instrumentalstücke, einige Jingles und gesungene Lieder, die in der reinen Form nicht im Film zu hören sind. Es handelt sich aber nicht um eine echte Sammlung der gesamten Musik im Sinne eines vollständigen Soundtracks. Das ändert jedoch nichts daran, dass auch dieser Abschnitt eine feine Ergänzung zu den im Film enthaltenen Showteilen darstellt. Der Trailer rundet das Bonusmaterial ab.
Fazit
„Robert Altman's Last Radio Show“ ist ein zartes Werk über tragische und friedliche Aspekte der Vergänglichkeit geworden, das gleichzeitig als mitreißende Hommage an die gute, alte Radiozeit funktioniert. Technisch ist die DVD sehr gut, das Bonusmaterial überzeugt mit einer weitgehend sehr guten Qualität.
Stefan Dabrock
Originaltitel | A Prairie Home Companion (USA 2006) |
Länge | 105 Minuten (Pal) |
Studio | Galileo Medien |
Regie | Robert Altman |
Darsteller | Garrison Keillor, Woody Harrrelson, John C. Reilly, Kevin Kline, Meryl Streep, Lily Tomlin, Virginia Madsen, Lindsay Lohan, L.Q. Jones, u.a. |
Format | 1:2,35 (16:9) |
Ton | DD 5.1 Deutsch, Englisch; DD 2.0 Deutsch, Englisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Audiokommentar von Robert Altman (Regie) und Kevin Kline (Darsteller), Making Of, u.m. |
Preis | ca. 27 EUR |
Bewertung | sehr gut, technisch sehr gut |